Ab Montag, 18. Mai 2020 liest Wolfgang Tischer vom literaturcafe.de zwei Wochen lang das Kultbuch Walden – Ein Leben mit der Natur von Henry David Thoerau vor. Walden im Schwarzwald ist ein besonderes literatisches Experiment: So wie einst der Autor zieht Wolfgang Tischer jeden Morgen in die Natur, um aus dem Buch vorzulesen. Bei Sonnenschein oder strömendem Regen.
Henry David Thoreaus Buch „Walden“ ist bis heute ein Klassiker und Kultbuch. Geschrieben hat Thoreau das Buch 1845 mit 28 Jahren als er ein Experiment wagt: Er zieht an den Walden-See in den Wäldern von Massachusetts, baut sich dort eine kleine Hütte und lebt von dem, was ihm die Natur bietet.
Ich liebe Walden und habe es bereits mehrmals gelesen. Viele Stellen sind markiert und ich greife immer wieder gerne zum Buch, um darin zu lesen. Es ist auch heute noch von einer Aktualität, die mich immer wieder auf überrascht. Thoreaus Gedanken über einen minimalistischen Lebenstil, Verzicht auf Luxusgüter, pflanzliche Ernährung und das, was im Leben wirklich zählt, sind heute vermutlich aktueller als damals.
Erwacht sein, heißt leben
Erwacht sein, heißt leben! Wir müssen lernen wieder wach zu werden und uns wach zu erhalten, nicht durch mechanische Hilfsmittel, sondern durch das unendliche Erwarten des Sonnenaufgangs. Auf die Beschaffenheit des Tages einzuwirken, das ist die höchste Kunst.
Ich zog in die Wälder, weil ich den Wunsch hatte mit Überlegung zu leben, „alle Wirkenskraft und Samen“ zu schau’n, zu ergründen, ob ich nicht lernen konnte was ich lehren sollte, um beim Sterben vor der Entdeckung bewahrt zu bleiben, dass ich nicht gelebt habe. Henry David Thoreau
Alle Geisteskraft erwacht am Morgen
Es ist ein Satz, der mich insbesondere geprägt hat: „Alle Geisteskraft erwacht am Morgen.“ Poesie und Kunst und auch die schönsten denkwürdigsten Taten der Menschen werden in solch einer Stunde geboren. Henry David Thoreau
Sonnenauf- und Untergänge gehören für mich zu den schönsten Ereignissen des Tages. Ich bin gerne vor Sonnenaufgang wach, um den Anbruch eines neuen Tages bei einer Tasse Kaffee zu genießen. Und wenn immer es möglich ist, fahre oder wandere ich auf einen Berg, um den Beginn eines neuen Tages zu erleben.
Heute morgen stand ich auf dem 1.165 Meter hohen Gipfel des Hochblauen um den Sonnenaufgang am Belchen zu erleben. Der Belchen ist dem Sonnengott Belenos geweiht. Die Belchen-Berge im Schwarzwald, Schweizer Jura und in den Vogesen sind in einem besonderen „Belchen-Dreieck“ miteinander verbunden. Mehr darüber lest ihr in meinem Buch „Kraftorte im südlichen Schwarzwald“ – Wanderungen zu mystischen Orten und geheimnisvollen Plätzen.
Es stimmt tatsächlich. Der Tag verläuft anders, wenn ich am Morgen früh aufgestanden bin, um einen Sonnenaufgang zu erleben. Es ist ein Ritual, eine Neugeburt, das dem Tag etwas besonderes verleiht. Ein Tag ohne Sonnenaufgang ist ärmer. Ihm fehlt die Mystik, das Göttliche, Besondere.
Der Morgen ist da, wenn ich erwacht bin, wenn ich einen Sonnenaufgang in mir spüre. Henry David Thoreau
Ich bin gespannt auf die Lesung von Wolfgang Tischer vom literaturcafe.de. Er liest „Walden – Das Leben in den Wäldern“ aus der Übersetzung von Wilhelm Nobbe, Eurgen Diederischs Verlag Jena 1905, das es kostenlos zum Download auf archive.org gibt.
Jeden Morgen ab dem 18. Mai 2020 geht Wolfgang Tischer in die einsamen Wälder des nördlichen Schwarzwalds und liest „Walden“ im Wald. Täglich ab 18.45 Uhr ist die Lesung auf literaturcafe.de und YouTube zu hören und zu sehen. Hier gibt es einen kleinen Ausschnitt zu sehen:
Wolfgang Tischer liest dieses einzigartige Werk in einer einzigartigen Umgebung als einzigartiges Online-Projekt im echten Leben. Jeden Tag, bei jedem Wetter. Draußen im Wald. Das Leben und Lesen in den Wäldern.
»Walden –Das Leben in den Wäldern« von Henry David Thoreau als zehnteilige Lesung im Wald
Aus dem Amerikanischen von Wilhelm Nobbe, Eugen Diederichs Verlag, Jena 1905
Ab dem 18. Mai 2020 täglich von Montag bis Freitag ab 18:45 Uhr unter
literaturcafe.de/walden-henry-david-thoreau-lesung
Titelfoto Walden mit freundlicher Genehmigung des literaturcafe.de