Gerichte zu fotografieren ist eine der Königsdisziplinen der Fotografie. Bei meinem Beispiel aus der Praxis zeige ich, wie ohne Tricks und mit minimaler Ausrüstung geniale Food-Fotos gelingen. Außerdem stelle ich einen kulinarischen Geheimtipp vor!
Die Ausrüstung
Meine Ausrüstung, die ich für den Foto-Termin einpackte:
- Nikon D 700, meine Hauptkamera
- Nikkor Objektive Mikro 60 mm, 2.8, 35-70 mm, 2.8, Nikkor 50 mm 1.4
- Nikon SB 900 Blitzgerät , Nikon SB 800 als zweites Blitzgerät und Backup
- Fuji X-Pro 1 meine Reisekamera, aber immer als Backup-Kamera dabei
- Fujinon 85 mm 1.2 Objektiv
- Lastolite Eazybox Hotshoe 60×60 Softbox
- Manfrotto 5001B Stativ
- Manfrotto Schirmneiger
Das Restaurant Jägerhaus befindet sich in Egerten, einem kleinen Weiler hinter Wollbach bei Kandern im Landkreis Lörrach. Das Gasthaus liegt am Waldrand, umgeben von einem großen Garten und zahlreichen Biotopen. Das Jägerhaus wird von zwei jungen kreativen Köchinnen geführt, die es erst vor wenigen Monaten übernommen haben.
Eine Spezialität des Hauses ist der Brunnenkressesalat. Die Brunnenkresse wächst in den eigenen Teichen, gespeist mit frischem Quellwasser.
Meine ersten Bilder entstanden mit natürlichem Licht. Es ist bewölkt und das ist für die Aufnahmen der Brunnenkresse ideal. Die Wolken wirken wie eine riesige Softbox. Das Licht ist weich und es gibt keine harten Schatten wie es bei direktem Sonnenlicht der Fall gewesen wäre. Auf den Einsatz von Blitzgeräten verzichtete ich daher. Als Kamera verwende ich die Fuji X-Pro 1 und das Fujinon 85 mm Objektiv.
Die Fotos fertigte ich übrigens im Auftrag eines Magazins an. Jeden Monat wird in der Zeitschrift ein Gasthof portraitiert, außerdem stellen die Gastronomen ein „Gericht des Monats“, vor, das die Leser nachkochen können.
Passend zur Frühlingssaison ist es im Monat Mai ein Spargelgericht. Das Gericht wurde frisch zubereitet und angerichtet. So wie es der Gast serviert bekommt.
Ästhetik spielt bei der Food-Fotografie eine besondere Rolle
Für diese Aufnahme verwendete ich das Nikkor 50 mm Objektiv. Blendeneinstellung f/4 und die Verschlusszeit 1/125 Sekunden. Ich wollte einen schönen Blick auf das Tellergericht sowie ein wenig vom Umfeld des Restaurants mit einbeziehen. Zur Ausleuchtung verwendete ich die Lastolite Ezybox mit dem Nikon SB 900 Blitz, die ich in etwa 50 Zentimeter Abstand zum Gericht platzierte. Obwohl es sehr bewölkt war, kam just in dem Augenblick für einen kurzen Augenblick die Sonne hervor und erleuchtete den rechten Rand des Bildes.
Die Einstellungen an der Kamera
Der Nikon SB 900 Blitz wurde über den eingebauten Blitz der Nikon D 700 ausgelöst, die Blitzeinstellung nahm ich direkt in der Kamera vor.
Die Einstellungen am Blitzgerät
Dazu muss der Modus integriertes Blitzgerät auf — eingestellt werden. Damit wird der interne Blitz der D 700 ausgeschaltet und ein Infrarotsignal ausgesendet, dass den SB900 Blitz auslöst. Der Blitz ist auf M (Manuell) eingestellt mit einer Blitzleistung von 1/16.
Am Blitzgerät SB 900 wird der Schalter auf Remote gestellt. Jetzt sind Kamera und Blitzgerät vorbereitet und ich kann mit den Aufnahmen beginnen.
Unschärfe gekonnt einsetzen
Fotos auf denen alles scharf abgebildet ist, wirken oft langweilig. Viel spannender ist es, ein Detail hervorzuheben (in diesem Fall der Spargel) und die anderen Zutaten dezent im Hintergrund zu zeigen. Für diese Aufnahme verwendete ich das Micro-Nikkor Objektiv um die Spargelspitzen in Szene zu setzen, denn der Spargel spielt die Hauptrolle bei diesem Gericht.
Wichtig ist, auch Details wie Besteck, Servietten, Gläser, Tischdeko mit auf dem Foto zu zeigen. Das macht das Bild lebendiger und setzt das Gericht in einen Kontext.
Bei der Food-Fotografie spielt Ästhetik eine ganz besondere Rolle. Das Foto soll schließlich die Lust auf das Gericht wecken. Das gelingt nur, wenn die Farben ansprechend und realistisch sind. Viele Food-Fotografen, so wurde mir berichtet, arbeiten mit Tricks – z.B. Haarspray, um das Gericht „haltbar“ zu machen.
Bei diesen Food-Aufnahmen wurden übrigens keine derartigen Hilfsmittel verwendet. Alles ist so aufgenommen, wie es der Gast im Restaurant serviert bekommt. Für den Fotografen bedeutet das, extrem schnell zu arbeiten, denn die Zutaten, in diesem Fall die Sauce Bernaice zerläuft nach einiger Zeit. Dann sieht das perfekt angerichtete Essen schon nicht mehr ganz so toll aus.
Sehr schnell musste es ebenfalls beim Dessert gehen.
Das war gar nicht so einfach, ein so leckeres Dessert vor der Linse zu haben und es nicht essen zu dürfen. Das Dessert, Pavlova, ein australisches Schaumkuchen-Dessert, ist eine Hommage an die australischen Wurzeln der Inhaberin.
Portrait der Köchinnen
Selbstverständlich darf ein Portrait der beiden Köchinnen nicht fehlen. Im Jägerhaus dreht sich alles um die Natur. Das Restaurant ist von einem wunderschönen Garten mit vielen Biotop-Teichnen umgeben. Doch leider regnete es und im Garten war die Blütenpracht noch nicht soweit vorangeschritten. Mir war jedoch wichtig, die beiden Köchinnen im Kontext Natur zu portraitieren. Mit dazu gehört der Australien Shepherd „Pokie“ und der australische Trauerschwan „Sidney“. Es war alles andere als einfach, einen Hund und einen Schwan zusammen auf ein Foto zu bekommen. Aber dann passte alles und es entstand ein wirklich sehr gelungenes Foto der beiden mit Hund und Schwan. Bei dieser Aufnahme verwendete ich die Lastolite Eazybox, die links positioniert wurde.
Das Jägerhaus – ein kulinarischer Geheimtipp!
Jolanda Wermuth hat das Gasthaus im vergangenen Jahr von ihren Eltern, Christoph und Tiffany Wermuth übernommen, die das Jägerhaus mehr als 25 Jahre lang erfolgreich führten. „Wir waren immer ein kleiner Familienbetrieb“, sagt Jolanda Wermuth. In diesem Sinn möchte sie das Jägerhaus mit ihrer Partnerin Melanie Guttwein weiterführen. Die Küche ist saisonal-regional mit australischem Touch (Jolanda Wermuth ist australische Staatsbürgerin). Während einer gemeinsamen Reise in Asien und Australien guckten sie in viele Kochtöpfe und ließen sich von der exotischen Küche inspirieren. Beide Köchinnen sind experimentierfreudig und lassen ihre Ideen in pfiffige neue Rezepte einfließen.
Wer jetzt Lust bekommen hat, sollte sich die Mai Ausgabe des Regio Magazins kaufen oder einen Tisch im Restaurant Jägerhaus reservieren und sich von Melanie Guttwein und Jolanda Wermuth bekochen lassen.
Die Fotoausrüstung in der Übersicht
Wie ihr seht, braucht es keine teure Ausrüstung um professionelle Fotos von Gerichten anzufertigen. Ein Systemblitz und eine Softbox reichen aus. Hier folgt eine Übersicht der Fototechnik mit der ich die Bilder für diesen Artikel gemacht habe.
Lastolite Eazybox Hotshoe 60 x 60
Softbox für Hot Shoe Blitzgeräte. Passt zusammengefaltet in eine kleine Tasche, ist schnell aufgebaut und verwandelt jedes Blitzgerät in einen genialen Lichtformer.
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Manfrotto 5001B Stativ
Klein und handlich, das passende Stativ zur Lastolite Eazybox
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Manfrotto Lite-Tite Schirmhalter
Um die Lastolite Softbox mit dem Stativ zu verbinden, benötigt man einen Schirmhalter. Ich habe mich für den Manfrotto Lite-Tite Schirmhalter entschieden und bin sehr zufrieden damit.
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Nikon SB 800 / SB 900 Blitzgerät
Das Blitzgerät SB 800 ist ein älteres Modell mit dem ich noch immer sehr gerne arbeite. Es ist kleiner und handlicher als der größere Bruder, SB 900.
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