Test: Mit Luna-Sandalen durch den Schwarzwald

Wandern in Sandalen? Und das im Schwarzwald? Das machen doch nur Deppen. Leichtsinnig und gefährlich ist das! Die Blicke, die mir auf meinen Wanderungen mit meinen Luna-Sandalen begegnen, sprechen Bände. Wandern in Sandalen geht tatsächlich. Doch es gibt einiges dabei zu beachten.

Luna Sandalen sind nicht irgendwelche Gummischlappen. Auch wenn sie mit ihrer dünnen Sohle und Riemen aussehen wie getunte Flip-Flops. Weil ich immer wieder danach gefragt werde, was das denn für Sandalen seien, erzähle ich von meiner Tour in den Luna-Oso-Sandalen im Schwarzwald. Am Ende des Beitrags findet ihr ein Video in dem ich die Sandalen genauer vorstelle.

Unterwegs im Urwald der Teichschlucht
Unterwegs im Urwald der Teichschlucht

Für die Wanderung mit den Luna-Sandalen habe ich mir die Wildbach-Tour in Simonswald, im Zweitälerland bei Gutach im Schwarzwald ausgesucht. Sie ist knapp 12 Kilometer lang, es geht 686 Höhenmeter auf- und 686 Höhenmeter abwärts, teils auf alpinen Pfaden. Die Wildbach-Tour ist eine von sechs Touren des Schwarzwälder Hüttenwinkels. Die Rundwege wurden von den Ortsgruppen des Schwarzwaldvereins ausgeschildert und führen auf schmalen Pfaden durch die schönsten Winkel des Schwarzwalds zu einer urigen Hütteneinkehr – ergo Hüttenwinkel.

Bei 30 Grad in Socken wandern? Niemals!

Die Tour beginnt am Gasthof Engel in Obersimonswald. Es ist noch früh an diesem Sonntagmorgen und ich ahne, wie heiß dieser Tag werden wird. Seit Wochen liegt eine Hitzewelle über Süddeutschland und selbst in den Höhenlagen des Schwarzwalds liegen die Temperaturen über 30 Grad. In Socken und festen Schuhen wandern? Undenkbar!

Meine Füße haben es schön luftig in den Luna-Sandalen. Der Pfad führt mich entlang der Wilden Gutach talaufwärts. Ein Bauer arbeitet auf dem Feld, Kühe traben über die Weide. Immer wieder muss ich durch Gatter und mit dünnem Drahtseil gesicherte Weideabsperrungen. Dann geht es in den Wald hinein und schon bald erreiche ich den Einstieg in die Teichschlucht.

Das schattige Grün hält die Hitze ab, neben dem Pfad rauscht und gurgelt der Wildbach. Kaskaden und Wasserfälle glitzern im Sonnenlicht, das vereinzelt durch die mächtigen Tannen fällt. Das Wasser sammelt sich in Gumpen, am liebsten möchte ich hineinspringen. Ein Schild zeigt an, dass ich mich hier in Bannwaldgebiet befinde. Hier wächst der Urwald von morgen heran. Umgestürzte Bäume und Totholz, moosbewachsene Felsen, hier ist der Wald sich selbst überlassen. Es sieht aus wie in einer Märchenwelt.

Kurze Pause in der Teichschlucht
Kurze Pause in der Teichschlucht

Die Sohlen der Luna Oso sind wie geschaffen für diese Pfade im Schwarzwald. Die Oso wird vom Hersteller als Weltentdecker-Sandale bezeichnet. Die Sohle hat ein festes, griffiges Profil. Denn das braucht man auf den Pfaden im Schwarzwald. Der Boden wechselt von federndem Waldboden zu Wurzelpfaden und felsigen Abschnitten. Jetzt, wo es bergauf geht, muss ich meine Riemen etwas nachjustieren. Das ist eine pfringelige Angelegenheit. Die Sandalen müssen fest mit der Fußsohle verbunden sein. Mit dem ATS (All Terrain Strapping) kann die Luna optimal an den Fuß angepasst werden. Bis die richtige Einstellung sitzt, braucht es Fingerspitzengefühl und Geduld. Auch heute morgen muss ich immer wieder mal anhalten und die Riemen justieren.

Ich werde öfter gefragt, ob der Nylon-Riemen zwischen den Zehen scheuere. Es erstaunt auch mich, aber selbst nach einer 18-Kilometer-Wanderung hatte ich keine Scheuerwunden an den Zehen. Dagegen lief ich mir einmal bei einem 10-Kilometer-Lauf die Füße blutig: Dort, wo sich das Luna-Logo befindet, schnitt mir die Kante des Riemens ins Fleisch und rieb die Haut auf. Vielleicht hatte ich die Riemen falsch geschnürt?

Mit den Luna-Sandalen durch das Felsenmeer
Mit den Luna-Sandalen durch das Felsenmeer

Mit der Luna Oso aus der Teichschlucht ins Felsenmeer

Mitten in der Teichschlucht zweigt der Pfad links ab und führt entlang einer mächtigen Felswand durch ein Felsenmeer. Bald darauf steige ich über ein Geröllfeld. Der Grip der Luna Oso ist erstaunlich gut. Die Sohle scheint auf dem Fels zu kleben. Auch der Fuß ist gut mit der Sandale verbunden. Das Fußbett besteht aus MGT (der Hersteller nennt das Monkey Grip Technology-Material), einem Gummimaterial mit wabenförmiger Oberfläche. Der Fuß hat einen guten Halt, man bekommt keine Schweißfüße und das Material klebt nicht am Fuß. Und auch das kann ich bestätigen: Der Schuh riecht nicht unangenehm nach Plastik. Bei Nässe kommt der Fuß auf der Sohle allerdings leicht ins Rutschen. Im Sommer ist das kein Problem: Wer mit seinen Lunas für eine Abkühlung in den Bach geht, hat innerhalb kurzer Zeit wieder trockene Füße. An Matsch- und Regentagen habe ich mich bislang noch nicht überwinden können, mit den Luna-Sandalen zu starten. Bislang blieben sie bei Regenwetter zu Hause.

Klettern wie eine Gams - mit den Luna-Sandalen übers Geröllfeld
Klettern wie eine Gams – mit den Luna-Sandalen übers Geröllfeld

Die Zwischensohle besteht aus einem leichteren Material als die Sohle, sodass sich die Luna Oso mit der Zeit der Fußform etwas anpasst. Doch sie ist hart genug, um die Füße vor spitzen Steinen zu schützen. Die Luna übernimmt sozusagen die Funktion einer zweiten Fußsohle. Und wie leicht die Luna an den Füßen sitzen! Rund 350 Gramm pro Sandale. Da läuft es sich fast von alleine den Berg hinauf.

Was bei Sandalen nicht ausbleibt, sind kleine Steinchen oder Tannennadeln und kleine Äste, die zwischen Sohle und Fußsohle gelangen. Doch meistens reicht ein kurzer Griff an das Fersenende der Sohle, einmal schütteln und das Problem ist erledigt.
Auch steile Anstiege sind problemlos mit der Oso zu meistern. Die Luna ist prima mit dem Fuß verbunden, nichts drückt oder scheuert.

Allerdings braucht es eine Eingewöhnungszeit für die Füße, um solche Trails zu bewandern oder einen Trailrun zu wagen. Dem Fuß fehlt ja mit einem Mal jegliche Stützung und Polsterung, die er seit Jahren von den Laufschuhen gewohnt war. Das bedeutet, dass der Fuß erst einmal Muskulatur aufbauen muss. Wer mit Luna Sandalen wandert oder läuft, dessen Muskulatur wird weitaus mehr beansprucht. Also erst einmal langsam starten und dem Fuß Zeit geben, sich an das Neue zu gewöhnen.

Der Anstieg zur Hintereck-Hütte ist recht steil. Ein Schild weißt den Wanderer augenzwinkernd darauf hin. „Werd Wäldersteig nuff got innere halbe Stund, der brucht no kei Dokter, der isch no g’sund“ (Wer den Wäldersteig in einer halben Stunde hinaufgeht, braucht noch keinen Arzt, der ist noch gesund). Ich war in acht Minuten oben. Die Luna verleiht eben Flügel.

Auf der Hintereck-Hütte auf 950 Metern wartet herrlich frisches Quellwasser aus dem Brunnen auf die Wanderer. Nach einem zünftigen Hüttenvesper mit Bergkäse und Bauernbrot geht es weiter durch die zerklüftete Felslandschaft des Spitzen Steins.

Herrlich: Das kalte Quellwasser am Brunnen der Hintereck-Hütte
Das hab ich mir jetzt verdient!
Das hab ich mir jetzt verdient!
Hintereck-Hütte
Urige Einkehr in der Hintereck-Hütte

Barfusslaufen mit Allradantrieb

Luna-Sandalen im Höhenrausch am unteren Spitzen Stein
Luna-Sandalen im Höhenrausch am unteren Spitzen Stein

Der steile Abstieg über den Spitzen Stein fordert Konzentration. Hätte ich Wanderstiefel an, müsste ich mir weniger Gedanken machen. Doch mit den Luna-Sandalen ist meine Aufmerksamkeit gefordert. Das führt zu mehr Achtsamkeit. Ich nehme meine Umgebung viel wacher war. Ich spüre den Untergrund, wähle den nächsten Schritt mit bedacht. Manchmal muss ich meine Hände einsetzen, wenn der Pfad zu steil wird. Nachdem die felsigen Absätze überwunden sind, geht der Weg in einen engen, steilen Serpentinenpfad über.

Auf solchen Trails fühlt sich die Luna-Oso wohl - meine Füße ebenfalls
Auf solchen Trails fühlt sich die Luna-Oso wohl – meine Füße ebenfalls

Ich stelle fest, dass ich viel leichter bergab wandere, wenn ich statt eines langsamen Schritts, kleine, schnellere Tritte setze, den Pfad statt zu gehen, hinuntertripple. Und was macht das Spaß! Ich komme in einen Flow, surfe mit meinen Lunas über den Waldboden, setze an den engen Serpentinen Haken wie ein Feldhase, springe über Wurzeln und Steine. Laufen in Luna Sandalen ist wie Barfusslaufen mit Allradantrieb.

Mit den Luna-Sandalen bin ich der Erde ein bisschen näher, bin spürbar mit der Natur verbunden. Nach 600 Höhenmetern auf und ab habe ich keine Blasen und keine Scheuerwunden. Und meine Füße stecken nicht in klobigen Wanderstiefeln und verschwitzten Socken. Wandern im Schwarzwald mit Sandalen? Aber ja doch. Aber nur, wenn es Lunas sind!

Wer jetzt Lust bekommen hat, die Wildbach-Tour nachzuwandern, hier die Infos zur Tour:

Start am Gasthaus Engel in Obersimonswald

Strecke: 11,5 Kilometer 685 Meter auf, 688 Meter ab

Dauer: ca. 4,5 bis 5 Stunden

Einkehr: Wanderhütte Hintereck

Oso für Trail, Mono für Alltag

Wie bereits in meinem Bericht über den Silberberg-Trail beschrieben, haben sich die Luna Oso als absolut wandertauglich erwiesen. Sie sind meine Lieblings-Sandalen für Reisen, Trekking und Wandern. Nach zwei Jahren sieht man ihnen den Einsatz auf den Trails im Himalaya und im Schwarzwald an, doch die Sohle ist noch immer griffig und wird mich sicherlich noch über so manchen Trail im Schwarzwald führen.

Luna Oso
Luna Oso
Das Profil der Luna Oso Vibram Sohle
Das Profil der Luna Oso Vibram Sohle

Weil ich die Luna genial finde, habe ich mir vergangenen Sommer ein zweites Paar für den Alltag gekauft – die Luna Mono. Sie ist leichter, hat ein gemäßigtes Profil für Asphalt und formt sich besser dem Fuß an und ist mein bevorzugtes Fußwerk für alles außer Trails. Und die Mono sieht auch zu einem Rock oder Kleid schick aus!

Luna Mono
Luna Mono
Profil der Luna Mono Vibram Sohle
Profil der Luna Mono Vibram Sohle

Vorstellung der Luna Sandalen Modell Luna und Oso

Laufen wie die Tarahumara

Diese Art Sandalen werden von den Tarahumara-Indianer im Copper Canyon in Mexiko getragen. Die Rarámuri, wie sie sich selbst bezeichnen, sind ausgezeichnete Ausdauerläufer. Als 2006 ein Ultramarathon der besten Rarámuri und Ultraläufer aus den USA organisiert wird, ist Ted McDonald darunter. Ein Freak, der sich Barefoot Ted nennt, der bereits etliche Ultramarathon auf seinen blanken Fußsohlen gelaufen ist. Den Copper Canyon barfuss zu laufen halten die Rarámuri für keine gute Idee und einer der Tarahumara, Manuel Luna, zeigt Ted wie man sich ein paar Huaraches aus alten Autoreifen und Seilen herstellt. Barefoot Ted ist begeistert. Zu Hause beginnt er selbst mit der Anfertigung minimalistischer Sandalen, die er nach Manuel Luna, Luna-Sandalen nennt. Durch den Bestseller „Born to Run“ von Christopher McDugall werden Barefoot Ted und seine Luna-Sandalen weltweit bekannt. Die Anzahl begeisterter Läufer mit Luna-Sandalen wächst.

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Hier findet ihr die Facebook-Community der Luna-Freunde, die übrigens sehr aktiv ist und euch bei Fragen gerne weiterhilft.

Das Buch Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt bei Amazon bestellen

2 Gedanken zu „Test: Mit Luna-Sandalen durch den Schwarzwald“

  1. Hi,

    habe gerade mit Interesse dein Video gesehen bzw Bericht gelesen. Wie ist das denn mit den Größen? Ich habe 38. weißt du zufällig was ich da nehmen muss?

    Vielen Dank im Voraus.

    Liebe Grüsse

    Caro

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