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Wilder Schwarzwald

Wilder Schwarzwald/ Black Forest on the wild side
Zwei Tage Schwarzwald liegen hinter mir. Nur mit Rucksack und Kamera. Auf alten, fast nicht mehr vorhandenen Pfaden sind wir durch die Bannwälder des nördlichen Schwarzwaldes marschiert. Gekocht wurde am Lagerfeuer im Naturcamp das irgendwo versteckt im Wald liegt, übernachtet unter dem Sternenhimmel. Obwohl dieses Foto hier gar nicht nach Schwarzwald aussieht, ist es eines meiner Lieblingsfotos von diesem Trip. Alles, was ich in diesen zwei Tagen erlebt habe, ist in diesem Bild enthalten. Abenteuer, Freiheit, Kameradschaft, Natur, Schönheit, draußen unterwegs sein und noch so vieles mehr.
Ich bin in den Wald gezogen, weil mir daran lag, bewusst zu leben, es nur mit den wesentlichen Tatsachen des Daseins zu tun zu haben. Henry David Thoreau. Mit 28 hat sich der amerikanische Schriftsteller auf ein Experiment eingelassen. Er zog an den einsam gelegenen Walden-See in den Wäldern von Massachusetts um fern von aller Zivilisation ein Leben in Einklang mit der Natur zu führen. Sein Buch wurde zu einem Klassiker von dem wir heute noch vieles lernen können.
Mich haben die vergangenen Tage im Schwarzwald sehr an dieses Buch erinnert. Die Reise stand unter dem Thema „Nur 15 Dinge im Gepäck“. Schlafsack, ISO-Matte, ein Becher, Trinkflasche, Löffel, Taschenlampe, Messer, Regenjacke, Hut, Hose und Shirt zum wechseln – mehr haben wir nicht gebraucht . Losgezogen sind wir vom Naturschutzzentrum Ruhestein.
Blick auf den Wilden See
Unter Weg führte zum Wilden See, der sich im ältesten Bannwaldgebiet Baden-Württembergs befindet. Bannwälder sind Reservate, in denen sich der Urwald von morgen entwickelt. In diesen Gebieten ist die Natur sich selbst überlassen, damit sie sich in Ruhe entwickeln kann.
Pfad im Bannwald
Einstieg in den Pfad, der durch das Bannwaldgebiet hinunter zum Wilden See führt.
Großvater-Tanne
Bin ich hier wirklich im Schwarzwald? Ich konnte es kaum glauben, eine so wilde Schönheit zu erleben. Auf totem Gehölz wachen Moose, Flechten, junge Bäumchen. Der abgestorbene Baum wird zum Nährboden. Bizarre, knorrige Bäume, wuchtige Riesen, wie die Großvater-Tanne, säumen den Weg zum Wilden See.
Pfad zum Wilden See
Überwältigt von dem Pfad, der mitten durch einen Urwald führt, berühre ich Bäume, spüre ihre ruppige Rinde, trete über Wurzeln, muss mich bücken und klettern. Bin nicht länger Besucher, der über begradigte Wege geht, sondern werde selbst Teil des Waldes. Ich halte inne, atme tief ein und schließe die Augen.
Wilder See
Der Wilde See ist ein Karsee, der in der Würmeiszeit entstanden ist. Vor rund 12.000 Jahren floss ein kleiner Gletscher durch das obere Schönmünztal. Nach seinem Rückzug hinterließ er eine ausgehobelten Mulde, der einen See aufstaute. Heute ist der Wilde See einer von sieben natürlichen Karseen im Schwarzwald.
Wilder See
Ein See ist das Schönste, Ausdrucksvollste, was einer Landschaft zu eigen ist. Er ist der Erde Auge; wer hineinschaut, misst die Tiefe seines eigenen Wesens. Henry David Thoreau, Walden
im Bannwald
Wir müssen weiter. Noch liegt eine gute Strecke vor uns. Am See haben wir uns eine Pause gegönnt und uns bei Heidelbeerkuchen und Holunderblütensirup gestärkt.
Alter Postpfad
Unser Guide, Charly Ebel, Ranger vom Naturschutzzentrum Ruhestein führte uns auf alten, in Karten nicht mehr verzeichneten Pfaden, die früher von den Postboten genutzt wurden. Unterwegs sahen wir sogar eine Kreuzotter, die sich auf einem Felsen in den Heidelbeerbüschen sonnte.
Lagerfeuer im Naturcamp
Abends am Lagerfeuer im Naturcamp. Heidrun Zeus, Rangerin, hat uns ein Essen im Feuer gekocht, das in die hohe Kunst der Wildnis-Küche Eingang findet: Hähnchen mit Kräutern im Salzteig. Das ganze Huhn wird mit einem Salzteig ummantelt und kommt direkt in die Glut. Zusätzlich gabs am Feuer gegarte Forellen, einen Gemüseeintopf und einen Gemüsetopf mit Eichelschweinspeck. Abgerundet wurde das mit selbstgebrauten Kastanienbier. So lecker kann man nur unter freiem Himmel essen. Achja und leckere Bannocks haben wir ebenfalls zubereitet.
Bevor es dunkel wurde, musste sich jeder seinen Schlafplatz suchen und vorbereiten (Wir mussten uns einen außerhalb der Sichtweite von den anderen suchen.) Diesen in stockdunkler Nacht wieder zu finden war eine kleine Kunst.
Eine Nacht alleine im Wald zu verbringen ist ein eindrückliches Erlebnis. Geschlafen habe ich nicht gut, was aber sehr wahrscheinlich am Bach lag, der ziemlich geräuschvoll mitten durch das Campgelände rauschte.
Wir müssen lernen, wieder zu erwachen und wach zu bleiben. Nicht auf mechanischem Wege, sondern durch ein ständiges Erwarten der Morgendämmerung, die uns auch in unserem tiefsten Schlaf nicht verlässt. Henry David Thoreau.
Das Buch „Walden – Ein Leben mit der Natur“ ist im dtv Verlag erschienen und kann über Amazon bestellt werden.

Erfrischung gefällig?

Todtnauer Wasserfall
Dann nichts wie hin zu den Todtnauer Wasserfällen. Da gibt es erfrischendes Nass – kostenlos obendrein. Viel Schwitzen kann man indes auf dem neu eröffneten Wasserfallsteig, der vom Feldberg-Pass an der Wiesenquelle vorbei zum Fahler Wasserfall führt. Vorbei am Todtnauer Freibad, auf 984 Metern Höhe und damit das höchst gelegene Freibad in Deutschland, geht es weiter durch die Wolfschlucht zum Todtnauer Stadtgarten. Von dort geht es bergan bis zu den Todtnauer Wasserfällen.
Natürlich ist der neue Wasserfallsteig ein Weg, den man erwandert haben muss. Deshalb folgt in Kürze eine ausführliche Beschreibung.
Wem das bei dieser Hitze zu anstrengend ist, hier zwei weitere Tipps, die Erfrischung verschaffen:
Frischer Minztee mit Schwarztee gemischt oder Ginger Ale mit Eiswürfeln und frischen Minzblättern.

Der Schwarzwald, wie du ihn noch nie gesehen hast

Feldberg Ranger Achim Laber
Ich liebe es, neue und alte Wege im Schwarzwald zu entdecken. Natürlich ist meine Kamera stets dabei, denn schließlich soll ja ne schöne Geschichte mit schönen Fotos dabei herauskommen. Aber sind wir mal ehrlich – wie viele Fotos brauchen wir noch von saftig grünen Wiesen, blauem Himmel mit Schäfchenwölkchen, strahlenden Pärchen, die verzückt in die Ferne gucken, Sonnenuntergänge über Bergrücken und Bächlein, die wie Hebels Gedichte zu Tale plätschern? Eben. Deshalb dachte ich mir, ich zeig den Schwarzwald mal so, wie man ihn noch nie gesehen hat. Hier darf ich euch also meine persönliche Vision und Interpretation vom Schwarzwald präsentieren.
Fangen wir mit einem echten Original an. Dem Feldberg-Ranger Achim Laber vom Naturschutzzentrum Südschwarzwald. Seit 20 Jahren schaltet und waltet er auf Deutschlands höchstem Mittelgebirge. Der Typ war mir von Anfang an sympatisch, erinnerte er mich doch an den Held meiner Kindheit, Lex Barker. Das ist der Old Shatterhand aus den Winnetou-Filmen. Man könnte Achim Laber auch Old Schnattermund nennen. Wer ihn kennengelernt hat, weiß was ich damit meine. Allen anderen empfehle ich einen Besuch auf dem Feldberg oder die DVD „Feldberg Clips„.
Feldbergsteig
Unsere wilde Truppe hatte das Vergnügen, vom Feldberg-Ranger höchstpersönlich über den Feldberg-Steig geführt zu werden. Wer zu faul zum Laufen ist, kann sich sich im Haus der Natur die schöne 3-D-Präsentation über den Feldberg-Steig ansehen. Oder sich den Ranger in die Tasche stecken und selber losziehen. Mein Tipp: Zuerst die 3-D-Show gucken, dann den Steig selber laufen und am Ende die DVD für’s Sofa daheim kaufen. Mehr Feldberg geht dann nimmer.
Ich muss gestehen, dass ich den Feldberg-Steig bisher gar nicht kannte. Wie denn auch. Auf meinen Westweg-Etappen bin ich bisher immer nur der roten Raute nach. Die ist ja auch deutlich zu erkennen. Nicht so wie die vielen anderen Schilder, die so manchen Wanderer in die Verzweiflung treiben.
Feldbergsteig
So was habe ich mir bisher durch die Schlappen gehen lassen!
Feldbergsteig
Jetzt weiß ich es besser und werde bei meinen nächsten Besuch auf dem Feldberg von der roten Raute abzweigen. Denn der Feldberg-Steig zählt ab sofort zu den Wegen, die man erwandert haben muss!

Wege, die man erwandert haben muss

Westweg Feldberg
Es gibt Orte, die man besucht haben und Wege, die man erwandert haben muss. Einer davon ist der Westweg. Er führt auf 280 Kilometern Länge von Pforzheim nach Basel. Das ist lang. Und zeitaufwändig. Warum also nicht das Sahnehäubchen herauspicken und sich den schönsten und spektakulärsten Abschnitt auswählen? Und das ist – meiner Meinung nach – die Strecke zwischen Hinterzarten und Vogelbach. Sie führt über den Feldberg, mit 1493 Metern die höchste Erhebung deutscher Mittelgebirge, weiter über das Wiedener Eck (1025 m), Belchen (1414 m) und Blauen (1165 m). Der Westweg bietet Trails vom Feinsten – schmale Steige und knackige Anstiege – oft mit alpinem Charakter.
Feldberg Westweg
Bei über 30 Grad und schwüler Witterung fühlten wir uns mehr in einem tropischen Dschungel als im Schwarzwald
Schilderwald am Feldberg
Ein Wort zur Beschilderung: Es kam einmal vor, dass ich mich auf dem Feldberg fast verirrte. Damals war ich mit dem Mountainbike unterwegs und man konnte die Hand kaum vor Augen sehen – so neblig war es! Ansonsten dürfte es selten vorkommen, dass sich ein Wanderer verläuft. Wesentlich mehr zur Verwirrung als zur Verirrung trägt die Beschilderung bei. So geht es den beiden Wanderern, die sich erst einmal in diesem Schilderwald zurechtfinden müssen.

Kühe am Feldberg
Als wir auf dem Feldberg ankamen, rumpelte es bedrohlich. Und das, was sich da über uns am Himmel zusammenbraute, sah nicht gut aus. Die Kühe namen das alles gelassener als wir.

Blick auf Feldberg
Weiter ging es nach einer Rast in der St. Wilhelmer Hütte über den Stübenwasen (1386 m). Ursprünglich hatten wir geplant, über den Alpinen Pfad zum Stübenwasen zu gelangen. Nach einem Gespräch mit dem Hüttenwart haben wir uns dazu entschlossen, den Westweg zu wandern. Den Alpinen Pfad haben wir 2007 bewandert. Nach Aussagen des Hüttenwirts ist der Weg nur noch mit entsprechender Ausrüstung (Seil) begehbar. Deshalb möchte ich dringend davor abraten, den Alpinen Pfad zu begehen! Es sind bereits schwere Unfälle – auch mit tödlichen Folgen – passiert.
Unterwegs auf dem Westweg bieten sich fantastische Ausblicke auf den Feldberg. Wir übernachteten im Berggasthof Stübenwasen auf 1270 Metern. Sehr schöne und ruhige Lage, gutes Essen (frische Pfifferlinge mit Semmelknödel und Spätzle), die Zimmer sind einfach, aber sauber und günstig (Zimmer mit Frühstück 29 Euro / Person)

Belchen
Das Foto entstand auf dem Stübenwasen in der Abenddämmerung mit Blick auf den Belchen. Für mich ist der markante Belchen der schönste der Schwarzwaldberge. Der Anstieg vom Wiedener Eck aus sowie die Abstiege zum Haldenhof oder nach Neuenweg sind echte Trails mit alpinem Charakter. Der Ausblick bei guter Sicht vom Rapsfelsen auf die Alpenkette ist spektakulär. Leider hatten wir auf unserer Wanderung sehr gewittriges, diesiges Wetter und keine Fernsicht.
Abendstimmung Blauen-Trail
So fantastisch die Aussicht vom Belchen auf die Alpenkette, ist der Blick vom Blauen in die Rheinebene. Wenn ich auf dem Blauen stehe, habe ich immer ein wenig das Gefühl, in einem Flugzeug zu sitzen und über die Rheinebene zu fliegen. Gestern blieb uns allerdings nur wenig Zeit, uns der Aussicht zu widmen. Denn uns stand noch der Abstieg bevor. Eigentlich wollten wir es diesmal bis Kandern schaffen. Es war unser zweiter Versuch, die Strecke vom Stübenwasen bis Kandern an einem Tag zu bewältigen. Das wären rund 46 Kilometer gewesen. Doch der Abstieg vom Blauen zehrte an den Kräften. Die Füße schmerzten nach 40 Kilometern und zwei Bergetappen über Belchen und Blauen. So war auch dieses Mal Schluss in Vogelbach. Trotzdem – es war eine geniale Wandertour, auf der wir uns so richtig entstressen konnten!

Orte, die man besucht haben muss, Teil 6


Unterwegs mit der Elztäler Kräuterhexe zum mythischen Siebenfelsen von Yach

Yach, ausgesprochen Iach, oder wer die Variante der Einheimischen bevorzugt, der öffne den Mund, forme ein O, schiebe dabei gleichzeitig den Unterkiefer nach vorne – bitte mit Vorsicht, da Krampfgefahr besteht – und sage Äeich.
Yach ist deshalb ein besonderer Ort, weil es der einzige in Deutschland ist, dessen Name mit dem Buchstaben Y beginnt. Yach gehört zur Stadt Elztal, das im Landkreis Emmendingen am Rande des Naturparks Südschwarzwald liegt. Das ZweiTälerLand ist darüber hinaus eine hervorragende Wanderregion. Die Yacher erzählen sich eine schöne Legende, wie ihrem Dorf der Name zuteil wurde. Es war zu der Zeit in der Gott die Welt erschuf, als Gott auf den Hörnliberg gestiegen ist. Das, was er vor sich sah, gefiel ihm sehr. Dann zeigte er linkerhand vom Hörnliberg und sagte: “Dort blib ich (Blibich – alemannisch für den Ort Bleibach), dann zeigte er rechts vom Hörnliberg und meinte: “Und des g’hört äeich” alemannisch für “Das gehört euch”.
Es gibt aber einen, nein zwei weitere Gründe, Yach zu besuchen. Zum einen der mythische Siebenfelsen, zum anderen ein Rendevous mit der Elztäler Kräuterhexe. Das Wort Kräuterhexe, das berichtet mir die Elztäler Kräuterhexe, stamme von dem alten Wort “Hagezusa”, was soviel wie “Die an der Hecke wohnt” bedeutet. Das waren zumeist alte Frauen, die nicht mehr so gut zu Fuß waren, die ihre Kräuter in unmittelbarer Umgebung zum Haus gepflanzt haben. Ihre Leidenschaft zu den Kräutern hat Nicole Kaiser bei den Krittllibüre in den französischen Vogesen entdeckt. Die Erkenntnisse der “Grünen Kraft” gibt sie auf Kräuterwanderungen und Heilpflanzen-Exkursionen weiter.

Während unseres Spaziergangs über die Yacher Kräuterwiesen führte uns Nicole Kaiser zum mythischen Ort der Siebenfelsen. Sie sehen aus, als hätte ein Riese aus der Urzeit mit den mächtigen Felsbrocken Bauklötzchen gespielt und sie nacheinander aufgetürmt. Für viele ist der Siebenfelsen ein magischer Ort.


Vielleicht war es eine Kultstätte für keltische Druiden. Geheimnisvolle Riten und Menschenopfer sollen dort dargebracht worden sein. Das Waldstück oberhalb der Siebenfelsen heißt Belchwald. Vielleicht ein Hinweis auf den Sonnengott “Belinos”? Hängt damit eine Verbindung zu den drei Belchen-Bergen im Schwarzwald, Vogesen und im Schweizer Jura, zum mythischen Belchendreieck zugrunde? Eines ist gewiss, es ist ein besonderer Ort, dem ein Zauber innewohnt. Deshalb verdient er das Prädikat “Ort, den man besucht haben muss.”

Frühling im Schwarzwald II

Black Forest Spring
Habe ich gestern was von Schneeresten und Wiesen, die nach Frühling riechen, gepostet? Nun, das muss ich korrigieren. Hier seht ihr den Blick aus dem Fenster heute morgen. Willkommen in Winter-Wunderland. Der stärkste Schneefall dieses Winters, wie uns der Gastwirt heute morgen beim Schneeschippen bescheinigte. Dort, wo gestern unser Auto parkte, war nur noch ein weißer Hügel auszumachen. Gut, dass wir unsere Schneeschuhe eingepackt haben.