Am heutigen Montagabend, 21. Dezember 2020 lohnt der Blick in den Himmel: Dort nämlich spielt sich ein spannendes Zusammentreffen ab: Die beiden größten Planeten unseres Sonnensystems kommen sich so nahe, dass sie von der Erde aus gesehen, als einzelner Lichtpunkt erscheinen. Zuletzt gab es eine solche Begegnung 1563 und 1623.
Für Achim Schaller aus Malsburg-Marzell im südlichen Schwarzwald war das Jahr sehr ereignisreich. Im Sommer bot der Komet C/2020F3 Neowise einen spektakulären Anblick, denn sein langer Schweif war sogar mit bloßem Auge gut zu erkennen. Und jetzt die große Konjunktion von Jupiter und Saturn, die er am Freitagabend von seiner Sternwarte aus beobachtete. Allerdings nur für eine kurze Zeit, denn die Wolken schoben sich alsbald dazwischen. Die Planeten stehen tief am südwestlichen Abendhimmel und gehen auch recht schnell unter. „Für ein paar Bilder hat es trotzdem gereicht“, berichtet der Hobbyastronom.
Bei der so genannten großen Konjunktion überholt der Planet Jupiter den Saturn, der auf seiner Laufbahn um die Sonne etwas langsamer unterwegs ist. Von der Erde aus gesehen erscheinen dann beide Planeten als ein einziger heller Lichtfleck am Himmel. Ein solches „Planetennüberholmanöver“ ist an sich nichts besonderes, das kommt alle 20 Jahre vor. So nah wie sie sich am heutigen Montag kommen, wird es erst wieder am 15. März 2080 der Fall sein. Zuletzt gab es am 15. August 1563 und am 16. Juli 1623 eine solche große Konjunktion. Eine ähnliche Konstellation zwischen Jupiter und Saturn gab es auch 7. vor Christus. War das der Stern, der die Weisen aus dem Morgenland zur Krippe nach Bethlehem führte?
Handelt es sich um den Stern von Bethlehem?
„Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm Ehre zu erweisen.“ (Mathäus, 2,2 Neue Genfer Übersetzung). Die Sterndeuter aus dem Osten waren gekommen, um dem König der Juden zu huldigen. Der Stern, der auf vielen Bildnissen als Komet abgebildet ist, wies ihnen den Weg zur Krippe in Bethlehem, so steht die Geschichte in der Bibel.
Dr. Martin Federspiel, stellvertretender Leiter des Planetariums Freiburg erklärt, dass es verschiedene Möglichkeiten der Deutung gibt, wenn man davon ausgeht, dass es eine reale Erscheinung war, die sich damals ereignet hat. Es könnte ein explodierender Stern gewesen sein, eine so genannte Supernova. Dass es, wie so häufig abgebildet ist, ein Komet war, ist sehr unwahrscheinlich, so galten Kometen im Altertum doch als Unglücksbringer. Von einer Supernova müssten Überreste vorhanden sein, doch gibt es darüber keine Aufzeichnungen. Was also haben die Waisen aus dem Morgenland gesehen?
Babylon war Hochburg der Astrologie
„Babylon war damals die Hochburg der Astrologie“, erzählt Martin Federspiel. „Von Johannes Kepler wissen wir, dass es im Jahr 7 v. Christus eine Begegnung zwischen Jupiter und Saturn gegeben hat, eine große Konjunktion, so wie wir sie jetzt erleben.“
In der römischen Mythologie war der Planet Jupiter als Gottheit verehrt. Saturn als Planet der Juden – abgeleitet vom heiligen Ruhetag Samstag, dem Sabbat, trifft auf den römischen Götterplaneten. „Als Babylonischer Astrologe könnte man da in der Tat etwas herauslesen, dass sich in Israel etwas tut“, erklärt Martin Federspiel. Und fügt hinzu: „Unter der Prämisse, dass es eine reale Erscheinung am Himmel gab.“
Martin Federspiel hat eine persönliche Erklärung, die für ihn viel wahrscheinlicher ist. „Der Evangelist Matthäus war kein Augenzeuge. Er hat kein Geschichtsbuch, sondern vielmehr ein literarisches Buch über Jesus geschrieben.“ Geburten von bedeutenden Persönlichkeiten werden in der Regel Elemente hinzugefügt, um das Besondere hervorzuheben, führt Federspiel aus. Der Stern könnte demzufolge Teil der Geschichte sein, um auszudrücken, wie außergewöhnlich die Person Jesus ist.
„Heute spekulieren wir, was der Stern damals war. Wir wissen es nicht und für Matthäus war es nicht das zentrale Element“, sagt der Berufsastronom.
Ob es sich nun um den Stern von Bethlehem handelte oder nicht – das Treffen der beiden Planeten ist ein einmaliges Ereignis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Wer am Abend eine freie Sicht auf den Himmel hat, wird die Planeten ab 17 Uhr am südwestlichen Himmel als hellen Lichtfleck erspähen können.
Allen anderen bleibt als Trost das Video des Planetarium Freiburg, das die Begegnung anschaulich darstellt.