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Der Berg, der Weg und ich

Ja, vielleicht muss man schon ein wenig verrückt sein. All diese Quälerei, nur um am Ende ein Stück Blech umgehängt  und ein T-Shirt in die Hand gedrückt zu bekommen.

Ich habe butterweiche Knie und bin ziemlich nervös. Kann ich das wirklich schaffen? 42,195 Kilometer? 1800 Höhenmeter von Interlaken bis auf die Kleine Scheidegg! Habe ich mich damit eventuell übernommen? Momentan fühle ich mich so, als könnte ich keinen Fuß mehr vor den anderen setzen.

Bis nach Lauterbrunnen sind es exakt 25 Kilometer. Dann erst beginnt das Rennen. Der steile Anstieg, 26 Serpentinen hinauf nach Wengen. Doch das ist erst der Anfang. Wenn ich die Skistation Wixi, die ihr oben im Bild sehen könnt, erreicht habe,  steht mir der steilste Anstieg hinauf zur Moräne noch bevor. Die letzten Kilometer werden die härtesten. Und dann ist da noch das Zeitlimit. Sechseinhalb Stunden habe ich Zeit, um das Ziel zu erreichen. Die Station Wixi muss ich bis 14.35 Uhr erreicht haben. Wer später durchläuft, wird aus dem Rennen genommen!

Ich will alles geben, damit ich das Ziel erreiche. Der Jungfrau-Marathon stellt für mich ein ganz besonderes Ereignis in meinem Leben dar. Es ist ein Lebenslauf! Ein Marathon geht über die Distanz von 42.195 Kilometer. Dieses Jahr habe ich mein 42. Lebensjahr erreicht. Das Leben ist nicht einfach. Soviel habe ich begriffen. Es geht nicht immer alles nur leicht und easy. Vieles muss man sich im Leben hart erarbeiten. Genau so verhält es sich mit einem Marathon. Einen Marathon laufen, das ist keine leichte Sache. Dafür muss man lange und hart trainieren. Auf vieles verzichten. Früh aufstehen und laufen, auch wenn es draußen regnet. Deshalb hat die Finisher-Medaille und das Finisher-Shirt einen ganz besonderen Wert. Das kann man nämlich nicht kaufen. Das muss man sich erlaufen.

Dieser Marathon ist für mich ein Meilenstein. Ich bin dankbar für all die 42 Jahre, die ich leben durfte. Ich weiß nicht, wie viele Jahre mir noch bevorstehen, deshalb sage ich danke auf jedem Kilometer. Es ist ein Geschenk, dass ich es bis hierher geschafft habe. Ein Kilometer für jedes Lebensjahr, das ich leben durfte. Ein Lebenslauf über 42 Kilometer um Danke zu sagen. Für all das Schöne, das ich in meinem Leben erlebt habe. Ich sage Danke an meinen Gott und Schöpfer für mein Leben, für meine Gaben, meine Kreativität, meine Eltern, Geschwister, Freunde und für das Beste von allem – für meinen Mann Axel, der mich supported und mich anfeuert, damit ich das Ziel erreiche.

Ich bin dankbar und freue mich darauf, zusammen mit sechs anderen aus der Laufgruppe am schönsten und schwersten Marathon Europas zu starten! Meinen ersten Marathon in Hamburg 2008 bin ich ebenfalls mit sechs anderen aus der Laufgruppe gelaufen. Wir blieben als Gruppe zusammen und haben gemeinsam das Ziel erreicht. Was für ein Zieleinlauf – Hand in Hand! Beim Jungfrau-Marathon bin ich auf mich gestellt. Der Berg, der Weg und ich. Trotz 4000 anderen Läufern bin ich alleine unterwegs. Ich muss meine Kräfte einteilen, nicht zu schnell, nicht zu langsam. Ich bin alleine mit mir und meinen Gedanken. Aber ich weiß, dass Gott bei mir ist. Er lässt mich nicht alleine! Das hat er mir versprochen.

Ich bin gespannt, aufgeregt, nervös und einfach nur dankbar, dass ich an diesem Event teilnehmen darf. Eben rief mich eine Freundin an, die gerne als Support mitgekommen wäre. Sie erzählte mir, dass es einfach ein Vorrecht ist, dass wir dieses Rennen laufen können. Andere Menschen haben nicht einmal genügend Wasser zum Trinken. Ich habe in den vergangenen Tagen literweise Wasser getrunken, damit ich gut hydriert in den Lauf starten kann.

Ich freue mich, wenn ihr am Samstag 9 Uhr an mich denkt. Ich trage die Startnummer 3571. Mein Lebenslauf beginnt! Natürlich werde ich berichten, wie es gelaufen ist. Ergebnisse und Informationen findet ihr auf der Website des Jungfrau-Marathon. Hier findet ihr einen Film vom Marathon 2008.

Mountain Madness

Wenn ich am 5. September um 14.50 Uhr die Moräne des Eigergletscher erreiche, ist es fast geschafft. Dann habe ich mit 2.205 Metern den höchsten Punkt beim Jungfrau-Marathon erreicht. Jetzt sind es es nur noch 1000 Meter bis ins Ziel! Aus Erfahrung weiß ich, dass der letzte Kilometer einer der schwersten ist. So nah am Ziel und doch kostet es noch einmal alles. Wenn ich auf der Kleinen Scheidegg durch das Ziel laufe, stecken 42.195 Kilometer und 1800 Höhenmeter in meinen Beinen. Von Interlaken über Lauterbrunnen, Wengen, Mettlenalp, Wixi, Eigergletscher bis zur Kleinen Scheidegg. Ich trage die Startnummer 3571 und bin fest entschlossen, sie bis ins Ziel zu tragen, das innerhalb 6 Stunden 30 Minuten erreicht sein muss. Schafft man das nicht, wird man disqualifiziert und  nicht gewertet.

Für diesen Lauf habe ich in den vergangenen Monaten trainiert. Neben normalen Laufeinheiten liegen Bergläufe von 24-27 Kilometer auf den 1.165 Meter hohen Hochblauen hinter mir. Gegen den Jungfrau Marathon sind das alles Spaziergänge. Das habe ich gestern festgestellt, als ich die Strecke von Lauterbrunnen auf die Kleine Scheidegg in zügigem Tempo wanderte. Ab Lauterbrunnen geht es in engen Serpentinen sehr steil nach Wengen hinauf. Beim Marathon stecken einem bereits 25 Kilometer in den Beinen. Ab der Skistation Wixi bis zur Moräne wird  es unglaublich steil. Ist die Moräne erreicht, dann weiß ich: Ich habe es geschafft! Das Ziel ist in greifbarer Nähe.

Viele halten mich wahrscheinlich für verrückt, einen Marathon zu laufen. Für viele sind 42,195 km Laufen kaum vorstellbar. Ein Marathon in den Bergen bedeutet nochmals eine ganz andere Anforderung als eine ebene Strecke.

Der Jungfrau-Marathon gilt als Europas schönster, aber auch schwerster Marathon.

Vor einigen Jahren habe ich in einem Schaufenster in Lauterbrunnen Fotos vom Jungfrau-Marathon gesehen. Daneben hing ein Finisher-Shirt. Es leuchtete mir in kraftvollem rot entgegen und ich dachte „Wow, eines Tages möchte ich auch so ein T-Shirt haben.“ Solche Shirts gibt es nicht zu kaufen. Die muss man sich erlaufen. Und jetzt, einige Jahre später, habe ich die Möglichkeit. Werde ich es schaffen? Ich weiß es nicht. Bei einem Marathon kann vieles schief gehen und es kommt auf die Tagesform an. Ich habe mir ein Mantra ausgewählt, ein Motto. Das hat mich auf meinen Läufen auf den Hochblauen begleitet und motiviert. Es steht im Philipper Brief, Kapitel 3 Vers 13: „Eines aber ist gewiss: Ich vergesse alles, was hinter mir liegt und konzentriere mich nur noch auf das vor mir liegende Ziel. Mit aller Kraft laufe ich darauf zu!“

Alles beginnt mit dem ersten Schritt. Beim Jungfrau Marathon ist das nicht anders. Jedes Ziel erreicht man in kleinen Schritten. Wichtig ist, im Schritt zu bleiben, nicht stoppen, nicht auf halber Strecke stehen bleiben, sondern weitergehen. Immer das Ziel vor Augen haben. Dann ist alles möglich.

Inspiration

Es gibt nichts, was mich stärker inspiriert als Berge und Meer. Das geht anderen genauso. R.R Tolkien, dem Autor der Herr der Ringe Trilogie ließ sich ebenfalls von den Bergen inspirieren. Besonders hatte es ihm das Silberhorn angetan. Die Reise des Hobbits von Bruchtal auf die andere Seite des Nebelgebirges basiert auf Tolkiens Wanderungen von Interlaken nach Lauterbrunnen. Seine Erlebnisse verhalfen ihm ebenso dazu, die Berge von Moria zu beschreiben. Angeblich soll das Silberhorn in der Geschichte jener Berg sein auf dem Gandalf mit Balrog kämpft. 

Hier gelang es mir, das Silberhorn gerade noch zu fotografieren, bevor es sich wieder in dichten Nebel hüllte. 

Silbermond und Sternenacht

Übers Wochenende waren wir bei unseren Freunden im schönsten Tal der Schweiz – in Lauterbrunnen. Unser Ausblick von Wohn-, und Schlafzimmer sowie Terrasse war einfach atemberaubend. Vor uns die Bergwelt von Jungfrau und Silberhorn und der mächtige Staubbachfall. Stundenlang könnte ich auf dem Balkon sitzen und dem herrlichen Lichtspiel zusehen. Morgens gegen halb zehn klettert die Sonne über die Alpengipfel und taucht den Wasserfall in einen Strahl glitzernder Perlen, die sich unaufhörlich in die Tiefe stürzen. Das Schauspiel dauert nur wenige Stunden, dann verschwindet die Sonne und die Temperatur kühlt sofort merklich ab. Abends, wenn es dunkel ist und der Mond hinter den Bergen empor taucht, dann fängt für mich die schönste Zeit an: das ganze Tal und die Berge ringsherum werden von dem silbernen Licht des Mondes erhellt. Das Foto zeigt die Jungfrau und Silberhorn, aufgenommen mit einem 200 mm Objektiv von der Terrasse in Lauterbrunnen. 

Hier der Blick ins Lauterbrunnental, aufgenommen mit einem Weitwinkelobjektiv. Leider ist der Wasserfall im November nicht beleuchtet – die Aufnahme wäre spektakulärer geworden. Ein guter Grund, im Winter wieder nach Lauterbrunnen zu kommen. Wer selber einmal diesen Blick genießen möchte: Die Ferienwohnungen werden vermietet. Infos und Preise gibt es hier

 

Aufatmen Auftanken Aufleben

Übers Wochenende waren wir in Lauterbrunnen im Berner Oberland. Ein Ort, an dem die Seele Flügel bekommt. Eine Wanderung führte uns von Isenfluh auf die auf 1955 Meter gelegene Lobhornhütte. Herrliche Ausblicke auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Und immer wieder auf’s neue faszinierend: der Staubbachfall. 300 Meter stürzt das Wasser in den Talgrund. Durch die auftretende Thermik wird das Wasser in alle Himmelsrichtungen zerstäubt. Angeblich hat sich Goethe vom Staubbachfall inspirieren lassen und dort seinen „Gesang der Geister über den Wassern“ verfasst. Aber seht selbst. Alle Fotos wurden mit der Canon G 9 aufgenommen.