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Tilmann Waldthaler radelt wieder

Er radelt wieder. Tilmann Waldthaler, der symphatische Fahrrad-Globetrotter ist unterwegs. Heute morgen startete er in Weil am Rhein. In einem Jahr will er sein Ziel, Invercargill, an der äußersten Spitze Neuseelands erreichen. Zum 70. Geburtstag. Ja, ihr habt richtig gelesen. Tilmann ist 69 Jahre alt und damit der wohl älteste Berufsradler der Welt. Am Samstag habe ich ihn getroffen und mich lange über sein Leben unterwegs unterhalten. Ich habe einen sehr weisen, zufriedenen und herzensguten Menschen kennengelernt.  Tilmann hat sein Abenteuerleben zum Beruf gemacht. Geplant hat er das nicht. Alles fing damit an, dass er als 36-jähriger eine „unkonkrete Unzufriedenheit“ verspürte. Seine Frage, was er denn tun kann, um zu einer Zufriedenheit zu gelangen, führte ihn aufs Velo. Seine erste Tour radelte er von Neuseeland bis ans Nordcap. Vier Jahre war er damals unterwegs. Jetzt will er den Kreis schließen und sich auf seine Weise von seinem Fahrrad verabschieden. Seine Abschiedstour führt ihn vom Nordcap zurück nach Neuseeland. Dort, wo vor 35 Jahren alles begann. Vergangenes Jahr musste er aus beruflichen Gründen die Reise in Weil am Rhein beenden. Deshalb ist er zurückgekommen ins Dreiländereck. Tilmann radelt wieder. Ich wünsche ihm alles Gute für seine Reise und hoffe, dass ich ihn eines Tages wieder treffen werde.

Tilmann und ich beim Interview am vergangenen Samstag in Weil am Rhein. Foto: Hans-Jürgen Hilbrig

Hier könnt ihr meinen Bericht lesen, der in der Weiler Zeitung erschienen ist.

Hier ein anderer Bericht, der im Schwarzwälder Boten gedruckt wurde.

Tilmann berichtet auf seiner Website über seine Reise  nach Neuseeland.

Und hier ein persönlicher Gruß von Tilmann zum Start seiner Reise.

Der Winter im Frühling

Wir wussten, es würde kalt werden. Dass dort oben noch mit Schnee zu rechnen ist. Wir waren gut gerüstet. Wollmützen, Schals, Fliess, Handschuhe. Wir starten am Mittwochnachmittag kurz nach 8 Uhr in Hinterzarten. Die Sonne scheint. Als wir über 1.000 Höhenmeter steigen, ändert sich das Landschaftsbild. Hier blüht nichts, vereinzelt liegen Schneereste im Wald. Je näher wir auf dem Westweg Richtung Feldberg kommen, desto kälter wird es. Leichter Graupel fällt vom Himmel. Aufstieg auf den 1.493 Meter hohen Feldberg. Es liegt noch immer Schnee. Wir müssen ein Schneebrett überqueren. Oben auf dem Gipfel sieht die Welt schockgefrostet aus.

Es ist kalt. Vielleicht Minus zwei Grad, vielleicht sogar kälter. Abstieg zur St. Wilhelmer Hütte. Heute Ruhetag. Und Betriebsferien. An der Hauswand hängt ein Schild. Mitgebrachte Speisen dürfen nicht verzehrt werden. Wir machen Rast vor der Hütte. Der Wind bläst scharf. Trotz Sonne werden wir nicht richtig warm. Auf dem Weg zum Stübenwasen ist das vorankommen mühsam. Der Wanderweg ist zugeschneit. Auch der Berggasthof auf dem Stübenwasen ist geschlossen. Wir haben uns eine Nacht im Försterhaus reserviert. Abstieg nach Todtnauberg. Beim Abendessen im Waldblick mit gutem Wein und leckeren Kässpätzle wärmen wir ein wenig auf. Wir beschließen, auf die morgige Bergetappe über Belchen (1.414 Meter) und Blauen (1.165 Meter) zu verzichten. Bei dieser Kälte macht das Wandern wenig Freude. Wir lassen den Winter hinter uns. Bus und Bahn bringen uns nach Zell und Basel. Zurück in den Frühling. Wir folgen dem Lauf des Flusses. Nach 22 Kilometern zu Fuß sind wir angekommen. Auch bei uns selbst. Ohne Blasen an den Füßen. Aber die Winterkälte des Berges steckt uns noch immer in den Knochen.

Der Baum

Hin und wieder kommt es vor, dass ich plötzlich etwas entdecke, das ich zuvor nie richtig bewusst gesehen habe. Gestern war so ein Tag. Eine bekannte Strecke. Dort laufe ich sehr häufig. Gelegentlich fahre ich sie mit dem Auto. Zweimal bin ich besagte Route gestern gefahren. Auf dem Rückweg fiel er mir auf. Klein. Filigran. Unscheinbar. Und trotzdem war es plötzlich ein ganz gewaltiges Bild, das ich vor Augen hatte. Für solche Momente liebe ich mein iPhone. Ohne das iPhone wäre dieser Augenblick nicht möglich gewesen.  Mir kam es so vor, als wäre die vergangene Woche in einem einzigen Bild zusammengefasst. Der Baum, Frühling, ein noch brach liegender Acker. Darüber ein Himmel, der sich in der Unendlichkeit verliert. Ein Bild, das für mich Leben, Neubeginn, Aufbruch und unendliche Möglichkeiten symbolisiert. Ein Bild mit unglaublicher Aussagekraft. Ein Bild, das mir Mut macht, zuversichtlich in den neuen Tag zu gehen. Bereit sein für wunderbare Möglichkeiten, die sich mir bieten. Bereit sein zum Leben! Denn Leben ist kostbar. Jeder Augenblick davon. Lass ihn dir nicht entgehen!

Wie eine Seifenblase schweben wir in Gottes Händen

Von einer Freundin habe ich diesen Zettel erhalten. Ihre zehnjährige Tochter hat ein Gebet geschrieben, das mich sehr berührt hat. Ist es nicht so, dass unser Leben wie eine Seifenblase ist? Zerbrechlich. Fragil. Endlich. Mich lehrt das Gebet, sorgsamer mit meinem Leben und dem Leben anderer umzugehen. Auf andere achten, mich nicht nur um meine Belange zu kümmern. Dankbar sein, für das, was ich habe, anstatt neidvoll auf andere zu sehen. Dankbar diesen Tag in meine Hände nehmen, und die Beschaffenheit des Tages so gestalten, damit ich der Welt etwas geben kann, dass sie zu einem besseren Ort für uns alle macht.