Mit dem E-Bike auf der Via Claudia über die Alpen. Ein echtes Wagnis. Das ist eine Alpenüberquerung ja immer. Während der römische Dichter Horaz in der Antike über „gierige Wirte, überteuertes Wasser, holprige Wege, empfindliche Kälte, aufgebrochene Koffer und gestohlenes Reisegeld“ klagte, plagt den Reisenden der Moderne eine ganz andere Sorge. Ob der Saft ausreicht über die alte Passtraße des Fernpass? Denn ohne die treibende Kraft des Akkus wird aus der Alpenüberquerung eine echte Tourtour.
Meine erste Alpenüberquerung bin ich vor genau 15 Jahren gefahren. Mit meinem Rocky Mountain Mountainbike auf der schweren Alpencross-Route von Sterzing nach Bozen. Den Bericht über die abenteuerliche hochalpine Bike-Tour könnt ihr im literaturcafe.de nachlesen. Am Samstag, 15. Juni 2013 starte ich in Füssen zu meiner zweiten Alpenüberquerung. Diesmal mit einem E-Bike und diesmal auf der alten Römerstraße Via Claudia Augusta, die als die einfachste Route über den Alpenhauptkamm gilt. Die Via Claudia führt fast schnurgerade von der Adria über Feltre, Valsugana bis Trient und weiter bis nach Bozen. Von dort führt die Trasse durch den Vinschgau und über Alpenhauptkamm mit dem Reschenpass und Fernpass ins Lechtal und weiter bis zur Donau nach Augsburg.
Der römische General Drusus, ein Adoptivsohn von Kaiser Augustus startete im Jahr 15 v. Christus ein bemerkenswertes Straßenbauprojekt. Er begann, die Pfade, die bereits die Kelten, Räter und Etrusker nutzten, zur ersten befestigten Straße über die Alpen auszubauen. Der Bau dauerte 60 Jahre und wurde im Jahr 46/47 n. Christus durch seinen Sohn, Kaiser Claudius, fertig gestellt.
Am nächsten Tag bin ich dankbar für mein Flyer E-Bike, denn wir müssen kräftig in die Pedale treten, um den Anstieg hinauf zur Ehrenberger Klause zu schaffen.
In der Burgenwelt Ehrenberg tauchen wir ein ins Mittelalter. Kulturführerin Monique Forcher präsentiert die Schuhmode von damals. Sieht eigentlich ganz modern aus, oder?
Wir radeln weiter durch das Leermooser Becken. Und dann sehe ich sie! Zum ersten Mal in meinem Leben erblicke ich die Zugspitze, mit 2.962 Meter, der höchste Berg Deutschlands.
Foto Credit: Christoph Tschaikner
Mit der Tiroler Zugspitzbahn geht es innerhalb von zehn Minuten hoch auf den Gipfel.
Blick auf die Bayerische Zugspitzbahn
Foto Credit: Christoph Tschaikner
Und was gibt es, wenn man von der Tiroler Seite zur Bayerischen Seite der Zugspitze wechselt? Genau, Deutschlands höchsten Fressstand.
Und natürlich Deutschlands höchsten Biergarten. Na denn Prost!
Trotzdem darf man nicht vergessen, wo man sich befindet. In alpinem Gelände, das schnell zu einer Gefahr werden kann. Hier blickt man hinüber zum Gatterl, die Grenze von Österreich zu Deutschland. Diese Strecke hinauf zur Zugspitze endete für zwei Teilnehmer des Zugspitz Extremlauf im Jahre 2008 tödlich, als die Läufer in extrem schlechtes Wetter gelangten. Die Strecke von Ehrwald zur Zugspitze zählt zu den schönsten Wanderstrecken in den Alpen. Der nächste Zugspitz Extremlauf findet am Sonntag, 7. Juli 2013 statt.
Und hier ist sie – die Spitze mit dem Gipfelkreuz der Zugspitze.
Ob der Akku über den Fernpass gehalten hat und was ich auf der Via Claudia alles erlebte, lest ihr im zweiten Teil meiner Serie.
Radreiseführer Via Claudia Augusta: Von der Donau über die Alpen an die Adria
Ein Gedanke zu „Mit dem E-Bike auf der Via Claudia über die Alpen 1. Teil“