Im Winter mit Barfußschuhen joggen, geht das tatsächlich? Ich wollte es wissen und probierte es aus – mit dem Leguano Winter Aktiv. Ob ich beim Laufen durch den Pulverschnee kalte Füße bekommen habe und wie es sich anfühlt, mit leichten Sohlen auf eiskaltem Asphalt, gefrorenen Straßen und über schneebedeckte Waldwege zu joggen, lest ihr in meinem ausführlichen Erfahrungsbericht mit Videoclip.
Seit ich vor einigen Jahren das Buch „Born to Run“ von Christopher McDougall gelesen habe, bin ich von normalen Joggingschuhen auf so genannte Barfußschuhe umgestiegen. Bisher bin ich in handgenähten Wildlederschuhen der Firma Softstar, in Luna-Sandalen, FiveFingers und den Trail Minimus Trailschuhen von New Balance gelaufen. Es dauerte einige Zeit, bis ich meinen Laufstil umgestellt und mein Körper sich an das „Barfusslaufen“ gewöhnt hat. Seitdem möchte ich nie wieder mit herkömmlichen Schuhen gehen und laufen.
Über einen Freund wurde ich auf die deutsche Marke Leguano aufmerksam, die ihre Schuhe in Deutschland herstellt. Leguano hat mir freundlicherweise den Leguano Winter Aktiv für den Test zur Verfügung gestellt, den ich unter winterlichen Bedingungen ausprobiert habe.
Leguano Winter Aktiv – Ausstattung
- Sohle aus Lifolit (Weich-PVC-Compounds)
- Lifolit erfüllt gem. Angaben des Herstellers Anforderungen der Spielzeugnorm EN 71/9
- Obermaterial Mesh-Gewebe aus 100 % Polyester
- Innenfutter aus 100% Wolle (kein Merino)
- Sohle ca. 4-5 mm dick, Farbe schwarz
- Farbe Mesh-Gewebe und Schnürsenkel: schwarz
- Gewicht ca. 350 Gramm
- Fertigung in Deutschland
Leguano Winter Aktiv – erster Eindruck
Zugegeben, die Schuhe sehen auf den ersten Blick nicht sehr sexy aus. Das Aussehen spielte allerdings keine Rolle mehr, nachdem ich sie angezogen hatte. Sie passten wie maßgeschneidert und sind ultrabequem. Ich trage Schuhgröße 38-39 und die 38 sitzt perfekt. Sie sind so leicht und angenehm, dass man vergisst, überhaupt Schuhe an den Füßen zu tragen. Das Innenfutter aus Wolle (leider kein Merino) ist kuschelig und auch barfuss getragen ist der Schuh angenehm auf der Haut ohne zu Kratzen. Wozu braucht man da noch Socken? Die Schuhe sind sehr wertig, alle Nähte sind top verarbeitet. Der Leguano Winter Aktiv ist ein Herbst/Wintermodell des Leguano Aktiv Schuhs, der kein Innenfutter besitzt und mit einer silbernen Sohle ausgestattet ist, ansonsten sind die Modelle gleich.
Guter Grip mit der Lifolit-Sohle
Die Sohle aus Noppen ist aus Lifolit, einem PVC Material gefertigt. Laut Hersteller soll die Sohle 800 bis 1.000 Kilometer halten – auf Asphalt. Ich bin gespannt, wie sich die Sohle im Langzeittest bewährt, denn hier bin ich skeptisch. Ob die so lange hält – vor allem, wenn der Schuh viel im Gelände gelaufen wird (Waldwege, Trails auf Schotter etc.), muss sich erst noch zeigen. Im Vergleich zu den Vibram-Sohlen meiner anderen Laufschuhe kommt mir das Lifolit-Material nicht ausreichend stabil und abriebsfest vor. Aber das kann erst der Langzeittest ermitteln. Der Grip der Sohle auf Asphalt ist sehr gut. Man spürt jederzeit den Bodenkontakt, der Fuß muss aktiv arbeiten, dabei hat man stets einen sicheren Stand. Nichts drückt oder ist zu eng oder zu weit. Die Füße sind happy.
Klasse Fußklima dank Wollinnenfutter
Trotz des wärmenden Innenfutters bekommt man in beheizten Räumen keine heißen Füße. Das Klima im Schuh wird durch die Wolle optimal reguliert. Leider ist der Leguano Winter Aktiv wegen des Innenfutters nicht wie die anderen Aktiv-Modelle in der Waschmaschine waschbar.
Der Härtetest: Auf leichten Sohlen durch den Schnee
Der erste Test fand ohne Schnee statt. Ich trug die Leguano Winter Aktiv bei einer Wanderung auf den 1.165 Meter hohen Hochblauen im südlichen Schwarzwald. Ich wanderte bei minus 5 Grad mit leichten Merinowollsocken auf dem Westweg. Der Wanderweg besteht zum Teil aus Pfaden mit Wurzeln und Felsen, zum Teil aus breiten Waldwegen. Fazit: Der gute Grip der Sohle und warme Füße dank des flauschigen Wollfutters. Der Schuh bescherte mir ein unbeschwertes, leichtfüssiges Wandergefühl.
Der zweite Testlauf fand bei minus 2 Grad und ca. 15 Zentimeter Schnee statt. Ich starte auf Asphalt. Der Grip auf vereistem und von Schneematsch durchsetzen Asphalt ist gut. Wobei ich es vermieden habe, mit dem Schuh in Schneematsch zu treten.
Auf der Laufstrecke bin ich zum Teil auf schmalen Pfaden und Waldwegen über festgetretenen Schnee (Autospur) und durch frischen Pulverschnee gelaufen. Beim Bergaufwärtslaufen rutschte ich mit den Sohlen immer wieder nach hinten ab. Der Grip der Noppen auf Schnee war im bergigen Gelände nicht optimal. Die Sohle ist wohl besser für Asphalt und leichtes Gelände geeignet. Durch das Abrutschen musste ich mehr Kraft aufwenden, um den anderen Fuß nach vorne zu setzen. Das kostete Kraft und Zeit. Auf ebener Strecke läuft es sich wunderbar! Der Grip ist gut. Vor allem das Laufen durch frischen Pulverschnee macht Laune. Es ist wie ein sanftes Gleiten über Watte oder barfuß Laufen am Sandstrand. Herrlich!
Auf meiner Website stelle ich hin und wieder Produkte vor, die ich auf Reisen, bei der Arbeit und in der Freizeit einsetze. Für das Verfassen der Erfahrungsberichte erhalte ich kein Honorar vom Hersteller, noch nimmt dieser Einfluss auf den Inhalt. Sollte ich für einen Test Muster erhalten haben, wird dies ausdrücklich erwähnt.
Laufen im Schnee macht mit den Leguano Winter Aktiv viel mehr Spaß als mit meinen schweren GoreTex-Laufschuhen. Vor allem das Bergablaufen ist klasse. Denn da stimmt der Grip, die Noppen greifen gut im Schnee, kein Abrutschen bringt mich aus dem Flow. Ich werde schneller und schneller. Und in der Stunde in der ich unterwegs bin, bekomme ich keinerlei kalte Füße! Durch die ungestützte Laufsohle muss der Fuß aktiv arbeiten – das produziert Wärme.
Beim Laufen durch den Schnee hatte ich nach über einer Stunde noch immer trockene Socken und warme Füße! Erstaunlicherweise ist überhaupt kein Schnee in die Schuhe gekommen – und das, obwohl der Schuh ja sehr weit nach unten geschnitten ist. Als Socken kamen übrigens Merino-Zehensocken der Marke Ininji zum Einsatz.
Laufen im Schnee ist zwar anstrengender als auf Waldboden, aber es macht viel mehr Spaß durch das pulvrige Weiß zu joggen. Bei nassem Schnee, der an den Schuhen pappt, ist das wahrscheinlich keine Freude mehr. Aber auf diesem leichten Pulverschnee bekommt das Laufen im Winter eine neue, wundersame Dimension. Was ich mich übrigens frage: Ob das Streusalz auf der Straße der Lifolit-Sohle zusetzt und zu einer schnelleren Abnutzung, bzw. Zersetzung des Materials führen kann.
Mein Fazit zum Leguano Winter Aktiv
Ich bin begeistert von diesem Schuh! Super Funktionalität und solide Verarbeitung. Sehr gute Passform, bequem, leicht und dennoch robust. Einziger Schwachpunkt ist für mich die Sohle. Hier wünsche ich mir ein anderes Profil der Sohle für Traileinsatz. Der Leguano Winter Aktiv eignet sich für die kalte Jahreszeit und Übergangszeit als Alltags- und Trainingsschuh. Allerdings ist er nicht wasserdicht. Bei starkem Regen oder Schneematsch würde ich ihn nicht tragen. Und auch das ist zu beachten: Solange man sich bewegt, bleiben die Füße warm. Wer bei Minusgraden länger auf Eis oder Schnee herumsteht, dem wird es irgendwann kalt an den Füßen. Aber das ist auch immer ein ganz individuelles Gefühl, das bei jedem verschieden ist.
Auf dem Markt gibt es inzwischen viele interessante Barfußschuhe. Allerdings gibt es noch kein Modell, das als Allroundschuh alle meine Anforderungen für Reise, Trail und Alltag erfüllt. Ein solcher „SUV“-Barfußschuh sollte etwas höher geschnitten sein und über ein griffigeres Sohlenprofil verfügen, das auch für Gelände und Trails ausgelegt ist. Ideal wäre eine Sohle aus nachhaltigem Material. Außerdem wäre eine herausnehmbare Innensohle aus Merinowolle perfekt, so dass man die Schuhe in der Waschmaschine waschen kann.
Das Wintermodell des Leguano Aktiv kostet 149,99 Euro und ist im erhältlich im Leguano Store oder im Leguano Online-Shop
Videoclip Test des Leguano Winter Aktiv
Leguano Barfußschuhe Bezugsquellen
Leguano Barfussschuhe gibt es in Leguano-Läden in zahlreichen Städten oder über den Leguano-Online-Shop oder bei Amazon
Welche Erfahrungen habt ihr mit Barfußschuhen anderer Modelle oder den Leguano Schuhen im Winter gemacht? Ich bin gespannt auf eure Berichte.
Danke für den ausführlichen Testbericht! Ich bin gespannt, wie lange die Schuhe tatsächlich durchhalten. Leider bin ich einmal ziemlich auf die Nase gefallen, was die Haltbarkeit angeht: meine Vivobarefoot Trail Freak waren nach knapp 500 KM unrettbar hinüber (zwischen Sohle und Stoff komplett gerissen). Seitdem bin ich auf der Suche nach neuen Schuhen, die sich genau so gut anfühlen, aber länger halten.
Hallo Steffi, danke für deinen Kommentar. Ich berichte hier im Blog wie sich die Schuhe im Langzeittest bewähren. Mit Vivobarefoot habe ich keine Erfahrungen. Die Schuhe probierte ich mal in einem Schuhgeschäft aus, allerdings passten sie meinen Füßen nicht optimal, daher habe ich auch keine gekauft.
Ah cool. Danke für den Test. Ich habe schon die „herkömmlichen“ Schuhe und werde mir sicherlich auch die Winter Edition kaufen.