Archiv der Kategorie: Laufen

Verlaufen

Heute ist es tatsächlich passiert: Wir haben uns auf unserem Montags-Morgen-Lauf verlaufen. Und das auf einer unserer Trainingsstrecken. Wie das? Um unsere 10 KM-Runde durch die Wolfsschlucht zu vervollständigen, legen wir immer eine rund 2 KM lange Schleife ein, bevor es in die Wolfsschlucht geht. Heute sind wir die Schleife einmal anders herum gelaufen – und irgendwie haben wir dabei die Abzweigung verpasst und schon war es passiert… Wenn man eine andere Perspektive einnimmt, kommt einem sogar das Vertraute fremd vor. Im Leben ist es doch genauso: Manchmal stehen wir vor einem schier unlösbaren Problem. Oft hilft ein kleiner Perspektivenwechsel und eine Lösung zeichnet sich ab. Manchmal kommt man auch auf einem fremden Weg ans Ziel. Wir hatten uns verlaufen, mussten uns neu orientieren, und haben dabei einen neuen Weg entdeckt, aus dem vielleicht eine neue Trainingsstrecke wird. 

Oktober

Der vergangene Monat rauschte an mir vorbei wie ein ICE, während ich an einem kleinen Dorfbahnhof stand. Oder saß ich im ICE und es war die Landschaft, die an mir vorbei rauschte? Der neue Monat begann mit fallenden Blättern und frischem Wind. Und zum ersten Mal fand unser Abendlauf in der Dunkelheit statt. Waldschatten. Konturen verschwimmen. Fledermäuse gleiten lautlos durchs Nachtdunkel. Und du, du wirst selbst Teil der Umgebung. Alles pulsiert, frische Luft durchströmt den Körper. Dunkle Wolken am Himmel, aus der Ferne erkennst du die Lichter des Stauwehrs. Die Wolkendecke schimmert rötlich, reflektiert die Lichter der Stadt. Du läufst, setzt einen Schritt vor den anderen. Im Dunkel erspürst du den Weg. Feldweg, Holzbrücke, Feldweg, Asphalt. Nach acht Kilometern am Ziel. Erfrischt. Erneuert. Die dunkle Jahreszeit beginnt. Ich freue mich drauf. 

Girls wanna have fun

So sieht das aus, wenn drei Mädels zusammen ein geniales Weekend verbringen! Maya (links), Tiffany (rechts) und ich fuhren nach St. Moritz und nahmen am Engadiner Sommerlauf teil. Der Lauf geht über eine Distanz von 27 km von Sils nach Bever und das auf einer Höhe von 1800 Metern. Wir hatten traumhaftes, der Moderator bezeichnete es gar als kitschiges Wetter und genossen einen herrlichen Lauf in einem atemberaubendem Panorama. Türkisfarbene Gletscherseen, Alpengipfel, Wald, Sonne und eine tolle Atmosphäre unter den Läufern. Nach dem Zieleinlauf erfrischten wir uns standesgemäß mit einem eisgekühlten Erdinger Alkoholfrei. 

Fachsimpeln muss sein. Mit niemand geringerem als Laufguru und Laufcoach Herbert Steffny. Der lief nicht selbst mit, sondern betreute seine Laufgruppe, die bereits einige Tage zuvor angereist waren, um ein Höhentraining zu absolvieren. Unsere Vorbereitung und Akklimatisation bestand in einem spätnachmittäglichen Bummel durch St. Moritz am Tag vor dem Lauf. 

Doping mit Stützstrümpfen?

Sie sehen aus wie Venen- oder Stützstrümpfe. Solche, die ich vor Jahren nach einer Operation im Krankenhaus tragen musste. Aufgefallen sind sie mir das erste Mal im Laufbuch von Andreas Butz, das ich für das Literatur-Café rezensiert habe. Ästhetisch sind sie nicht der Brüller, besonders dann nicht, wenn der Läufer kurze Hosen trägt. Weiße, bis hoch an die Waden reichende, eng anliegende Strümpfe, die angeblich die arterielle Durchblutung und Sauerstoffverstärkung der Muskulatur steigern sollen. Mehr Sauerstoff bedeutet Leistungssteigerung. Doping mit Stützstrümpfen also. Rein legal, versteht sich. 

Neulich tauchten zwei Freundinnen im Lauftreff mit diesen Strümpfen auf. Hellauf begeistert priesen sie die Kompressionsstrümpfe in höchsten Tönen. Keine schweren Beine mehr, keine Schmerzen, tolles Wohlfühlfeeling nach langen Läufen. Das wollte ich dann wissen und besorgte mir ein paar der Strümpfe in weiß.

Erster Testlauf: Noch nie haben mich so viele Leute beachtet, als ich auf meiner Laufstrecke durchs Dorf lief. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Ich kam mir ziemlich bescheuert vor und war froh, als ich endlich im Grünen war.

Der zweite Testlauf fand in Hamburg statt. Es war mein erster Marathon. Ankommen war mein Ziel, und das möglichst unter 5 Stunden.

Siehe da, es gab noch andere Kompressionsläufer. Sogar Prominente. Unter anderem Tagesthemen-Moderator Tom Buhrow. Ich fühlte mich unter Gleichgesinnten. Den Tom habe ich irgendwann sogar überholt. Aber das lag ja an seiner Grippe, dass er über 5 Stunden gebraucht hat, wie er später den Medien erzählte. Ich bin mit 4 Stunden 50 Minuten ins Ziel gekommen. Mission erreicht. Ob’s an den Strümpfen lag? Jedenfalls hatte ich keinerlei Schmerzen. Und das war es mir wert, ein bisschen so auszusehen, als würde ich mit Omas Stützstrümpfen durch Hamburg laufen.

Infos: cep-Laufsocken: www.cep-sports.com

 

 

 

Ein Abend wie ein ganzer Urlaub

Sommer, Sonne, Urlaubsfeeling. Aber was, wenn man keinen Urlaub hat? Gestern Abend bin ich 15 Kilometer durchs Markgräflerland gelaufen. Vorbei an mannshohen Maisstauden, abgemähten Kornfeldern, durch dunkle Wälder, wo das Licht der untergehenden Sonne durch die Bäume flirrte und eine märchenhafte Stimmung zauberte. Ein Abend, der sich wie ein ganzer Urlaub anfühlte. Einfach wunderbar.

Conergy Marathon Hamburg 2008

Ja, ich habe es geschafft und bin eine der 15 801 Läufer, die es nach 42,195 Kilometern in Hamburg ins Ziel geschafft haben! So wie alle 22 Läufer unserer feg-sports Laufgruppe. Was für ein Tag! Was für ein Wetter, was für eine Stimmung. Hier ein kurzer Überblick:

Gegen halb neun treffen wir beim Start ein und verteilen uns auf unsere Startblöcke. Neben mir steht Erika aus Siegen. Sie hat Geburtstag und erzählt mir, dass sie vor genau 18 Jahren ihren ersten Marathon gelaufen ist. Heute feiert sie ihren 61. Geburtstag und beschenkt sich selbst mit dem Marathonlauf. Wow. Punkt 9 Uhr bimmelt Hamburgs erster Bürgermeister Ole von Beust mit der Schiffsglocke – unser Startsignal. Noch werden rund zehn bis zwölf Minuten vergehen, bis wir die Startlinie überqueren und das Rennen für uns offiziell begonnen hat. Zu sechst gehen wir gemeinsam den Marathon an, mit der Strategie, die sich unser Laufcoach Uwe für uns zurechtgelegt hat: Alle paar Kilometer legen wir bei den Getränkestationen eine kurze Gehpause ein. Unser Ziel: Wir wollen ankommen – und das unter 5 Stunden. Als wir Kilometer Eins passieren, kommen mir die 42 Kilometer wie die Milchstraße vor. Unendlich weit weg und unerreichbar. Kilometer 2. Die schwersten Kilometer habe ich jetzt hinter mir, sage ich mir. Und wirklich, es geht locker, Kilometer um Kilometer. Ich fühle mich gut, wir laufen gemeinsam – gemäß unserem Motto „Laufend Freunde finden“ und haben Spaß. Bei Kilometer Fünf kommt Hektik auf, alle wechseln zur rechten Seite, denn dort befindet sich die erste Getränkestation. Es ist heiß in Hamburg, 21 Grad und Trinken ist wichtig. Bei Kilometer Zehn kommen wir zu den Landungsbrücken. Links am Straßenrand steht ein Ordner mit gelber Conergy-Weste. Plötzlich brüllt er leidenschaftlich: „Birgit, du schaffst das, ich glaub an dich!“ Ich bin plötzlich Popeye, der Spinat geschluckt hat – dieser Zuruf puscht mich unheimlich auf! Dann, bei Kilometer Zwölf – unsere Fangruppe! Wie toll, unsere Freunde inmitten der Menschenmassen zu sehen. Weiter gehts. Dann bei Kilometer 15 bekomme ich ein ungutes Gefühl links in der Seite. Als würde jeden Augenblick Seitenstechen anfangen. Damit hatte ich noch nie Probleme. Ich konzentriere mich aufs Atmen, versuche nicht daran zu denken. Bei Kilometer 15 schließt sich uns Olaf an. Er kam mit seinen Freunden, die ihm alle davongelaufen sind. Jetzt sind wir die glorreichen Sieben. Kilometer 22. Schon von weitem erkennen wir unser blaues Shirt, das an einer Fahnenstange baumelt. Da, wieder unsere Fans! Wow, das gibt Kraft! Ab Kilometer 30 hört das Gefühl in der Seite auf. Dafür werden die Beine schwerer. Olaf ist plötzlich verschwunden. Noch 12 Kilometer. Wo bleibt der Mann mit dem Hammer? Er muss mich verpasst haben, denn ich bin bereits bei Kilometer 32. Ich werde langsamer. Die anderen aus meiner Gruppe sind vor mir. Ich trinke an jeder Wasserstelle, lasse kaltes Wasser über Arme, Gesicht und Nacken laufen. Bei KM 25 aß ich ein Stückchen Banane. Ich fühle mich noch immer gut. Und bin entschlossen, diesen Lauf zu vollenden. Jetzt aber erst einmal bis Kilometer 36 kommen. Denn dort steht wieder unsere Fangruppe und mein selbstgemischtes Elektrolytgetränk nach der Rezeptur von Herbert Steffny. Und wieder sehen wir von weitem unser Shirt in den blauen Himmel ragen! Axel motiviert mich, nochmal alles zu geben, Susanne massiert mir die Beine. Weiter geht es. Kilometer 38. Ich höre Aha – „Take on me“ und fühle mich wie auf einer Welle. Bei Kilometer 39 kommt Tina: „Your simply the best“. Dann wird mein Glaube, dass ich den Marathon schaffen kann, zur Gewissheit. Kilometer 40. Nochmal alles geben. Zwei Kilometer. Die Menschenmassen werden immer dichter. Kilometer 41. Jetzt steigt ein Glücksgefühl in mir auf. Da, von weitem erkenne ich bereits das Ziel! Wahnsinn. Ich bin angekommen – wir sind angekommen. Mit jedem Schritt rückt das Ziel näher, werden die Emotionen größer. Wir sechs feg-runners fassen uns an den Händen uns laufen nach vier Stunden und fünfzig Minuten gemeinsam über die Ziellinie. Wir haben es geschafft, wir sind Finisher! Und sehen dabei auch noch gut aus! Anders als viele andere, die nach Überqueren der Ziellinie auf der Trage in die Ambulanz geschoben werden. Ich bin überrascht, wie gut ich mich nach dem Lauf fühle. Natürlich schmerzen die Beine, aber bereits am Montag war der Schmerz vergessen und heute fühle ich mich topfit als wäre ich im Urlaub gewesen. Alles in allem war mein erster Marathonlauf ein positives Erlebnis, das Lust auf mehr macht! Vielen Dank an Uwe, der an mich, an uns geglaubt hat und den Lauf mit uns vollendet hat! Danke an die Fans, die uns so toll motiviert haben. Ohne euch hätte ich das nicht geschafft! 

Hier  und hier ist unser Zieleinlauf als Video zu sehen.