Wenn die Sonne untergeht, wird das Licht angeknipst. Die Nacht wird zum Tag. Straßenbeleuchtung, angestrahlte Fassaden von Gebäuden und Kirchen, Flughäfen, Zollanlagen, Bahnhöfe, Leuchtreklame, Bewegungsmelder. Die Folge: Auf der Erde wird es nie mehr dunkel.
Licht erhellt die Dunkelheit. Klar, wer will schon gerne im Dunkel tappen. Doch mit der zunehmenden Beleuchtung wird es Nachts nicht mehr wirklich dunkel. Ein Phänomen, das übrigens nicht nur Städte gilt. Ich kann mich daran erinnern, dass ich vor 20 Jahren nachts im Dorf die Milchstraße deutlich sehen konnte. Inzwischen muss ich tief in den Schwarzwald fahren, um das milchige Band zu sehen. Der Nachthimmel ist nicht mehr richtig dunkel. Dieses Phänomen wird Lichtverschmutzung genannt. Das bezeichnet die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliches Licht, das in der Atmosphäre gestreut wird. Die Folge: Wir sehen immer weniger Sterne am Nachthimmel.
Weißt du, wie viel Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt“, lautet die erste Zeile des bekannten Volksliedes von Wilhelm Hey. Wer in einer sternklaren Nacht in den Himmel blickt, darf sich glücklich schätzen, wenn er überhaupt Sterne leuchten sieht. Tatsache ist: Es sind immer weniger Sterne am Nachthimmel zu sehen. Grund liegt in der zunehmenden Lichtverschmutzung.
Die Nacht wird immer mehr zum Tag – und das nicht nur in den großen Metropolen. Straßenbeleuchtung, Bewegungsmelder, angestrahlte Kirchen, Parkplätze, projizierte Werbung, Flutlichtanlagen an Baustellen, Bahn- und Flughäfen strahlen immer mehr künstliches Licht in den Himmel. Doch das Licht, das einerseits Sicht und Sicherheit vermittelt, hat Schattenseiten.
Selbst auf 1165 Meter hohen Blauen ist es in mondlosen Nächten hell durch das Umgebungslicht der Städte in der Rheinebene. Tiefschwarze Nachthimmel sucht man in unserer Region vergebens. Auch bei bewölktem Himmel wird es nicht mehr richtig Dunkel – im Gegenteil: Wolken verschlimmern die Situation, da sie das künstliche Licht der überwiegend orangefarbenen Lichtquellen reflektieren, wie auf unserem Foto, das um Mitternacht aufgenommen wurde, zu erkennen ist. Zwar wird in meinem Wohnort und den umliegenden Ortsteilen die Straßenbeleuchtung ab Mitternacht komplett ausgeschaltet – einige Lampen an verkehrstechnisch wichtigen Punkten brennen die Nacht hindurch – doch es bleibt trotzdem hell: Der Grund: der Großraum Basel zählt zu den am lichtverschmutztesten Gebieten der Schweiz, wie eine Auswertung von Satellitenbildern des Vereins „Dark-Sky Switzerland“ zeigt.
Fällt das Umgebungslicht auf 10 Lux (ein trüber Wintertag bringt es auf 2000 bis 4000 Lux), wird über eine Fernsteuerung die Straßenbeleuchtung zentral angeschaltet, wie Walter Enderlin, Elektriker im Bauhof Efringen-Kirchen, erklärt. Noch sind in der Großgemeinde Natriumdampflampen, die ein gelblich-grünes Licht abstrahlen, in Betrieb. Eine Umstellung auf die neue LED-Technik sei derzeit noch kein Thema, war vom Bauamt zu erfahren. Walter Enderlin hält die neue Technik für noch nicht ausgereift genug. Mit der Umstellung auf LED-Lampen dürfte es künftig noch heller werden, da die Leuchten kälteres, weißblaues Licht ausstrahlen. „Hier müssen die Farbtöne unbedingt wärmer werden“, sagt Enderlin. Sogar Wissenschaftler der Freien Universität Berlin haben Bedenken beim Einsatz von LED Lampen.
In einer Studie haben Physiker festgestellt, dass „der derzeitige weltweite Trend, Gasentladungsröhren durch LED-Lampen zu ersetzen, die Helligkeit und das Lichtspektrum des Nachhimmels erneut verändert.“ Die Autoren der Studie um Physiker Christopher Kyba geben zu bedenken, dass weiße LED-Leuchten ohne gesonderte Vorkehrungen bei Design und Einbau den Himmel in unbewölkten Nächten stark erhellen können. Sie weisen darauf hin, dass Städte, die sich für einen Wechsel zu LED-Beleuchtung entschieden haben, Leuchten anschaffen sollen, die ein nichts aufwärts gerichtetes, warmweißes Licht mit möglichst geringem Strahlungsanteil im blauen Spektralbereich abgeben.
Licht ins Dunkel – nicht alles Leuchten ist gut
Doch nicht nur Menschen sind durch künstliche Lichtquellen in ihrem Tag/Nacht-Rhythmus gestört. Auch Tiere leiden unter dem Schwund der Nacht. Viele Insekten, die an künstlichen Lichtquellen durch Erschöpfung oder Verletzung verenden, gehen als wichtige Nahrungsquelle für Säugetiere, Fische oder Vögel verloren. Außerdem kann es zu einer Artenverschiebung kommen, die das natürliche Gleichgewicht stört, ist auf der Website des Interdisziplinarischen Forschungsverbundes Lichtverschmutzung, zu lesen.
Wie sich die künstliche Beleuchtung auf den Organismus auswirkt und welche gesundheitlichen und ökologischen Folgen daraus entstehen, wird seit 2010 vom Forschungsverbund „Verlust der Nacht“ untersucht. Eine Studie der Freien Universität Berlin beschreibt die drastische Veränderung: Für viele Tiere sind bewölkte Nächte in Ballungsgebieten heute tausendmal heller, als sie es bis vor wenigen Jahrzehnten waren, heißt es in der Presseinformation. Den Autoren der Studie zufolge könnte das zusätzliche Licht Räuber-Beute-Beziehungen beeinflussen, wie zwischen Eulen und Mäusen. Die Wissenschaftler untersuchen mit speziellen Messgeräten, wie Wolken die Helligkeit des Nachthimmels beeinflussen.
Diese Animation zeigt, wie sich der Sternenhimmel verändert wenn man aus einer lichtdurchfluteten Stadt in eine Gegend kommt, die frei von künstlichen Lichtquellen ist. Weitere Informationen auf der Seite Sternenpark Schwäbische Alb.
Weitere Informationen: www.verlustdernacht.de
Warum es nachts eigentlich dunkel wird, dieser Frage geht der Astronom Florian Freistetter in seinem Beitrag nach.
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