Polar Bear Marathon – Die Nacht davor

Mir fallen zwar gleich die Augen zu, und das, obwohl es erst kurz nach 21 Uhr ist, doch ich wollte noch ein Update zum Polar Bear Marathon schreiben, der morgen früh startet.

Die Läufer sind heute vormittag von Winnipeg nach Churchill geflogen. Wir sind im Tundra Inn einquartiert und wären die einzigen Gäste (die Polar Bear Season ist offiziell vorbei und heute flog die letzte Touristengruppe aus Churchill weg), allerdings sind im Norden die Flugplätze aufgrund schlechten Wetters geschlossen. Mit uns werden einige Arbeiter hier übernachten. Wir wurden vorgewarnt – es könnte laut werden.

Der Polar Bear Marathon startet vor Sonnenaufgang um 8 Uhr früh vor Gypsys Bakery. Um 8.17 Uhr klettert die Sonne über den Horizont.  Der Startschuss donnert aus einer Polar Bear Gun. Offiziell genehmigt und abgesegnet – man könnte sonst denken, es wäre ein Bär in der Stadt. Unter den Läufern sind Holger und Christian aus Deutschland. Holger ist Arzt und ein echter Laufveteran, 70 ! Jahre alt und topfit. Dann haben wir den Antarctic Mike, der bereits am Südpol einen Marathon gelaufen ist und dem es hier noch zu warm ist (warte ab, Mike, bis dir morgen der Nordwind von der Hudson Bay ins Gesicht bläst) und Eric Alexander, ein amerikanischer Bergsteiger, der seinen blinden Freund auf den Mt. Everest geführt hat. Eric läuft morgen seinen ersten Marathon. Dabei sind weitere Läufer aus Kanada und den USA und einige Locals aus Churchill. Als ich mit Holger und Christian heute nachmittag im „Traders Table“  war, unterhielten wir uns mit einem der Locals und erzählten ihm von dem Marathon. „That’s crazy“ meinte Alex de Vries, der in Churchill als Musher arbeitet. „Do you know your running in Polar Bear Country“. Er zog eine Karte hervor und zeigte uns die Strecke, die wir laufen und deutete mit seinem Finger rechts und links daneben. „That’s polar bear country right there“.

Beim Abendessen in Gypsys wurden letzte organisatorische Dinge besprochen. Albert, der Initiator des Polar Bear Marathon gab zu, dass er einige schlaflose Nächte hatte. Nicht nur die Organisation, auch die Kritik einiger Familienangehöriger machten ihm zu schaffen. Doch es ist nun soweit und es gibt kein zurück mehr. Morgen startet der einzigartige Polar Bear Marathon in Churchill!

Die Läufer werden in Gruppen laufen und jeweils ein Begleitfahrzeug bei sich haben mit Fahrer und Bear-Watcher. Im Fahrzeug befinden sich Kleidung, Essen und Trinken. Ein Media-Auto wird mich und Alberts Frau Edna befördern. Wir werden von Gruppe zu Gruppe fahren, um Fotos und Interviews zu machen und als Kommunikationsbindeglied zwischen den einzelnen Gruppen fungieren. Denn mit Handyempfang ist das nicht so einfach.

Wir rechnen damit, in 6-7 Stunden zurück in Churchill zu sein. Der Sonnenuntergang ist bereits um 15.47 Uhr – da bleibt nicht viel Zeit und in der Dämmerung oder im Dunkeln hier draußen unterwegs zu sein ist genauso gefährlich wie über die A 5 zu spazieren.

Die Wetteraussichten für morgen: Es wird mild sein! Die Temperaturen sind in den vergangenen 24 Stunden extrem nach oben geklettert. Für morgen sind Höchsttemperaturen von minus 10 Grad vorhergesagt, allerdings wird der Windchill sie auf gefühlte minus 25 Grad treiben. Gegen Mittag ist Schneefall angesagt. Allerdings kann das auch ganz anders kommen. Hier in Churchill gibt man nicht sehr viel auf den Wetterbericht. Weil es nämlich immer ganz anders kommt.

Soweit für heute Abend. Die Läufer sind bereits alle in ihren Zimmern verschwunden und bereiten ihre Ausrüstung für morgen vor. Es wird spannend werden. Und gefährlich! Das warme Wetter hat das Eis auf der Hudson Bay quasi über Nacht weggepustet. Das bedeutet, dass nun auch wieder mit Bären zu rechnen ist. Ich habe heute von einer Tundra Buggy Tour erfahren, die mehrere Eisbären gesichtet hat. Sie sind also noch da, irgendwo da draußen in der Tundra, genau dort, wo der Polar Bear Marathon morgen verläuft.

 

Ein Gedanke zu „Polar Bear Marathon – Die Nacht davor“

  1. Na da hoffe ich doch sehr, dass sich die Bärinnen und Bären nicht über diese herumhüpfenden Filetsteaks freuen werden.
    Bewahrung und den ersehnten Kick allen Läufern bei diesem verrückten Event.
    Dir, liebe Biggi, wünsche ich gute Impressionen und das richtige Licht sowie ebenfalls Bewahrung bei Deinem Abenteuer.

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