Archiv der Kategorie: Schreiben

Nachtlauf

Das Abendrot ist erloschen als du aus dem Auto steigst. Nachtblaue Wolken überziehen den Himmel. Regentropfen. Es ist kalt. Du fragst dich, warum du das hier tust und findest keinen Grund. Dann läufst du los, in die Nacht hinein. Du hörst deinen Atem, spürst deinen Puls. Der Regen löst sich auf. Die Wolken wirken freundlich. Du folgst dem Lauf des Flusses. Du setzt einen Fuß vor den anderen. Atmest tief ein und aus. In der Ferne hörst du das Schnattern von Wildenten. Plötzlich folgt dir ein Schatten. Gleicher Rhythmus, Schritt für Schritt. Das bist du. Der Mond hat sich hinter deinem Rücken aus den Wolken geschlichen. Nach fünf Kilometern drehst du um und läufst zurück. Der Mond lächelt dich an, zwischen Wolken und Bäumen. Du atmest tief ein. Die Nachtluft schmeckt nach Frühling. Die Welt gehört dir. Du atmest aus und dann ist sie wieder da – die Dankbarkeit, das Leben zu spüren. 

Zu Gast bei Auserlesen


Am 1. März wurde über Rhein-Main TV die Sendung Auserlesen ausgestrahlt. Titus Müller hat mich in seine Sendung eingeladen, um über mein Buch „Vom Schrott zum Segen“ zu erzählen. Wir plauderten auch über meine Tätigkeit als Journalistin und Fotografin, die Unterschiede zwischen dem Schreiben und Fotografieren und über Träume. Aber seht selbst: Die Sendung kann über Live-Stream auf Hope-Channel hier angesehen werden. 

Unterwegs

Stuttgart Hauptbahnhof. Menschen. Gleise. Züge. Fahrpläne. Mir ist aufgefallen, wie häufig Menschen auf die Fahrpläne sehen. Sie zeigen uns an, wann wohin und auf welchem Gleis unser Zug fährt. Das ist offensichtlich ein großes Bedürfnis. Klar, wenn man seinen Zug verpasst, ist das weniger schön. In der Regel weiß man, wohin die Reise führt. Auch wann es losgeht und von welchem Gleis. Dennoch versichern sich viele nochmals mit einem Blick auf die Fahrpläne. Bin ich hier richtig? Hat es eventuell Gleisänderungen gegeben? Oder ist der Zug verspätet? Bahnhöfe sind Orte voller Emotionen und Leben. Mich hat es an meine Lebensplanung erinnert. Gehe ich dabei auch so sorgsam vor wie bei einer Zugreise? Weiß ich wohin ich will und wann ich ankommen möchte? Habe ich ein Ziel mit meinem Leben? Denn wer nicht weiß wohin, wird wahrscheinlich niemals ankommen. Ohne Fahrpläne wäre das Zugfahren eine ziemlich verwirrende Angelegenheit. Ich denke, das selbe gilt für das Leben. Heute gibt es alle erdenklichen Geräte zur Navigation, die dabei helfen, unser Ziel zu erreichen. Das wünsche ich mir manchmal für meine Lebensplanung. Ein Gerät, in das man nur noch ein paar Koordinaten eingeben muss. Und schon ist der Weg vorgezeichnet. Aber eigentlich bin ich froh, dass dem so nicht ist. Ich finde es spannender, loszuziehen, mit Kompass und Karte und den Weg selber zu entdecken. Schritt für Schritt. Denn auch so kommt man seinem Ziel entgegen.