Bahnhof Efringen-Kirchen, Samstag, 15. Juni 2013, kurz vor 8 Uhr
Reisen ist immer ein Abenteuer. Es beginnt in dem Augenblick, in dem du aus deiner Haustüre trittst.
An diesem Samstagmorgen stehe ich kurz vor 8 Uhr am Bahnhof in Efringen-Kirchen und warte auf meinen Zug.
Um halb sechs Uhr klingelte der Wecker. Ich machte mir einen Nespresso und bereitete mir einen Green Smoothie mit dem Thermomix, holte Brötchen vom Bäcker und die Zeitung aus dem Briefkasten. Ich duschte und packte die restlichen Sachen in den Koffer. Hier stehe ich am Gleis 2, der Morgen ist noch kühl, die Sonne schickt erste Strahlen, die die frische Morgenluft erwärmen und sich durch den leicht bewölkten Himmel bahnen.
Genau in diesem Augenblick ist mir bewusst, wo ich stehe. Ich meine, so richtig bewusst, und dass es jetzt losgeht. Doch was war mit den Stunden davor? Ich habe mich überhaupt nicht wahrgenommen, habe mir nicht erlaubt, den Moment zu geniessen, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, mich auf den Moment vorzubereiten, in dem ich aus der Türe trete. Wie viel Lebenszeit geht mir verloren, weil ich nicht im Augenblick lebe?
11.01 Uhr, an Bord des TGV 9571 von Karlsruhe nach Stuttgart
Mein Zug hat aktuell 21 Minuten Verspätung. Hat er das, weil er in Deutschland fährt? War er in Frankreich noch pünktlich?
In Karlsruhe wartete ich auf die Abfahrt vom Gleis 7. Ich beobachtete Tauben und fragte mich, ob die nicht ständig Nackenschmerzen haben bei diesem Genicke. Mein Zug fährt ein. Wagen 11 ist ganz vorne, direkt hinter der Lok. Zwei Rollifahrer gehen von Bord. Die deutsche Schaffnerin muss erst eine Plattform anlegen. Die beiden haben einen Abholservice vorgebucht, der sie vom TGV zum Gleis bringt, von dem der Zug nach Freiburg abfährt. Niemand ist da. Die Schaffnerin schüttelt den Kopf, ihr französischer Kollege fragt, was nun. „Ich ruf gleich nochmal beim Abholdienst an“, sagt sie. Die beiden Rollifahrer sprechen nur Englisch, stehen am Gleis wie bestellt und nicht abgeholt. Willkommen in der Servicewüste Deutschland. Im Wagen 11 sitzt ausser mir noch ein junges Paar. Der Wagen in Klasse 1 ist luxuriös. Man hat das Gefühl zu reisen. In bequemen Sesseln. Anders als in den sterilen Waggons der DB. Schade, dass meine Reise im TGV nach Stuttgart nur 30 Minuten dauert.
Dont follow the common path. Carve your own trail by following your heart. Your passion will guide you through the dschungles to your own unique destiny. takkiwrites
14.28 Uhr, Regionalexpress nach Buchloe
Beim Bahnhof Bobingen lese ich ein Schild: „Nicht Beschäftigten ist der Eintritt strengstens verboten“.
Gott sei Dank bin ich dort nicht beschäftigt. Das will man freiwillig nicht betreten. Die armen Angestellten, die dort arbeiten müssen.
15.05 Uhr, Regionalexpress 57510 Buchloe nach Füssen
Durchsage vom Lokführer: „Aufgrund der falsch ausgelegten Disposition hat unser Zug 15 Minuten Verspätung. Bei den Dienstplänen wurden die Tage verwechselt.“
15.24 Uhr
In Ebenhofen sonnt sich eine Frau oben ohne auf dem Liegestuhl in ihrem Garten direkt neben der Bahntrasse. Als der Zug durchfährt, verschränkt sie die Arme vor ihrer Brust.
15.26 Uhr
Ich sehe Berge, aber auch dicke Wolken. Noch scheint die Sonne. Der Zugführer nuschelt. Ich verstehe die Ortschaften nicht. Ich höre nur „Ausstieg links“
15.29 Uhr Martkoberdorf
Die Sonne scheint. Der ältere Herr im Abteil bemerkt die Wolken. „Gewitterwolken“ sagt er zu seiner Frau. „Nein, das sind Schönwetterwolken,“ sagt sie.
Er: „Ja, wenn du meinst“
15.33 Uhr
Wir halten in Marktoberdorf-Schule.
Er: Heute will doch keiner in die Schule“.
Das Zugfahren macht mich müde. Wir bummeln auf einer einspurigen Gleise durch die Lande. Jetzt könnte ich schlafen. Mir fallen gleich die Augen zu.
15.34 Uhr
Die Schaffnerin sagt durch den Lautsprecher „Fahren“. Der Zug fährt an. Ich sehe Berge auf denen Schnee liegt. Der Zug quietscht schrecklich. Es ist eine sehr kurvige Strecke.
15.39 Uhr Leuchterschach.
Ich bin hundemüde
15.43 Uhr
Hat der Berg einen Hut, so wird das Wetter gut. Die Berge tragen Hüte. Noch 30 Minuten nach Füssen.
14.48 Uhr Lengenwang
Am liebsten möchte ich mich auf eine Wiese legen und in der Sonne dösen. Die Berge rücken näher.
Fortsetzung folgt