Der Westweg im Winter. Eine fixe Idee, verrückte Story oder eine anstrengende Tor-Tour? Was erlebt ein Wanderer, der sich mitten im Winter auf den Weg von Pforzheim nach Basel macht? Wir wollten es wissen und haben unseren Rucksack gepackt.
Ende November starten wir unsere ersten Winter-Westweg-Abschnitt. Mit dem Zug geht es nach Pforzheim. Die Züge sind enorm voll, es ist Freitag, alle wollen zum ersten Advent-Wochenende nach Hause. Wir sind die Exoten unter den Bahnfahrern. Winterjacken, Wanderstöcke und Rucksäcke auf denen Schneeschuhe geschnallt sind.
18.30 Uhr Ankunft in Pforzheim. Ein kalter Wind weht uns um die Ohren. Wir suchen auf dem Ortsplan nach unserem Hotel. Am Bahnhof sehen wir bereits erste Wegweiser mit Hinweis „Wanderwege“. Nach kurzem Fußmarsch haben wir das Parkhotel erreicht. Im Haus feiert eine Steuerkanzlei ihre Weihnachtsfeier. Wir stehen mit Steuerberatern in feiner Abendgarderobe im Lift. Nach dem Einchecken gehen wir in die Innenstadt. Im Hotel hat man uns das „Da Mario“ empfohlen. Es regnet leicht. Auf dem Weihnachtsmarkt ist allerhand los.
Überall drängen sich die Menschen. Wir gehen über den Mittelaltermarkt. Überall lodern Feuer, es gibt schöne Handwerkskunst, ein Feuerschlucker begeistert die Zuschauer.
Gerne wären wir geblieben, doch der Hunger treibt uns weiter. Auf der belebten Einkaufsstraße spreche ich zwei Herren an. „Sind Sie aus Pforzheim?“ Sie sehen mich irritiert an, dann nicken sie. „Dann können Sie mir sicher sagen, wo sich die Häfnergasse befindet.“ Der rechte Mann überlegt, der linke sagt, das ist doch da wo DaMario ist. „Genau, den suchen wir!“ Sofort erhalten wir unsere Wegbeschreibung. Ja, der DaMario ist gut, bestätigen die beiden. Und: Wir sollen Raphaela grüßen. Fünf Minuten später treten wir durch die Tür bei DaMario. Das Restaurant ist gerappelt voll. Doch wir haben Glück, eben wird ein Zweiertisch frei. Bei Bruschetta, Anitpasti, Pizza und Spaghetti stärken wir uns für unsere erste Westweg-Etappe.
An nächsten Morgen. Im Parkhotel wird bereits ab 6.30 Uhr Frühstück serviert. Das ermöglicht uns einen frühen Start. Denn ab 16 Uhr dämmert es. Wir haben zwar Stirnlampen im Gepäck, möchten unsere Unterkunft in Dobel aber bei Tageslicht erreichen. Um halb acht machen wir uns auf den Weg Richtung Kupferhammer. Das Wetter ist besser als vorausgesagt. Statt Regen haben wir einen bewölkten Himmel.
Morgens um 8 Uhr an der Goldenen Pforte in Pforzheim. Hier am Kupferhammer starten die Fernwanderwege des Schwarzwaldvereins: Mittelweg, Ostweg und Westweg.
Wir folgen dem Westweg entlang des Enztals. Das Wetter ist ideal. Kein Regen und Temperaturen von um die 5 Grad, viel besser als das, was uns der Wetterbericht vorhergesagt hat.
Bei der Überquerung der Grösselbachfurt bleiben dank der mächtigen Quader die Füße trocken.
Gedenkstein des Bozenhardt Pionierweges. An diesem Ort ist übrigens ein Geocache versteckt! Obwohl wir eigentlich keine Zeit fürs Geocaching hatten, haben wir diesen Cache geloggt.
Mit lockerem Einlaufen ist nichts. Der Westweg will erklommen werden. So auch auf der ersten Etappe. Hoch auf das Neue Schloss, das sich über dem alten Bergwerksstädtchen Neuenbürg in die Höhe reckt. Dann geht es stracks wieder hinunter und gleich darauf wieder einen steilen Anstieg zum Ortsteil Wilhelmshöhe. Sehr urban ist sie, die erste Etappe des Westwegs. Und wir fragen uns: Wann kommt der denn nun endlich, der Schwarzwald?
Oberhalb von Straubenhardt steht die Schwanner Warte. Endlich ein geeigneter Platz für unsere lang ersehnte Mittagspause.
Da wir unabhängig unterwegs sein wollten und im Winter eine warme Mahlzeit immer willkommen ist, haben wir unseren Kocher mitgenommen.
Unsere Wahl des Proviants fiel auf Travellunch. Das Essen ist nicht nur extrem schnell zubereitet, sondern durchaus schmack- und nahrhaft und sehr leicht. Und ich kann euch sagen: Eine warme Mahlzeit aus der Tüte schmeckt fast so lecker wie ein Gourmetlunch, wenn man den ganzen Tag in der Kälte draußen unterwegs ist.
Essen hält eben doch Leib und Seele zusammen. Allzu lange wollten wir uns dann doch nicht an der Schwanner Warte aufhalten. Gleich nach dem Essen packten wir alles zusammen, entsorgten den Müll im Papierkorb und machten uns wieder auf den Weg bevor wir auskühlten.
Nach der Schwanner Warte geht es tatsächlich in den Wald! Und wir kommen in unseren ersten Schnee. Herrlich klare Luft und eine wundersame Stille empfangen uns. Wir sehen keine Menschenseele, dafür zwei Rehe, die durch den Wald streifen.
Am Volzemer Stein kommen uns drei Mountainbiker entgegen. Der Volzemer Stein kurz vor Dobel ist ein fast mythisch anmutender Ort. Die wuchtigen Felsblöcke tauchen wie aus dem Nichts auf. Man wundert sich, wie sie wohl hier her gekommen sind.
Für uns bedeutet der Volzemer Stein, dass wir unsere erste Etappe fast geschafft haben. Noch zwei oder drei Kilometer bis Dobel liegen vor uns. Und pünktlich zum Sonnenuntergang haben wir Dobel erreicht.
Die erste Etappe unserer Winter-Westweg-Wanderung ist bewältigt. Mein Garmin zeigt an, dass wir 25,37 Kilometer gewandert sind, 7 Stunden unterwegs waren und 1.466 Höhenmeter auf und 1.040 Höhenmeter abgestiegen sind.
Bedanken möchten wir uns bei allen, die uns bei unserem Vorhaben und auf dieser Etappe unterstützt haben: DB Regio Freiburg, Stadt Pforzheim, Schwarzwald-Tourismus GmbH, Schwarzwaldverein, Tourismusbüro Dobel, Hotel Heidi und Wagnerstüble in Dobel.
Und hier geht es zur Audioreportage über die erste Etappe Westweg im Winter: