„Stört dich das eigentlich nicht“, fragt der Kollege verwundert über das leise Gemurmel das aus dem Lautsprecher in meinem Büro kommt. „Nee, das ist absichtlich so gewollt“, entgegne ich. „Das soll meine Kreativität fördern.“Viele Autoren zieht es zum Schreiben ins Café. Warum eigentlich? Ist es der Duft des frisch gemahlenen Kaffees, der dem Schreibenden in die Nase steigt und seine Imagination zu neuen Höchstleistungen bringt? Nein, es ist vielmehr der Geräuschpegel im Café, wie eine Studie herausgefunden hat.
In einer Anzahl von Experimenten zum kreativen Denken hat die Universität von Illinois ermittelt, dass Hintergrundgeräusche wie man sie in einem Café erlebt, stimulierend auf die Kreativität einwirken. Ist es nämlich zu still, wird das abstrakte Denken gehemmt. Doch was tun, wenn das nächste Café nicht um die Ecke liegt? Oder noch schlimmer: Kein WLAN vorhanden ist? Die Lösung ist denkbar einfach: Man holt sich das Café ins Haus.
Das tat Justin Kauszler, als ihm sein Chef die Bitte abschlug, sich zum produktiven Arbeiten in ein Café zu setzen. Kauszler bemerkte, dass seiner Kreativität Flügel wuchsen, während sie am Schreibtisch im Büro auf den Nullpunkt sank. Gemeinsam mit einigen Kollegen und einem ausgeliehenen Audiorekorder zog er los in sein Lieblingscafé und drücke den Aufnahmeknopf.
Das blieb nicht ohne Folgen: Justin Kauszelers Kreativität erlebte neuen Aufschwung und führte zur Gründung von „Coffitivity“, einer App die nun den Sound von Kaffeehäusern aus aller Welt auf die Smartphones und Computer von kreativen Köpfen bringt.
Coffitivity ist eine kostenlose App die drei Hintergrundgeräusche spielt: „Morning Turmuhr“, „Lunchte Lounge“ und „University Untertones“. Wer 9 Dollar berappt, kann sich weitere Sounds laden.
Der österreichische Business Redner Hannes Treichl nutzt Coffitivity. In seinem Buch Meuterei des Denkens schreibt er: „Oft genieße ich die beruhigende Geräuschkulisse des Kaffeehauses auch in der Bahn.“ Treichl ist überzeugt, dass Menschen in absoluter Isolation zu weniger kreativen Leistungen fähig sind und dass eben die Mischung von Ruhe und Unruhe den den kreativen Fluss des Denkens fördert. Zum Schreiben des Kapitels über die Atmosphäre in Kaffeehäusern hat ihn allerdings etwas ganz anderes inspiriert: Der Klang der Regentropfen, die auf das Dach seines Büros fielen.
Ob Coffitivity meiner Kreativität auf die Sprünge hilft? Immerhin hat es mich dazu inspiriert, diesen Artikel zu verfassen. Ich bin gespannt, wie sich meine Kreativität beim Hören der „Morning Murmur“ weiter entwickeln wird und werde berichten.
Die App ist für iphone und Android erhältlich. Coffitivity kann auch direkt am Computer gehört werden.
Weitere Infos auf der Website von coffitivity
Bei mir ist es unterschiedlich: Manchmal (wie jetzt) mag ich Stille, dann wieder höre ich verschiedenste Musika, am liebsten KMHD aus Portland/OR, manchmal auch einfach irgendwas von youtube. Die Großstadt hier bietet auch genug Geräusche.
Ich finde nicht nur den Geräusch-, sondern auch den Kaffeepegel wichtig, aber dafür wird es keine App geben ;-)
Hallo Frank Berno,
gestern habe ich Tuareg-Blues entdeckt – der hat mir auch gut gefallen! Und ich gebe dir recht, der Kaffee muss natürlich gut sein. Wenn dann noch die Geräuschkulisse stimmt – umso besser! In diesem Sinn wünsche ich dir einen kreativen und produktiven Tag
Vielleicht liegt das alles nur an der Wirkung des Kaffees – man verbindet die Geräusche mit der Vorfreude auf einen Espresso! Ich mag die Atmosphäre in Coffeeshops sehr – auch wenn man meist natürlich nicht vernünftig (sprich rückengerecht) sitzt.