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Himmelblick


Als Kind bin ich sehr gerne im Gras gelegen und habe den Wolken zugesehen. Ich sah Drachen, Blumen, Bäume, Löwen, Hunde, große und kleine, liebe und zähnefletschende. In den Himmel zu gucken, das war nie langweilig. Ständig haben sich die Wolken verändert und meine Fantasie hat neue Fabelwesen erschaffen. Manchmal habe ich mir sogar Geschichten ausgedacht. Dann wurde der Himmel zu einem Buch und mit jeder Wolkenveränderung wurde ein neues Kapital aufgeschlagen.

Wenn ich heute in den Himmel schaue, sehe ich Wolken. Graue, dunkle, bedrohliche, liebliche Wolken. Ich sehe keine Fabelwesen mehr. Warum eigentlich? Habe ich keine Fantasie mehr? Wann habe ich mich das letzte Mal ins Gras gelegt und den Wolken nachgesehen? Es muss lange her sein, denn ich kann mich nicht daran erinnern.

Jetzt ist der Himmel grau und dunkel. In den Mittagsstunden gab es ein heftiges Gewitter. Heute morgen war ich Laufen. Es war richtig schwül. Der sonst kühle Wald fühlte sich tropisch an. Als dann heftiger Regen einsetzte, hörte man im Wald das Rauschen des Regens, der auf die Blätter traf. Es war, als liefe ich durch einen tropischen Regenwald. Regen ist etwas wunderbares. Es war so erfrischend, die Tropfen auf der Haut zu spüren. Elemente spüren! Leben spüren. Nach so einem Tagesstart fällt mir vieles leichter. Laufen ist Teil meines Lebens geworden. Oft kostet es mich Überwindung, mir morgens die Joggingschuhe zu schnüren. Doch bereut habe ich es noch nie. Es fängt immer mit dem ersten Schritt an. Der erste Schritt ist immer der schwerste. Danach geht es meist wie von selbst.

Wasser


Das Foto habe ich gestern an den Isteiner Schwellen aufgenommen. Ein heiß-schwüler Tag mit Temperaturen über 30 Grad, Sonne, blauer Himmel. Heute sehe ich den sinflutartigen Regenfällen zu, wenn ich aus dem Fenster blicke. Und bei 18 Grad kommt nicht grade Sommer-Feeling auf. Dafür passt das Wetter zu den Schuhen, die ich mir heute gekauft habe – den Salomon X 3 D Trail mit Gore-Tex. Dumm nur, dass ich grad gar keine Lust auf Laufen habe….

Wasser-Marsch habe ich das heutige Foto genannt. Es könnte genauso gut eine überflutete Hauptstraße sein. Interessant wie vielschichtig das Element Wasser doch ist. Mal bringt es jede Menge Spaß so wie gestern diesem Wasserläufer, für andere ist es alles andere als willkommen. Auf unserer Biketour rund um den Südschwarzwald (Fotos folgen in Kürze) mussten wir auch einen Tag im Regen fahren. Mit guter Ausrüstung – ganz besonders wichtig sind regendichte Packtaschen ! macht einem das Nass nicht all zu viel aus. Trotzdem waren wir echt dankbar, dass es nur bei einem Regentag geblieben ist.

Regen

 

Lucke, Binzen, Samstagmorgen, kurz nach 9 Uhr

Du magst gar nicht aus dem Auto steigen. Der Scheibenwischer schiebt die Regentropfen beiseite und du wünscht, du wärst nicht aus dem Bett gestiegen. Aber jetzt bist du da und zurückfahren, nein, das willst du dir nicht eingestehen.

Es ist kalt und nass, deine ersten Schritte sind zaghaft. Der matschige Waldboden spritzt unter deinen Laufschuhen auf. Dann läufst du los. Regentropfen fallen auf dein Gesicht. Du siehst, wie die Tropfen an den braunen Blättern des vergangenen Jahres glitzern. Genauso wie auf deiner Regenjacke. Kleine schimmernde Perlen. Du hörst Vögel zwitschern. Denen ist es egal, dass es regnet. Du atmest frische Waldluft ein. Dann beginnst du sie zu spüren. Die Elemente. Luft, Wasser, Erde. Eine Dankbarkeit, ganz tief in dir, macht sich bemerkbar. Plötzlich ist dir der Regen egal. Du lebst, du spürst den Augenblick. Du bist lebendig und wach. Du siehst, wie die Nebelschwaden durch die Bäume ziehen. Rehe kreuzen den Waldweg. Du riechst den Duft des Waldes. Erdig, frisches Holz. Es riecht nach Leben. Und du bist mittendrin. Du begreifst, dass deine Zeit endlich ist. Und du bist dankbar für dein Leben. Für Freunde. Für Familie. Für die geniale Gegend, in der du lebst. Eine halbe Stunde draußen im Wald, im Regen und du kehrst reich beschenkt zum Auto zurück. Zurück in dein Leben, das so einzigartig und wunderbar ist.

Sind Sie katholisch?

Heute Mittag hatte ich einen Termin in Badenweiler. Als das Meeting zu Ende ist, fängt es wolkenbruchartig an zu regnen. Keine Chance. Bis zum Parkhaus bin ich tropfnass. Also warte ich vor der Tür – zusammen mit einem Ehepaar, die gerade einem Bus entstiegen, unter dem Dach Schutz suchen. Wir reden. Natürlich über das Wetter. Das ist nur ein kurzer Wolkenbruch, das hört gleich wieder auf, gebe ich mich optimistisch. „Sind Sie katholisch?“ fragt mich der Mann. Und fügt hinzu: „Dass sie den Glauben haben?“ Nein, katholisch bin ich nicht, erkläre ich dem Mann. Aber Glauben habe ich dennoch. Wir lachen. Es ergibt sich ein nettes Gespräch und nach fünf Minuten hat der Regen aufgehört. Ich erreiche das Parkhaus, bleibe trocken und fahre nach Hause.