Ein lohnenswertes Ziel ist die Rotenburg bei Wieslet im Kleinen Wiesental. Die Ruine liegt auf 600 Metern auf einem Felsplateau im Wald. Bis auf die Reste des Turms und einer Mauer ist nicht viel von der ehemaligen Burganlage zu sehen. Warum sich der Weg zur Rotenburg trotzdem lohnt, erzähle ich in diesem Beitrag. Wieslet liegt im Landkreis Lörrach auf 387 Metern und ist am besten von Richtung Schopfheim oder Tegernau kommend zu erreichen. Der Startpunkt der Tour befindet sich in Wieslet in der Nähe des Ortsausgangs Richtung Enkenstein.
Wir folgen dem Weg der links abzweigt (Holzschild mit Beschriftung Baumgartenweg). Dort ist bereits die Rotenburg ausgeschildert. Wir folgen der gelben Raute (2.2 Kilometer bis zur Burgruine). Der geteerte Weg geht bald in einen Waldweg über. Nach einem Kilometer erreichen wir den Neumattboden auf 495 Metern. Rund 300 Meter weiter befindet sich ein Holzpavillon mit Grillplatz. Am Baumgarten auf 537 Metern wurde das Wanderschild durch Waldarbeiten aus der Verankerung gerissen und liegt umgestürzt am Boden. Welchen Weg also nehmen? Rechts oder links?
Ein Schlossplatz auf 565 Metern mitten im Wald
Einige Meter weiter erkennen wir die gelbe Raute an einem Baum auf dem linken Weg. Kurz darauf kommen wir an einem schönen Rastplatz mit Tisch und Bänken unter einer großen Buche vorbei. „Rudolf Geiger Platz“ steht auf dem Holzschild an der alten Buche. Wer auch immer dieser Herr war, es ist ein schöner Ort für eine kurze Pause. Nun führt der Weg links weiter bergauf bis wir am Schlossplatz auf 565 Metern eine Weggabelung erreichen. Hier finden wir erneut die Ausschilderung zur Burgruine Rotenburg (0,2 km) und folgen der gelben Raute. Der Weg führt über eine Treppenstufe, geht in einen Pfad über, der sich steil in Serpentinen den Berg hinaufwindet.
Insgesamt sind es 2,7 Kilometer (nach meinem GPS) von Wieslet bis zur Burgruine, die wir sehr gemütlich in einer Stunde gewandert sind. Wer eine längere Tour zur Rotenburg plant, startet in Tegernau (Beschreibung der Wegstrecke am Ende des Artikels).
Die Rotenburg war bereits im Jahr 1564 eine Ruine – aber warum?
Die Burg gehörte den Herren von Rothenberg/Rothenburg, die aus einer Seitenlinie der Herren von Rötteln entstammten. Die Burg, die auch als Waldschloss Rothenburg bezeichnet wurde, befindet sich recht abgelegen im Wald. Über die Burg selbst ist nicht viel bekannt. Vermutlich wurde sie um 1200 erbaut. Auch über das Ende wissen wir nichts, es gibt keine Aufzeichnungen in Chroniken oder Urkunden. Möglich ist, dass die Burg von Feinden eingenommen und zerstört wurde. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie aufgrund ihrer Lage aufgegeben wurde und langsam zerfallen ist. Im Urbarbuch des Stadtarchivs Freiburg aus dem Jahr 1564 ist vermerkt, dass die Rothenburg bereits damals als „alt Burggestell“ bezeichnet wurde, also eine Ruine war. Möglich ist auch, dass die Burg beim Erdbeben von Basel im Jahr 1356 zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde.
Der letzte Nachkomme aus dem freiadligen Geschlecht, Dietrich von Rothenburg (es ist nicht ersichtlich, ob der Name nicht ursprünglich von Rothenberg war, in späteren Aufzeichnungen ist von Rothenburg die Rede) Gerichtsherr von Weitenau, vermachte seinen gesamten Besitz 1278 dem Hochstift Basel und dem Kloster St. Blasien. Seine Witwe, Adelheid, eine geborene Gräfin von Liechtenberg aus dem Elsaß vermachte ihren Besitz der Probstei Weitenau. Die hohe Gerichtsbarkeit ging an die Herren von Rötteln, später, im Jahr 1315 an die Herren von Hachberg-Sausenburg. Vermutlich wurde die Rotenburg damals nicht mehr von den späteren Besitzern bewohnt. Möglich ist, dass ein einzelner Burgherr mit seiner Familie dort lebte, bis die Burg beim Erdbeben zerstört wurde. Man kann sich gut vorstellen, dass die abgelegene Lage hoch oben im Wald nicht unbedigt die bevorzugte Wohnlage einer Adelsfrau oder eines Burgfräuleins war.
Die Burg befindet sich auf einem Felsen. Eine ideale Lage also, um sich vor Feinden zu schützen. Denn die mussten erst einmal die steilen Felsen erklimmen. Heute ist das gesamte Gelände der Burgruine von Bäumen bewachsen. Der Ort wirkt verwunschen, strahlt jedoch Frienden und Ruhe aus. Es gibt nur wenige Elemente, die darauf hinweisen, dass sich hier einst einmal eine Burg befunden hat. Markant ist die mit Moos bewachsene Mauer.
Vom Turm sind nur noch wenige Fragmente vorhanden. Ob die Burg archäologisch untersucht wurde, ist mir nicht bekannt. Auch vom Turm hat die Natur Besitz ergriffen und vieles ist bereits zu- und überwachsen.
Während wir zwischen Felsen, Wurzeln und Steinen über das Burggelände wanderten, stellten wir uns vor, wie wohl das Leben damals auf einer solchen Burg gewesen sein muss. Es war sicher eng, zugig und alles andere als gemütlich. An die sanitären Anlagen wollen wir lieber erst gar nicht denken.
Anhand der spärlichen Überreste fällt es schwer, sich vorzustellen, wie die Burg überhaupt ausgesehen hat. Und zu gerne hätten wir erfahren, ob es irgendwelche Geheimgänge oder Keller gibt.
Nachts ist die Burg von einem geheimnisvollen Nebel umgeben
Natürlich gibt es eine Sage um die Burg. Angeblich war die Burg nachts von einem geheimnisvollen Nebel umgeben. Auf der Burg gab es einen Zauberer, der die Macht hatte, diesen Nebel heraufzubeschwören. Das machte die Burg vor ihren Feinden unsichtbar. Dennoch gelang es eines Tages einer Bande, den Nebel zu durchdringen und in die Burg zu gelangen. Sie töteten alle Bewohner bis auf die Burgprinzessin. Die Bande hatte es auf den Burgschatz abgesehen und zwangen die Edelfrau, ihnen die Lage des Schatzes zu verraten. Das tat sie schließlich auch: „In der Nähe des Burggeländes zwischen sieben Bäumen, die im Kreis stehen.“ Dann fügte sie hinzu: „Ihr werdet ihn nie finden, weil ich ihn beschützen werde.“ Nach diesen Worten sprang sie von der Burgmauer. Die Krieger machten sich auf die Suche nach dem Schatz, verschwanden aber spurlos. Bis heute wurde der Schatz nicht gefunden und soll sich noch immer bei den sieben Bäumen befinden. Viele, die danach gesucht haben, sind nicht mehr zurückgekehrt.
Einen Nebel haben wir keinen gesehen, leider auch keinen Schatz gefunden. Dafür erkundeten wir den Burggraben und entdeckten einige Löcher und kleinere Höhlen in der ehemaligen Wehrmauer der Burganlage.
Die Rotenburg birgt noch viele Geheimnisse und gerade das macht sie so einzigartig. Es ist ein Ort, an dem man gerne verweilt, die Ruhe und Natur genießt und seinen Gedanken nachhängen kann. Es gibt eine Ruhebank mit schöner Aussicht ins Wiesental. Eine Grillstelle ist nicht vorhanden und offenes Feuer im Wald verboten. Am besten packt man sich ein Picknick ein und nimmt selbstverständlich seinen Müll wieder mit. Als wir die Anlage besichtigt haben, befand sich erstaunlich wenig Müll dort. Ein Indiz, dass die Burg wenig besucht wird, bzw. die Besucher ihren Müll auch wieder mitnehmen und nicht im Wald entsorgen. Ideal ist ein Besuch der Rotenburg im Frühling, wenn noch nicht alles von üppigem Grün überwachsen ist. Bis in wenigen Jahren wird die Burg mehr und mehr von Natur überwachsen und verschwunden sein.
Rundwanderung von Tegernau zur Rotenburg
Wer gerne eine längere Wanderung zur Rotenburg unternehmen möchte, startet in Tegernau. Die 14 Kilometer lange Rundwanderung führt von Tegernau über Mühlebächle und Rutschimattbühl nach Niedertenernau. Von dort weiter über Stelle zur Burgruine Rotenburg. Zurück über Gresgen-Luisenhof, Gresgen, Brandenbückle, Mühlebächle zurück nach Tegernau.
Weitere Informationen über das Kleine Wiesental auf der Webseite der Gemeinde
Hallo, Rudolf Geiger hieß der Verstorbene Bürgermeister von Wieslet.
Grüße
Carlo Geiger