Hannes Treichl hat ein Buch geschrieben. Für diejenigen, die kreativer Denken, sicherer Entscheiden und erfolgreicher Handeln wollen. Sein Buch ist ein Sammelsurium an Gedankenskizzen, Fotos, Geschichten, Aufgaben, Anleitungen und Entscheidungswerkzeugen. Hat es mich zur Meuterei angestiftet?
Vom Buchcover grinst mir Hannes Treichl sonnengebräunt und unrasiert entgegen, mit wild zerzausten Haaren und einem karierten Schal, groß wie ein Segel, um den Hals. Unwillkürlich muss ich an einen Schiffbrüchigen denken. Will ich mit so jemandem in See stechen? Mich zur Meuterei anleiten lassen? Ich bin skeptisch.
Als Fotografin interessiert mich neben dem Cover des Buches das Autorenfoto. Jetzt bin ich völlig irritiert. Ist das derselbe Mann? Da guckt er, glattrasiert und mit gekämmten Haar, ein wenig verschmitzt, ein wenig scheu in die Kamera, Hand aufs Kinn gestützt (was man als Autor auf seinem Autorenfoto tunlichst sein lassen sollte!) in die Kamera.
Hannes Treichl, lese ich, ist Österreicher, äh, nein, Tiroler!, erfolgreicher Business-Speaker (furchtbares Wort, auf deutsch nennt man das Motivationssprecher), Gründer mehrer Agenturen und Autor eines Blogs, andersdenken.at. Und, lese ich, dass er zehn Jahre eine leitende Position im Management von Swarovski inne hatte und weltweit Vorträge und Workshops hält.
Das Taschenbuch ist eine lose Sammlung von Anekdoten, Geschichten, Fotografien, Gedanken, Aufgaben, kleinen Anleitungen und Sprüchen. Und genauso lose will es gelesen werden. Einfach aufklappen und schmökern. Bei einer Tasse Kaffee, wenn man einen Hänger bei der Arbeit hat oder abends im Bett. Vieles kommt einem irgendwie bekannt vor. Weil man es auf die eine oder andere Art woanders schon gelesen hat.
„Wohin zeigt dein Kompass? Folge beherzt dieser Richtung. Zu dem, was du wirklich willst.“ Ja, das klingt bekannt. Irgendwie nach Paulo Coelho. Aber klingen nicht alle Motivationstrainer so?
„Es spielt keine Rolle, woher du Ideen nimmst. Wo du sie klaust. Es zählt nur, was Du daraus machst.“
Der Satz ist natürlich geklaut. Von Paul Arden. Aber auch er hat geklaut. Bei Jim Jarmusch. Woher der geklaut hat, ist mir nicht bekannt.
Überhaupt erinnert das Buch an Egal, was du denkst, denk das Gegenteil von Paul Arden. Aber Klauen ist ja erlaubt.
Am stärksten ist das Buch, wenn Hannes Treichl erzählt. Von seinen Erlebnissen und Begegnungen. Menschen, die er mit einfachen Denkansätzen und Fragen bei der Lösung eines Problems weiterbringt. Die Geschichte „Neunzehn Arten Fisch“ ist eine von ihnen. Hannes Treichl beschreibt, wie er einer Seminarteilnehmerin, eine Zahnärztin, bei der Lösung einer Frage hilft. „Woran denkst du beim Wort Fisch?“ Anhand weniger Fragen wird die Lösung immer klarer. Genial einfach! Aber darauf muss man erst einmal kommen. Dann macht das Lesen von „Meuterei des Denkens“ Spaß und inspiriert.
Eines aber macht mir große Mühe: Die Typografie und das Layout des Buches. Kraut und Rüben. Vielleicht ist das vom Autor bewusst so gewollt. Aber die Schrift ist so kleingedruckt dass ich eine Lupe brauche. Anstrengend ist das, so was zu lesen. Ganz besonders Seite 42, betitelt mit „Das vielleicht effektivste Denkwerkzeug dieses Buches“. Weiße Schrift auf Pink, da tränen mir die Augen.
Und da wäre noch der Preis: 18,60 Euro. Für ein Taschenbuch! Das ist heftig. Was wahrscheinlich daran liegt, dass das Buch im Verlag Edition Octopus erschienen ist. Das ist, ja, man ahnt es, ein Zuschussverlag.
Mehr über Hannes Treichl auf seiner Website andersdenken
Mehr über sein Buch „Meuterei des Denkens“ und eine Leseprobe gibt es hier