Winterwanderung zum Sonnenaufgang auf den Hochblauen

Der 6. Januar 2017 war bisher einer der kältesten Wintertage. Für diesen Tag war herrliches Winterwetter gemeldet. Ein idealer Tag also für eine Winterwanderung! Also packten wir unsere Ausrüstung und machten uns am frühen Morgen auf den Weg, um den Sonnenaufgang auf dem Hochblauen zu erleben. Bei frostigen minus 12 Grad fuhren wir zum Wanderparkplatz „Auf der Egerten“ oberhalb der Reha-Kliniken Marzell. Wir starteten unsere Winterwanderung im dämmerblauen Morgendunkel, begleitet von den einsamen Rufen eines Kauzes, der durch den Wald hallte. 

Dämmerblaues Morgendunkel bei minus 12 Grad

Es hatte zwar geschneit, allerdings reichte es keinesfalls aus, um die Wanderung mit Schneeschuhen zu unternehmen. Der Schnee war pulvrig und trocken und knirschte herrlich unter den Stiefeln. Die ersten zwanzig Minuten wanderten wir im Schein unserer Stirnlampen, dann erhellte das Morgenrot den Wald und wir konnten gut ohne künstliches Licht weiterwandern.

Im Winterwald in den Sonnenaufgang wandern beglückt auf wundersame Art

Vom Parkplatz „Auf der Egerten“ folgten wir der roten Raute, die den Westweg kennzeichnet Richtung Blauengipfel. Bei Wanderungen in frostigen Temperaturen ist die Wahl der Kleidung das A u nd O. Nichts ist schlimmer, als wenn man friert oder schwitzt. Ideal ist das Zwiebelprinzip – mehrere Schichten übereinander zu tragen, die man bei Bedarf an oder ausziehen kann. Natürlich ist bei jedem das Kälteempfinden anders, deshalb möchte ich keine Empfehlungen geben. Ich kann beschreiben, wie ich mich kleide und was bei mir funktioniert. Das optimale Schicht-Prinzip muss jeder individuell für sich herausfinden.

Optimal gerüstet bei eiskalten Temperaturen

Ich verwende seit Jahren Funktionskleidung aus Merinowolle von Icebreaker und Smartwool. Damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht. Ich trage wadenlange Skisocken aus Merinowolle, Merinounterwäsche, eine lange Merino-Unterhose, ein Merino T-Shirt, darüber einen dünnen Merino-Pullover. Gewandert bin ich mit Salomon Winterstiefeln, die ich auch beim Schneeschuhwandern verwende. Als Zwischenschicht dient ein Fließ (kein Merino) von Arc’teryx. Darüber als äußerste Schicht eine Softshell-Jacke von Arc’teryx. Als Wanderhose kam meine dünne Salomonhose zum Einsatz. Meine Kappe, ebenfalls von Icebreaker, ein Winter-Buff-Schal und Handschuhe mit einer Thinsulate-Isolierung, die ich vor vielen Jahren mal bei Aldi gekauft habe, vervollständigen das Outfit.

Im Rucksack befanden sich ein zweites, dünnes langärmliges Merinoshirt (falls eines nassgeschwitzt gewechselt werden muss), außerdem ein zweiter Merinowollpullover. Zusätzlich hatte ich meinen Bergans-Parka dabei, falls es oben sehr windig sein würde und der Windchill-Faktor die Temperaturen noch weiter nach unten drückt.

Wenn euch warm ist, ihr bevor ihr eure Winterwanderung startet, seid ihr viel zu warm angezogen! Denn der Körper entwickelt ja ordentlich Wärme, selbst bei Temperaturen um die minus zehn Grad. Sollte euch beim Wandern warm werden, einfach eine Schicht ausziehen oder – falls es zu kalt ist, eine weitere Schicht anziehen.

Mit meiner Kleidung war ich optimal gerüstet. Ich musste nichts aus- oder anziehen. Oben auf dem Gipfel war es windstill, so dass ich nicht einmal meinen Parka auspacken musste.

Blick auf die Rheinebene Richtung Frankreich

Rund eine Stunde dauerte unser Aufstieg zum Hochblauen. Wer im Schnee wandert, muss längere Gehzeiten einkalkullieren. Normalerweise braucht man für die Strecke Wanderparkplatz Egerten bis Hochblauengipfel je nach Kondition zwischen 40 und 50 Minuten.

Morgenröte auf dem Hochblauen

Der Schwarzwaldverein Ortsgruppe Müllheim-Badenweiler hat den 1895 erbauten eisernen Turm im Sommer 2016 renoviert. Unter anderem wurden die morschen Holzplattformen und Treppenstufen durch eiserne Gitter ersetzt. Auf diesen lässt sich der Turm jetzt auch im Winter bei Eis und Schnee trittsicher besteigen.

Für solche Momente lohnt sich das frühe Aufstehen
Mystisches Wintermorgenlicht
Blick nach Westen auf die Rheinebene und Vogesen

Wir hatten den Blauenturm und die fantastischen Ausblicke ganz für uns. Oben auf dem Turm feierten wir unseren frostigen Aufstieg mit einem Gipfelschnaps (Schwarzwälder Kirsch natürlich) und wärmten uns mit Ingwertee auf bevor wir uns wieder auf den Abstieg machten.

Wunderbare Morgenstimmung auf dem Aussichtsturm auf dem Hochblauen

Querfeldein Elemente spüren, das ist mein Motto für 2017. Die Wanderung zum Sonnenaufgang auf den Hochblauen war ein weiteres Erlebnis nach unserer Wanderung zum Sonnenuntergang aufs Herzogenhorn. Ich liebe es, bei solchen Temperaturen draußen unterwegs zu sein. Ich möchte dich, lieber Leser, liebe Leserin, ermutigen, dir solche Augenblicke zu schaffen. Auch mich kostet es Überwindung, die warme Stube zu verlassen und bei minus zehn Grad raus zu gehen. Aber sobald ich draußen bin, die herrlich frische Luft spüre, bin ich jedesmal so erfrischt und belebt, dass jede Müdigkeit verschwunden ist. Elemente spüren, bei Wind und Wetter draußen unterwegs sein! Das macht einfach Laune! Ich wünsche dir für 2017 viele solcher Momente. Weitere Anregungen und Geschichten – wie die Westweg-Winter-Wanderung findest du in meinem Buch „Kraftorte – Wandern im nördlichen Schwarzwald und Nationalpark“. Außerdem gibt es eine Podcast-Serie auf Schwarzwald-Podcast mit Live Berichten von unterwegs.

Das Buch Kraftorte im Schwarzwald, Wandern im nördlichen Schwarzwald und Nationalpark, gebundene Ausgabe, Verlag Oertl&Spörer, 19,95 Euro, Bestellen bei Amazon

Die Audio-Reportage Westweg-Winterwanderung im Schwarzwald-Podcast

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert