Bücher rund ums Gehen und Draußensein

Sommerzeit ist Draußensein-Zeit. Die Tage sind lang, die Abende lau. Sommer ist die ideale Zeit für Unternehmungen, Reisen und Abenteuer. Wobei Gehen die radikalste Form des Reisens ist. Gehen entspannt, ist gut für die Gesundheit, entschleunigt und ist CO2 neutral. Worauf also noch warten und warum nicht einfach losgehen?

Weshalb es gut tut, draußen unterwegs zu sein, vornehmlich zu Fuß, erzählen verschiedene Autoren, deren Bücher ich heute vorstelle.

Bertram Weisshaar: Einfach losgehen
Vom Spazieren, Streunen, Wandern und vom Denkengehen

Warum nicht einmal, wie der Autor, einfach von der eigenen Haustüre aus starten?

Bertram Weisshaar startet dort, wo es am Naheliegensten ist: Er tritt einfach vor die eigene Haustüre (in Leipzig) und geht los. Der Landschaftsplaner und Fotograf bezeichnet sich als Spaziergangsforscher und schreibt über seine Wanderungen, die er an verschiedenen Orten Deutschlands unternommen hat. Weisshaar überquert keine Alpen, sein tagelanges Streunen führt ihn zu den Gärten, auf Pilgerwege, auf den Querweg Freiburg-Bodensee, zu ehemaligen Industriegeländen und rekultivierten Bergbaustätten. Er wandert, schlendert, streunt, zeltet, beobachtet, notiert, philosophiert. Darüber, was eine Landschaft zur Landschaft macht und worin sie sich von der Umwelt unterscheidet. Ein Buch für Querfeldeingeher, die gerne das Gehen mit dem Denken verbinden. Eine herausfordernde Lektüre die zeigt, dass man einfach nur losgehen muss, um als Streuner in den unmöglichsten Orten neue Horizonte erobern kann.

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Erling Kagge: Gehen. Weiter Gehen Eine Anleitung

Reduktion und Klarheit zeichnet das Cover aus, passend zu Erling Kagges Worten

Das „Weiter“ ist bei Erling Kagge Programm. Der Norweger hat als Erster alle „drei Pole“ der Erde betreten – den Südpol, Nordpol und den höchsten Pol, den Mount Everest. Wie essentiell die Fortbewegung auf zwei Beinen ist, bemerkte Kagge als seine Großmutter nicht mehr gehen konnte. „An diesem Tag starb sie“, schreibt er zu Beginn seines Buches. „Physisch lebte sie noch eine Weile…“ Ihrer Beine beraubt, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ihr Leben aushauchte. Gehen bedeutet Leben. Wer geht, entdeckt, erforscht, erobert. Kagges Buch ist ein wunderbarer Aufruf, uns zu erheben. Denn „Einen Fuß vor den anderen zu setzen, gehört mit zum Wichtigsten, was wir tun.“
Erling Kagge schreibt klar, mit der nüchternen Stimme eines Beobachters. Seine Worte sind Statements, die der Leser auf sich wirken lassen muss, soviel Philosophie, soviel Weisheit steckt in den Sätzen. Er zitiert Dichter und Denker, webt sie geschickt in seine Erzählungen und schafft ein wunderbares Buch, das man nur aus einem Grund aus der Hand legt: Weil man es ausprobieren möchte, das Gehen.

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Norbert Leitner: In der Natur zu Hause Geschichten von draußen

So tolle Bilder im Innenteil und so ein kitschiges Cover – schade drum

Ein Buch, das Lust aufs Lesen macht. So schön gestaltet, mit ansprechenden Fotos bebildert. Vom etwas kitschigen Cover mal abgesehen. Norbert Leitner, von Berufs wegen Messermacher (heißt die Berufsbezeichnung so?), nimmt uns auf seinen Erzählungen mit auf seine Exkursionen, die er zu Land, zu Wasser, in den Bergen, im Sommer und Winter alleine, mit Freund, mit Frau, mit Kindern unternommen hat. Mikroabenteuer wie es heute auf Neudeutsch heißt, die in unmittelbarer Umgebung von Daheim erlebt werden. Leitner schreibt so lebendig, der Leser kommt sich bald wie ein heimlicher Beobachter vor. Der Leser erlebt, wie der Wärmestrom der Sonne auf ihn fällt, wie der Schnee lautlos vom Himmel fällt und das Biwak bedeckt, die sternklare Nacht auf dem Berg auf, die bibbernde Kälte, als er im November in den eiskalten Fluss eintaucht. Es ist ein großartiges Plädoyer, die Wochenenden, die freien Tage, die Urlaube zu Hause zu verbringen und die eigene Umgebung zu erkunden.

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Björn Kern: Im Freien Abenteuer vor der Tür

Geniale Texte im Innenteil, denen das Cover nicht gerecht wird

Björn Kern ist Stubenhocker. Das bringt der Job mit sich. Bücher schreiben sich nun mal am Schreibtisch. Aber was, wenn die Worte nicht kommen? Kern tut das einzig richtige: Er steht auf und geht. Hinaus aus der Tür, hinein in den Wald. Und entdeckt das Nahweh. Jene Sehnsucht, die für Björn Kern fortan zu einer Kraft wird, die ihn hinaustreibt, die ihn zum Streuner werden lässt. Er übernachtet ihm Wald, wandert auf einem nachts unbefahrenen Bahngleis, lässt sich schwimmend durch einen Fluss treiben, überwindet seine Ängste und erweitert seinen Horizont. Und all das beschreibt er mit Worten eines Dichters, eines Poeten, einer Sprachmelodie, die heute selten geworden ist. „Das ist das Schöne am Draußensein, es kommt ohne jede Ankündigung, gibt sich schon mal kapriziös, ist dann aber voller Überraschung. Es flacht nicht ab im Laufe des Lebens, es wird nicht blasser, bekommt nicht den Anschein des tausendmal Gemachten, des tausendmal Gehörten. Es bleibt einmalig wie am Tag, an dem ich es zum ersten Mal erlebte.“ So schwingen die Worte von Björn Kern, Worte voller Lebendigkeit und Überraschung, die nicht abflauen mit Zunahme der Seiten, die ihre Farbe nicht verlieren. Ein echtes Meisterwerk der Nature-Writing-Gattung.

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Hans Zippert: Zippert steigt auf

Der Gipfelsturm auf die 16 Summits verursacht Lachmuskelkater

Zippert hat es geschafft! Als erster Bielefelder ist ihm das gelungen, was ihm jetzt viele nacheifern: Die Besteigung der „16 Summits“. Dafür hat er hart gearbeitet, auf jegliches Training verzichtet, disziplinlos gegessen und ist geradewegs drauflosmarschiert: auf die höchsten Erhebungen der 16 Bundesländer. Daraus ist ein urwitziges Buch entstanden, das eine Menge Lesespaß beschert.

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Christo Foerster: Raus und Machen

Dem gibt es nichts hinzuzufügen: Raus und Machen! Jetzt! Sofort!

Der Papst der Mikroabenteuer hat nachgelegt. Nachdem sein erstes Buch „Mikroabenteuer
den Zeitgeist getroffen und der #rausundmachen durch die Decke geschossen ist, gibt es nun das gleichnamige Buch dazu. Zu Beginn schildert Christo Foerster sein RausundMachen Abenteuer zur Mittsommernacht, erzählt wie es zum Instagram Hashtag gekommen ist und zeigt einige sehr schöne Fotos von Instagramern, die sich unter dem Hashtag ins Mikroabenteuer gestürzt haben. Es folgen die Kapitel „Meer“, „Wald“ und „Berge“, in denen der Autor von seinen Abenteuern in der Hängematte, im Schneegestöber und im Kajak berichtet. Flott und kurzweilig geschrieben, ohne literatischen Anspruch, ist es zum Kultbuch der Mikroabenteuer-Gemeinde avanciert. Dem bleibt nichts hinzuzufügen außer dass es nun an der Zeit ist, Raus und Machen. Hashtag Instagram.

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Titus Müller: Einfach mal spazierengehen

Der Autor schreibt über die Alltäglichkeiten, die ihm beim Spazierengehen auffallen. Zur Besprechung dieses Buches geht es hier.

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