Fit mit Fitbit: Die Fitbit Surge im Test

Als „absolute Fitness-Superwatch“ wird die Fitbit Surge vom Hersteller angepriesen. Wie sich das derzeitige Top-Modell der Fitbit Fitnesstracker im Langzeittest bewährt und welche Schwächen offenbar wurden, habe ich ausführlich gestestet.

Lesen  Sie meinen Testbericht der Fitbit Surge.

Fand ich das Vorgängermodell, die Fitbit Charge HR noch futuristisch, ist meine Euphorie über das Design der Surge gedämpft. Erinnert sie doch mehr an eines der Cyberpunk-Gagdets, wie man sie aus Filmen der späten 80er Jahre kennt. Besonders das Display mutet vorsintflutlich an. Hey, Fitbit, wir sind im Jahr 2016!

Ftbit Surge - angepriesen als "absolute Superwatch" - was aber kann sie wirklich?
Ftbit Surge – angepriesen als „absolute Fitness-Superwatch“ – was aber kann sie wirklich?

War die Fitbit Charge HF ein schmales Bändchen, das kaum aufgefallen ist, trägt die Surge dick auf. Für breite Männerhandgelenke ist das weniger ein Thema als für Frauen. Die Surge hat die Dimension einer Taucheruhr oder die des Garmin Forerunners. Und das Teil dann auch nachts tragen, um den Schlaf zu überwachen? Vergiss es! So dachte ich.

Fitbit flex, Fitbit Charge HR und Fitbit Surge (von links) im Größenvergleich
Fitbit flex, Fitbit Charge HR und Fitbit Surge (von links) im Größenvergleich

Allerdings dauerte es nur wenige Tage, bis ich mich an die Dimensionen der Surge gewöhnt hatte. Sogar nachts störte sie mich nicht mehr. Nur das Armband ist definitiv zu kurz geraten. Die Surge gibt es in den Ausführungen S und L. Die Größe S dürfte nur filigranen Handgelenken oder Kindern richtig gut passen. Eine dritte Ausführung in M wäre optimal. Wer normal breite Handgelenke hat, sollte auf jeden Fall genauer auf die Größenbestimmung schauen. Fitbit empfiehlt Größe S für Handgelenke mit 14-16 cm Umfang. Ich maß 14,5 cm und finde die S-Größe zu klein. Wer Handgelenke in einer Größe von 20-23 cm Umfang hat, kann sich über die Website eine Surge in XL bestellen, sonst sind nur die Größen S und M im Verkauf erhältlich. Denn bei intensiven Workouts empfiehlt Fitbit, die Surge drei Fingerbreit vom Handgelenkknochen entfernt zu tragen. Hier komme ich mit meiner S-Größe ans Ende des Armbands und könnte ein größeres Band brauchen. Das Band der Fitbit Surge lässt sich nämlich nicht nachträglich tauschen.

Lieferumfang: Surge, Dongle und Ladekabel
Lieferumfang: Surge, Dongle und Ladekabel

Surge auf Deutsch zu übersetzen ist gar nicht mal so einfach. Surge wird mit Anstieg, Welle, Anschwellen, Überspannung, Woge und Spannungsstoß übersetzt. To surge hat ebenso vielfältige Bedeutungen. Am besten hat mir „auf den Wellen reiten“ gefallen. Mit der Fitbit Surge auf den Wellen der Fitness reiten. Oder um es im Jargon von Fitbit zu sagen: „Trainiere intelligenter. Erreiche neue Bestleistungen.“ Und das gelingt nur auf eine Weise: Hintern hoch! Wer das nicht schafft, kann sich die knapp über zweihundert Euro sparen und anderweitig investieren.

Schwachpunkt Ladekabel: Wer es vergisst, kann keine anderen USB Kabel zum Laden verwenden
Schwachpunkt Ladekabel: Wer es vergisst, kann keine anderen USB Kabel zum Laden verwenden

Das Einrichten der Fitbit Surge ist wie auch bei den anderen Fitbit-Modellen denkbar einfach. Die Smartwatch wird mit USB-Ladekabel und USB-Dongle geliefert. Anschließen, Fitbit App und Dashboard laden, einrichten und loslegen.

Leider wirkt die Fitbit Surge etwas altbacken mit ihrem Design und monochromen Zifferblatt
Leider wirkt die Fitbit Surge etwas altbacken mit ihrem Design und monochromen Zifferblatt

Das viereckige Display der Fitbit Surge erlaubt ein gutes Ablesen der Werte. Allerdings nur monochrom. Als Zifferblatt stehen vier Designs zur Auswahl. Diese lassen sich allerdings nicht direkt an der Uhr, sondern nur via App oder Dashboard am Computer auswählen und ändern. Zur Auswahl stehen Flare, Orbit, Digital und Analog. Erstaunlich, dass Fitbit seinem derzeitigen Spitzenmodell nicht weitere Zifferblätter spendiert, die eine individuelle Konfiguration und Zusammenstellung erlauben. Das Einstellen der Weckzeit des stummen Alarms (Vibration) lässt sich ebenfalls nur via App oder Dashboard bewerkstelligen. An der Surge selbst kann ich nur den Alarm ein oder ausschalten. Dafür gibt es klare Punktabzüge, denn die Weckzeiten direkt an der Uhr einzustellen wäre doch viel bequemer. Ein Timer lässt sich nämlich sehr wohl direkt an der Uhr einstellen. Beim Weckalarm muss außerdem darauf geachtet werden, dass man die Weckzeit für alle Tage auswählt, an denen man geweckt werden möchte. Es reicht also nicht, ein Häkchen bei der Zeit zu setzen.

Wecken mit der Fitbit: Wer nicht auf Wiederholungen klickt, verschläft am nächsten Morgen
Wecken mit der Fitbit: Wer nicht auf Wiederholungen klickt, verschläft am nächsten Morgen

Will ich jeden Morgen von Montag bis Freitag um 6.15 Uhr geweckt werden, muss ich das einzeln unter dem Menüpunkt „Weckalarm bearbeiten“ einstellen. Vergesse ich das und setze nur einen Haken bei der Alarmzeit, werde ich zwar am kommenden Tag geweckt, nicht aber am übernächten und den folgenden Tagen. Und ganz wichtig: Nach der Einstellung muss die FitBit sychronisiert werden, damit die Alarmzeiten auf die Uhr programmiert werden.

Eine Einstellung, die ich gleich deaktiviert habe, ist die „Schüttelbewegung aus dem Handgelenk“. Damit ist übrigens keine Schüttelbewegung gemeint, sondern das Bewegen des Arms, um auf das Display zu sehen. Ist sie aktiviert, schaltet sich die Hintergrundbeleuchtung des Displays automatisch an. Das tut sie dann aber leider auch, wenn man nachts im Bett liegt und den Arm bewegt oder im Dunkeln beim Autofahren um eine Kurve lenkt. Das ständige Leuchten irritiert und verbraucht wertvollen Akkustrom. Deaktiviert man die Automatik, so kann man die Zeit im Dunkeln ablesen, indem man auf das Display tippt.

Herzstück der Fitbit Surge ist die automatische Herzfrequenzmessung, die direkt am Handgelenk erfolgt. Es muss also kein Brustgurt getragen werden. Die Messung wird mit einem Lichtsensor vorgenommen. Pure Pulse nennt Fitbit die Erfassung, die laut Herstellerangaben so funktioniert: „Mit jedem Herzschlag erweitern sich aufgrund von Veränderungen im Blutvolumen deine Kapillaren und ziehen sich wieder zusammen. Das von der Haut reflektierte Licht der Pure Pulse-LEDs an deinem Tracker erfasst diese Veränderungen. Fein abgestimmte Algorithmen berechnen anhand dieser Daten die Herzfrequenz automatisch und kontinuierlich.“

Soweit so gut. Ob diese kontinuierliche Befeuerung mit diesem grünen LED-Licht meiner Haut und Blutgefässe nicht schadet, wundere ich mich? Eine Frage, mit der ich mich demnächst ausführlicher auseinander setzen möchte.

Hinweis zu meinen Testberichten
Auf meiner Website stelle ich hin und wieder Produkte vor, die ich auf Reisen, bei der Arbeit und in der Freizeit einsetze. Für das Verfassen der Erfahrungsberichte erhalte ich kein Honorar vom Hersteller, noch nimmt dieser Einfluss auf den Inhalt. Sollte ich für einen Test Muster erhalten haben, wird dies ausdrücklich erwähnt.

Die Herzfrequenz wird kontinuierlich gemessen. Egal, ob Sport getrieben, am Schreibtisch gearbeitet oder seelenruhig geschlafen wird. Die Herzfrequenzmessung erfolgt in Echtzeit, außerdem erhält man eine Übersicht über den jeweiligen Ruhepuls und die Herzfrequenzzonen, in denen man sich den Tag hindurch bewegt hat. Diese Zonen lassen sich individuell einstellen. Beim Workout (Laufen, Fitness oder Crossfit) sieht man so auf einen Blick, ob in der optimalen Herzfrequenzzone trainiert wird. Die Zonen sind unterteilt ist Fettverbrennung, Cardio und Höchstleistung. In welcher Zone augenblicklich trainiert wird, zeigt ein Herz-Icon anhand von zwei Balken an, die sich entweder über (Fettverbrennungszone) oder unter (Höchstleistungszone) dem Herz befinden. Wird in der Cardiozone trainiert, sitzt das Herz zwischen den beiden Balken. Startet man ein Training, wird neben der Zeitmessung der aktuelle Puls sowie der Kalorienverbrauch angezeigt. Befindet sich der Herzschlag außerhalb der Zonen, wird das durch ein pulsierendes Herz angezeigt und nicht als sportliche Aktivität verzeichnet.

Die Pulsmessung zeigt an, ob in der optimalen Zone trainiert wird
Die Pulsmessung zeigt an, ob in der optimalen Zone trainiert wird (hier Fettverbrennungszone)

Obwohl die Fitbit eine durchaus gelungene Herzfrequenzmessung besitzt, ist das mit das größte Manko: Denn um zu kontrollieren, ob ich in der optimalen Zone trainiere, muss ich jedes mal auf die Uhr schauen. Das ist nicht nur nervig, sondern oftmals gar nicht möglich. An meinem Garmin Forerunner kann ich akustische Signale einstellen, wenn ich eine bestimmte Pulsfrequenz überschreite. Warum kann das die Fitbit nicht? Ich kann mich morgens mit Vibrationsalarm wecken lassen. Sollte da eine Vibration bei Überschreitung der Herzfrequenz nicht wichtiger sein?

Wie die optimale Herzfrequenz ermittelt wird und in welchen individuellen Herzfrequenzzonen trainiert werden sollte, schildere ich in einem eigenen Blogbeitrag. Wer über weitere Updates und Testberichte zur Fitbit und anderen Geräten informiert werden möchte, kann gerne meinen Newsletter abonnieren.

Trägt man die Surge im Alltag, werden folgende Werte gemessen und aufgezeichnet:

  • Schritte
  • aktuelle Herzfrequenz
  • Strecke
  • verbrannte Kalorien
  • Etagen

Die Surge zeichnet darüber hinaus weitere Werte auf, die allerdings nur über die Fitbit App oder Dasboard am Computer abgelesen werden können.

  • Verlauf der Herzfrequenzwerte innerhalb der verschiedenen Herzfrequenzzonen
  • aktive Minuten
  • geschlafene Stunden, Ruhelosigkeit und Wachperioden

GPS-Tracking

Das zweite Herzstück der Fitbit Surge ist das GPS-Tracking. Die Surge ist mit einem eigenen GPS-System ausgestattet. Damit ist man nicht auf ein weiteres Gerät (Smartphone) angewiesen, das die Strecke aufzeichnet. Ich kann einfach loslaufen oder wandern und die Surge zeichnet meinen Weg auf.

Aufzeichnung im Lauf-Modus

Schaltet man in den Lauf-Modus, kann man zwischen diesen Einstellungen wählen

  • Frei Laufen
  • Laufband
  • Runde Laufen

Wählt man Frei Laufen oder Runde Laufen wird automatisch das GPS-Symbol eingeblendet.

Manuell lassen sich „Aktivitätssignale für kostenlose Aktivitäten“ einschalten.
Diese Signale werden für Strecken oder Zeitintervalle erfasst und aufgezeichnet. Ich habe sie für Kilometer aktiviert und erhalte z.B. bei einer 7 Kilometer Laufstrecke sieben Aufzeichnungen, wie lange ich für jeden Kilometer gebraucht habe. Bei dieser Funktion, erhalte ich nach jedem gelaufenen Kilometer ein Signal in Form einer kurzen Vibration.

Bevor gestartet wird, muss das GPS aktiviert werden. Man kann danach entweder sofort loslaufen (während das GPS noch das Signal sucht) oder wartet bis das GPS-Signal Verbindung anzeigt. Das Signal wird recht flott gefunden (im Vergleich zu meinem Garmin Forerunner) und dann es losgehen mit dem Laufen.

Dass die Surge mit GPS ausgestattet ist und nicht wie die Apple Watch oder die neue Fitbit Blaze (dazu später mehr) GPS nur in Verbindung mit einem Smartphone aufzeichnen kann, ist einer der großen Pluspunkte der Surge.
Die GPS Daten werden maximal 35 Stunden gespeichert. Danach werden ältere Daten gelöscht um Speicherplatz freizugeben. Man sollte daher seine Surge regelmäßig synchronisieren, damit keine Daten verloren gehen.

Aufzeichnung im Modus Wandern oder Gehen

Weshalb die Surge den Modus Gehen hat, kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn die Aufzeichnung ist dieselbe wie beim Modus Wandern. Denn schließlich geht man beim Wandern ja auch. Oder anders gefragt, wann hört das Gehen auf und ab wann beginnt Wandern? Leider ist die Surge nicht ganz so smart zu unterscheiden, ob ich Wanderschuhe oder normale Schuhe trage.

Modus Wandern – Software Update dringend erforderlich!

Da wandert man also fröhlich seines Weges und wie das beim Wandern nun mal so ist, legt man unterwegs eine Pause ein. In unserem Fall kehrten wir in das gemütliche Blockhaus der Schlossberghütte Bad Teinach ein. Bei Ankunft am Blockhaus drücke ich auf Pause, damit die Einkehrzeit nicht fälschlicherweise als Wanderzeit erfasst wird. Als wir nach der rund 45-minütigen Kaffeepause weiterwandern und ich die Aufzeichung fortsetzen möchte, ist das nicht möglich. Die Surge hat nach 30 Minuten Pause die Erfassung der Wanderung einfach beendet. Das ist sehr ärgerlich! Mir bleibt nichts anderes übrig, als eine zweite Aufzeichnung zu starten. Die beiden aufgezeichneten Strecken lassen sich auch später nicht im Fitbit Dashboard zusammenfügen. Das ist ein Unding und hier muss Fitbit unbedingt ein Software-Update nachlegen.

Bei der Einkehr in Bad Teinach wird nach 30 Minuten Pause der Track automatisch beendet - ein Unding!
Bei der Einkehr in Bad Teinach wird nach 30 Minuten Pause der Track automatisch beendet – ein Unding!

Was mir bereits passiert ist: Versehentlich wird die Aktivität beendet und ich merke es nicht. Bei Regenwetter, bzw. Kälte trage ich den Pulsmesser unter mehreren Schichten Kleidung. Und so habe ich die Wanderung zwar gestartet, jedoch nicht bemerkt, als aus irgendwelchen Gründen (Handbewegung, An- oder Ausziehen der Handschuhe) der aktuelle Track ausgeschaltet wurde. Erst zu Hause beim Synchronisieren stellte ich fest, dass die Wanderung nach nur wenigen Minuten abgebrochen ist. Hier haben die Entwickler vergessen, dass der größte Teil der Nutzer eben nicht im sonnigen Kalifornien wohnt und trainiert und nur T-Shirts trägt. Überhaupt fragt man sich, ob die Programmierer Nerds sind, die nur vorm Computer sitzen und ihre Produkte nicht selber ausprobieren bzw. testen.

Was ebenfalls verwundert: Die Fitbit zeichnet Höhenmeter auf, allerdings werden die als Stockwerke ausgewiesen. Für den Gebrauch im Alltag sind gezählte Schritte und Stockwerke ja in Ordnung. Wenn der Wandermodus aktiviert ist, werden Kilometer, Minuten, Tempo, Herzfrequenz, verbrannte Kalorien aufgezeichnet. Die Aufzeichnung der Stockwerke fehlt. Interessanterweise werden die Höhenmeter im Dashboard als Grafik angezeigt. Mehr aber auch nicht. Weshalb wird hier auf die Angabe der Höhenmeter verzichtet? Denn die Surge besitzt einen eigenen Höhenmesser – weshalb wird dieses Instrument dann nicht genutzt?

Als Wanderer möchte ich nicht nur die zurückgelegten Kilometer, sondern vor allem die Höhenmeter wissen. Hier verschenkt Fitbit wertvolles Potential. Oder anders ausgedrückt: Der Kunde bezahlt einen teuren Preis für ein Gerät, dessen Potential er nicht voll ausschöpfen kann. Auch ist die Satellitenansicht über Googleearth nicht aufrufbar. Angezeigt wird lediglich eine Straßenkarte oder eine topografische Karte. Hier kann der Nutzer nur darauf hoffen, dass Fitbit die Software nachbessert.

Modus Training

Im Trainingsmodus lassen sich Schnelltasten über die App oder Dashboard für die bevorzugten Aktivitäten einrichten. In meinem Fall sind das Yoga, Wandern, Gehen und Radfahren. Bis zu 7 Aktivitäten können gewählt werden. Im Menü können folgende Aktivitäten eingestellt werden: Gewichte, Ellipsentrainer, Spinnig, Stepper, Zirkeltraining, Bootcamp, Pilatus, Kickboxen, Tennis, Kampfsport, Golf, Yoga, Wandern, Gehen, Radfahren.

Die Surge erkennt automatisch Aktivitäten und fügt sie dem Aktivitätsprotokoll hinzu.  Automatisch erkennt sie: Gehen, Laufen, Radfahren im Freien, Elipsentrainer, Sport, Aerobic. Was aber ist mit „Sport“ gemeint? Und weshalb taucht hier der Begriff Aerobic auf,  bei den bevorzugten Aktivitäten aber nicht? Auch das ist unsinnig, nicht durchdacht und verwirrend für den Nutzer. Leider fehlen Wintersportarten völlig. Weder Skifahren oder Langlaufen können gewählt werden. Auch kein Schlittschuhfahren oder im Sommer Inline-Skaten. Noch unsinniger: Die voreingestellten Aktivitäten können nur ausgewählt, nicht aber eigene selbst erstellt werden. Wenn ich also Nordic Walking mache, bleibt mir nur die Einstellung „Gehen“, denn Nordic Walking ist schlichtweg nicht vorgesehen.

Trainingsart Putzen mit der Fitbit

In der FitbitApp lassen sich Aktivitäten eintragen, die es nicht in den Voreinstellungen gibt. So lässt sich „Putzen, anstrengend oder aufwändig“ als Trainingsart wählen. Und hier finden wir auch Wintersportarten wie Skilanglauf und Ski Alpin. Doch Nordic Walking fehlt nach wie vor. Dafür kann man Ballett wählen, Kanufahren, Klettern, sogar Jagen kann ausgewählt werden. Auch Fahren eines PKW. Aber was hat das mit Sport zu tun?

Totale Vermessung: Die Fitbit registriert jeden Schritt und Herzschlag
Totale Vermessung: Die Fitbit registriert jeden Schritt und Herzschlag

Gut, diese Dinge müssen manuell eingestellt werden. Ob sie danach von der Fitbit Surge als solche erkannt und aufgezeichnet werden, muss ich noch testen. Doch allmählich beschleicht mich ein seltsames Gefühl: Die Uhr erfasst jeden Schritt und Tritt, jeden Herzschlag und meinen Nachtschlaf. Und alle Daten werden irgendwo in einer Cloud erfasst. Wem gebe ich da Zugriff auf diese sehr persönlichen Daten? Wer beschattet mich? Big Brother is watching you! Wem das ein grimmiges Gefühl in der Magengegend vermittelt, sollte tunlichst vermeiden, sich einen derartigen Fitness-Tracker ans Handgelenk zu schnallen.

Schlaftracking

Die Surge zeichnet automatisch den Schlaf auf. Natürlich darf man hierbei nicht die Genauigkeit einer klinischen Messung wie die eines Schlaflabors erwarten. Die Surge zeichnet Phasen des Tiefschlafs, des unruhigen Schlafs und Phasen, in denen man wach ist auf. Anhand der Aufzeichnungen lässt sich ein gutes Bild ermitteln, wie es um die Schlafqualität steht. Da die Zeiten erfasst werden, in denen man zu Bett geht, kann man so ermitteln, ob man eine bessere Schlafqualität erzielt, wenn man um 22 Uhr ins Bett geht oder erst um Mitternacht.

Hat die Fitbit Surge einen medizinischen Nutzen?

Die Fitbit Charge HR und die Fitbit Surge sind keine medizinischen Geräte. Sie ersetzen auf keinen Fall eine Pulsmessung, wie sie ein Arzt durchführen wird oder wie sie mit einem Blutdruckmessgerät erzielt wird. Wobei ich keine großen Abweichungen zwischen meinem Garmin Forerunner, der Fitbit Surge und dem Blutddruckmessgerät verzeichnet habe. Dennoch können die Aufzeichnungen des Ruhepulses über einen längeren Zeitraum Aufschlüsse geben. Denn nimmt auf einmal der Ruhepuls gravierend zu oder ab, sind diese Aufzeichnungen auf der App oder Dashboard zu sehen. Es sind Anhaltspunkte und Werte, die der Nutzer gegebenenfalls mit seinem Arzt besprechen kann.

Benachrichtigungen

Die Surge zeigt eingehende Anrufe und SMS-Nachrichten an. Es ist ein „Nice to have“ für mich allerdings keine Funktion, die ich benötige. Zudem – wer verschickt heute noch SMS-Nachrichten? Und die werden auch nicht in voller Länge angezeigt. Nach 160 Zeichen ist Schluss und die Nachricht bricht ab. Erhalte ich einen Anruf oder SMS, dann vibriert die Surge kurz und blendet den Namen oder Nummer des Anrufers ein. Die Benachrichtigung wird 7 Sekunden lang angezeigt. Ob es ein Anruf oder eine SMS ist, zeigt mir die Vibration nicht an. Lediglich per Symbol (Telefon oder Sprechblase) kann ich  auf dem Display sehen, um was für eine Art von Mitteilung es sich handelt.

Zusammen mit Apples iOs-Geräten zeigt die Surge wenigstens auch iMessages an. Andere Meldungen wie z.B. von WhatsApp werden nicht zur Surge gemeldet.

Musiksteuerung

Mit der Surge kann man die Musik auf einem kompatiblen iOS-Mobilgerät pausieren, fortsetzen oder zum nächsten Titel springen. Wer’s braucht, ok. Ich nutze das nicht und hätte mir statt dieses Schnickschnacks andere Features gewünscht, die ich von einer Sportuhr als nützlicher halte. Für die Musiksteuerung muss zudem auf die klassische Bluetooth-Übertragung umgeschaltet werden, die mehr Akku kostet.

Akkulaufzeit

Ein wichtiger Faktor ist die Akkulaufzeit. Darüber gibt es Positives zu berichten. Nachdem ich die Fitbit einem Langzeittest unterzogen habe, kann ich berichten, dass der Akku 6 bis 7 Tage durchhält. Selbst wenn die Uhr einen erschöpften Akku anzeigt, funktioniert sie noch weitere zwei Tage. Auch hier sollte FitBit bei der Software nachbessern, damit die Anzeige angepassst wird. Der Akku hielt übrigens eine 10-stündige Wanderung durch, die mit GPS aufgezeichnet wurde. Das sind im Vergleich mit der Apple Watch tatsächlich sehr gute Werte!

Fazit und Kaufempfehlung: Für wen eignet sich die Surge?

Ich antworte erstmal darauf, für wen sie sich nicht eignet: Ambitionierte Extremsportler, Schwimmer, Bergsteiger, Marathonläufer, Ultra- und Ironman-Läufer (die Surge ist nicht fürs Wasser gedacht). Denen dürften die Funktionen der Surge einfach nicht ausreichen für ihren speziellen Einsatzzweck. Auch Wanderer, die ihre Trekking-Strecke auswerten und anderen zugänglich machen möchten, werden mit der Fitbit Surge nicht glücklich. Das ist umso bedauerlicher, als die Hardware der Uhr die Daten zwar aufzeichnet, die Software sie jedoch nicht anzeigt.

Motivation durch Pokale, Nachrichten und Wettkämpfe
Motivation durch Pokale, Nachrichten und Wettkämpfe

Menschen, die sich vorgenommen haben, ihre Fitness zu verbessern, die Spaß und Freude haben, ihren Fortschritt festzuhalten, sich mit anderen Freunden messen und via App oder Dashboard sich gegenseitig anfeuern, bekommen mit der Fitbit Surge die ideale Multitfunktionsuhr für Tag und Nacht. Wer auf GPS Tracking und Multifunktionsaufzeichnungen verzichten kann und möchte, finden in der Fitbit Charge HR ein optimales Trackinggerät.

Größtes Manko ist die Software, die weit hinter den Möglichkeiten zurückbleibt. Hier sollte Fitbit schnelltens nachbessern, damit Surge-Besitzer das volle Potential der Uhr nutzen können.

Die Fitbit Surge im Überblick

  • GPS Trecking (Entfernung, Tempo, Teilstreckenzeiten, zurückgelegte Höhen)
  • kontinuierliche automatische Herzfrequenzanzeige und Herzfrequenzzonen
  • Erfassung der Tagesaktivitäten (Schritte, verbrannte Kalorien, Etagen, aktive Minuten)
  • Multisporterfassung
  • Automatisches Aufzeichnen von Läufen, Crosstraining, Wandern, Radfahren, Workouts
  • Automatische Schlaferkennung und Aufzeichnung
  • Kabellose Synchronisierung
  • Vibrationsalarm
  • Benachrichtigungen von SMS und Anrufen sowie Musiksteuerung

Ein Wort zur Fitbit Blaze

Fitbit hat dieser Tage seinen neusten Aktivitätstracker vorgestellt, die Fitbit Blaze.

Die Blaze dürfte meiner Ansicht nach kaum zum Kassenschlager werden, denn es ist, ich drücke es mal so aus, die Aldi-Version der Apple Watch. Leider hat es Fitbit versäumt, ein Gerät zu entwickeln, das sich im Design wie auch mit den inneren Werten von der Apple Watch unterscheidet. Mit der Blaze erhält der Nutzer eine Surge mit Farbdisplay und austauschbaren Armbändern. Die GPS-Aufzeichnung ist jedoch wie bei der Apple Watch nur in Verbindung mit einem Smartphone möglich. Damit hat Fitbit seine Chance vertan, eine attraktive Alternative zur Apple Watch vorzustellen.

Ein Wort zur Pulsmessung und der Sammelklage gegen Fitbit

Derzeit machen Meldungen die Runde wonach Fitbit Nutzer in den USA eine Sammelklage wegen ungenauer Pulsmessung und möglicher Gesundheitsgefährdung eingereicht haben.

Ich habe meine Pulswerte der Surge mit einem Blutdruckgerät und dem Garmin Forerunner verglichen. Bis auf wenige Pulsschläge (plus 1 beim Blutdruckgerät) zeigten mir die Geräte identische Werte an.

Für den Test wurde mir ein Exemplar der Fitbit Surge zur Verfügung gestellt.

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Ein Gedanke zu „Fit mit Fitbit: Die Fitbit Surge im Test“

  1. Das mit der Cloud ist doch nicht nur ein Problem von Fitness trackern sondern allgemein bei jeder Uhr mit GPS oder sonstigen Funktionen. Egal ob Fitbit, Polar , Garmin oder wie sie alle heißen keine mir bekannte Uhr ist offline zu Speichern.

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