Mondfinsternis im Schwarzwald

Die Mondfinsternis des Jahrhunderts, Blutmond, riesiger Mars, längste Mondfinsternis. Die Meldungen in den Medien überschlugen sich. Auch wir wollten die Mondfinsternis gucken und den Blutmond sehen. Zur Option mit freiem Blick nach Südost standen Blauen oder Belchen im südlichen Schwarzwald. Während auf ersterem ein Verkehrschaos herrschte, waren wir am Belchen für uns alleine und erlebten eine gigantische Astronacht im Schwarzwald.

Blauen (1.165 m) und Belchen (1.414 m) sind die beiden südlichsten Schwarzwaldgipfel und erlauben bei schönem Wetter gigantische Fernsichten auf die Schweizer Alpen, den Schwarzwald und die Vogesen. Dank ihrer exponierten Lage sind sie damit optimale Beobachtungsposten für die totale Mondfinsternis am Freitag, 27. Juli 2018.

Da wir so weit weg wie nur möglich von störenden Lichtquellen die Mondfinsternis beobachten wollten, kam der durch eine Landstraße erschlossene Blauen, auf dessen Gipfel sich das Berggasthaus und Hotel Hochblauen und der Aussichtsturm des Schwarzwaldvereins befindet, nicht in Frage. Dort, so erfuhren wir später, herrschte ein regelrechtes Verkehrschaos.

Vom strahlenden Berg die Mondfinsternis gucken

Stattdessen wählten wir den 1.414 Meter hohen Belchen. Der Belchen ist zwar ebenfalls durch eine Straße erschlossen, die jedoch seit Eröffnung der Gondelbahn im Jahr 2001 für den privaten Straßenverkehr gesperrt ist.

Der Belchen ist nach Feldberg und Herzogenhorn der dritthöchte Gipfel im Schwarzwald. Sein Name entstammt dem keltischen Wort Belenos, was soviel wie „Der Strahlende“ bedeutet. Vom strahlenden Berg aus die Mondfinsters gucken, passt doch!

Finstere Wolken über dem Belchen

Auf dem Weg zum Wanderparkplatz auf der Passhöhe Hau bei Neuenweg bekamen wir Zweifel, ob unsere Wanderung zur Mondfinsternis überhaupt von Erfolg gekrönt sein würde. Obwohl für Südbaden wolkenfreier Himmel und damit eben beste Voraussetzungen zur Beobachtung der Mondfinsternis vorausgesagt waren, hing ausgerechnet über dem Belchen eine finstere Wolke. Die auch danach aussah, als würde sie sich keinen Meter vom Platz rühren, noch einmal kurz durchschnaufen, um sich danach mit aller Kraft über dem Berg zu entladen. Auf dem Platz parken drei Wohnmobile mit Schweizer Kennzeichenen. Wir scheinen bislang die einzigen Wanderer.

Von den dunklen Wolken lassen wir uns nicht beeindrucken, auch nicht, als erste Tropfen vom Himmel fallen und wandern gegen 19 Uhr los.

Der Weg zur Mondfinsternis führt durch märchenhaften Buchenwald

Der Pfad führt durch ein lichtes Waldstück, später über eine Weide bevor er dann durch einen Buchenwald mit beachtlichen Weidbuchen in Serpentinen ansteigt. Nach rund einer Dreiviertelstunde haben sich die Wolken verzogen und die Sonne scheint. Das scheint nun auch andere Wanderer anzulocken. Weit unten sehen wir eine Gruppe die ebenfalls bergwärts geht. Nach einer Stunde gemächlichen Gehens erreichen wir den Hohfelsen und beziehen in der Nähe unseren Beobachtungsposten. Andere Wanderer (es sind rund 10 oder 12) gehen die 1,5 Kilometer weiter bis zum Belchengipfel.

Wir sind den Abend und die Nacht über alleine dort, bis auf eine Gruppe, die gegen Mitternacht vom Gipfel steigt und am Hohfelsen eine kurze Pause einlegt.

Gespanntes Warten auf den Mond

Das warme Sonnenlicht taucht die Täler in ein sanftes Licht und wir genießen die fantastischen Aussichten. Leider ist es diesig und die Alpen sind nicht zu sehen. Ab 21 Uhr schauen wir Richtung Südost und warten gespannt auf den Aufgang des Blutmondes.

Gespanntes Warten auf den Mondaufgang

Da der Mond bei Aufgang bereits partiell vom Erdschatten bedeckt ist, sehen wir ihn als bleiche Sichel am noch sehr hellen Abendhimmel.

Unspektakulär zeigt sich der verfinsterte Mond kurz nach Sonnenuntergang gegen 21 Uhr

Besonders eindrucksvoll ist die Mondfinsternis zum Zeitpunkt der maximalen Verfinsterung gegen 22.30 Uhr. Der verdeckte Vollmond ist tatsächlich als rotes Objekt am Himmel zu sehen, etwas darunter der rötlich schimmernde Mars.

Zum Blutmond gesellt sich der Planet Mars

Eine besondere Konstellation wie sie es in diesem Jahrhundert nur einmal gibt: Es ist mit 103 Minuten eine der längsten Mondfinsternisse, hinzu kommt der in extremer Erdnähe stehende Mars, der sich an diesem Abend zum Mond gesellt. Und – quasi als Sahnehäubchen – zieht auch noch die ISS, die Internationale Raumstation ihre Bahn von West nach Ost und ist als hellstes Objekt am Nachthimmel sichtbar.

Deutlich zu erkennen die Lichtverschmutzung durch künstliches Licht

Die Milchstraße stiehlt dem Blutmond die Schau

Wir schauen und staunen. Als die letzten Reste der Dämmerung in einen nachtschwarzen Himmel übergehen, erkennen wir nun auch ganz deutlich die Milchstraße Mit den bizarr wirkenden Nadelbäumen am Horizont ergibt es ein eindrucksvolles Stimmungsbild.

Eindrucksvoll spannt die Milchstraße ihren Bogen direkt über uns

Richtig spektakulär ist der Austritt des Mondes aus dem Kernschatten kurz vor halb eins. Der Lichtunterschied ist gigantisch. Und je mehr der Mond aus dem Erdschatten wandert, desto heller wird es.

Der Mond tritt aus dem Kernschatten der Erde

Gegen 1 Uhr können wir keine Milchstraße mehr sehen, dafür werfen wir Schatten wie an einem Sonnentag. Diesen gewaltigen Lichtunterschied live zu erleben empfinde ich als den eigentlichen Höhepunkt der Mondfinsternis.

Und natürlich die Atmosphäre und die Stille der Nacht und des Berges aufzunehmen. Wir sind alleine und das ist einfach nur genial. Wir erleben eine Zeit abseits von Lichtquellen und Trubel wie er auf dem Blauen herrschte. Denn dort kommt es, wie ich später erfahren habe, zu einem erartigen Verkehrschaos, dass es kein Durchkommen mehr zum Gipfel gab. Autos parken linkerhand und rechterhand entlang der Straße und das bis einen Kilometer unterhalb des Parkplatzes auf dem Gipfel beim Berggasthaus.

Die Fuji XT-2 mit Fujinon Objektiv 50-140 mm 2.8

Fotografiert habe ich mit einer Fuji XT-2 Kamera und einem Fujinon XF50-140 mm 2.8 und einem XF1.4XTR Telekonverter. Als Stativ kam ein leichtes Rollei-Reisestativ zum Einsatz, das ich mit meinem Rucksack stabilisiert habe. Die Weitwinkelaufnahmen sind mit dem Fujinon XF 14 2.8 mm gemacht. ISO lag zwischen 400-64000 ISO. Größte Herausforderung war das manuelle fokussieren mit der Fuji. Und natürlich ist ein 140er Tele selbst mit Telekonverter für Mondfotografie viel zu kurz, um besonders beeindruckende Aufnahmen zu machen.

Viel wichtiger als die Aufnahmen ist mir jedoch die Stimmung und Atmosphäre der Nacht. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir diese Mondfinsternis in aller Ruhe und Stille für uns alleine beobachten konnten. Es war wirklich eine eindrückliche und einmalige Astronacht im Schwarzwald.

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