Am Mittwoch, 1. Oktober 2025 fand eine gemeinsame Begehung der Baustelle des Windparks Dreispitz/Sirnitz statt. Teilgenommen haben Vertreter des BUND, regioWasser eV., Badenova, AGUS Müllheim, sowie ein Jäger und Auerhuhnobmann vom Markgräflerland. Meine Dokumentation mit Video- und Drohnenaufnahmen gibt einen Einblick auf die derzeitige Situation mit den geäußerten Bedenken hinsichtlich ökologischer Gesichtspunkte.
Organisiert wurde die Begehung von Dieter Berger, Biosphären Gudie und BUND Mitglied sowie von Nikolaus Geiler von der AG Wasser des BBU (Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V) und regioWasser eV.

Anlass der Begehung war eine gleichermaßen kritische wie konstruktive Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Baus der Windräder auf den Wasserhaushalt, den Boden und die Natur im Allgemeinen auf dem Höhenrücken von Dreispitz/Sirnitz. Es waren sowohl Befürworter für Windkraft wie auch Personen, die der Windkraft in Wäldern kritisch gegenüberstehen an der Begehung dabei.
Dieter Berger erläuterte seine Bedenken zu den betreffenden WKA Standorten und wies auf eventuelle Probleme bei den Zuwegungen hin. Wir begutachteten die Ausgleichsfläche für das Auerwild, die uns der Jäger und Auerhuhnobmann vorstellte.
Nik Geiler sowie eine Person von der AGUS Müllheim fertigten Protokolle der Exkursion an, die ihre persönlichen Eindrücke wiedergeben. Sobald diese online verfügbar sind, werde ich die jeweiligen Links einfügen, bzw. die Protokolle zum Nachlesen zur Verfügung stellen.
Protokolle der AK Wasser und AGUS
Hier ist das Protokoll von Nikolaus Geiler zu lesen
windkraft-sirnitz-exkursion-2025-10-01
Hier ist das Protokoll von Nils Höck von der AGUS Müllheim zu lesen
windkraft-sirnitz_Begehung_2025-10-01-agus-bericht
Standort S 3 – Quellfassung
Wir starteten die Exkursion bei Nebel am Standort S3. Dieter Berger zeigte uns die Brunnenstube und die Entlüftung der Quelle, die durch die Planierungsarbeiten beeinträchtigt wurde. Diese Quelle liegt im Bereich der geplanten Kranstellfläche der WEA S3. In Absprache mit ForstBW als Eigentümer der Kirschhütte, die von der Quelle versorgt wird, soll die Quellfassung verlegt werden.
Im Bereich des Windparks Sirnitz/Dreispitz befinden sich die Bohrung 1, die Quellfassung QF1 des Wasserzweckverbandes Weilertal und mehrere Quellen zur Eigenwasserversorgun. (Kälbelescheuer, Häuser an der Sirnitz, Kirschhütte). Auszug aus der Projektbeschreibung
Standort S2
Weiter ging es zum Standort S2, von dem im Nebel allerdings nicht allzuviel zu sehen war. Dieter Berger wunderte sich über die Zusammensetzung der Bodenstoffe. Im Laufe der Begehung stießen wir immer wieder auf eine schwarze, teerhaltige Paste, deren Herkunft unbekannt blieb. Es wurde spekuliert, es könnte sich um Reste ehemaliger Köhlerstandorte handeln.
Standort S1 – ehemaliger Gipfel des Schnelling
Die erheblichsten Eingriffe sind am Standort S1 – Schnelling sichtbar. Der ehemals als „Pumuckl-Weg“ bekannte Waldweg zum Gipfel des Schnelling wurde für die Zufahrt verbreitert. Da ich bereits seit über einem Jahr insbesondere den Schnelling dokumentiere, zeige ich eine Aufnahme aus Oktober 2024 und wie sich die Situation ein Jahr später darstellt.
Drohnenflug zum Standort S1 – Schnelling
Die Zuwegung im Wald erfolgt entlang bestehender Forstwege. Diese müssen auf gerader Strecke auf 4,5 m fahrbare Breite und zusätzlich ca. 0,50 m Bankett je Seite aufgeweitet und in Kurvenbereichen entsprechend breiter ausgebaut werden. Zusätzlich sollen an geeigneten Stellen Wende- und Ausweichstellen eingerichtet werden. Hierfür sollen u.a. bestehende Wegekreuze genutzt werden. Der Ausbau soll möglichst schonend für Natur und Umwelt erfolgen. Auszug aus der Projektbeschreibung
Gipfel des Schnelling im Oktober 2024 und ein Jahr später


Wald, wie er vor einem Jahr noch bestand, wird es an dieser Stelle keinen mehr geben. In der Projektbeschreibung steht, weshalb:
Es ist hierbei hervorzuheben, dass große Teile des sog. dauerhaften Flächenbedarfs während der Betriebsphase mit einer sog. Hochstaudenflur bepflanzt werden (Kranauslegerfläche etc.). Eine Bepflanzung mit Wald ist aufgrund der Natur- und Artenschutzvorschriften nicht möglich, da es zwingend notwendig ist, dass diese Flächen im Falle eines Großkomponententausches jederzeit wieder befestigt und zugänglich gemacht werden können. Dies wäre bei einer Bepflanzung mit Wald nicht möglich.
Standort S1 Schnelling wurde verlegt

Die ursprüngliche Planung der WEA S1 sah einen anderen Standort vor. Im Zuge der Kartie-rungen stellte sich heraus, dass sich in diesem Bereich eine bisher nicht kartierte Blockschutthalde befindet. Daraufhin wurde versucht den Standort dahingehend anzupassen, dass Eingriffe in die Blockschutthalde vermieden/minimiert würden. Dies hätte allerdings sehr große Eingriffe in das umliegende Gelände notwendig gemacht. Daher wurde der Standort der WEA S1 um ca. 200 m nach Osten verlegt. Hier lässt sich die WEA S1 mit deutlich weniger Eingriffen in das Gelände oder ein hochwertiges Biotop wie die Blockschutthalde realisieren. Auszug aus der Projektbeschreibung.
Lumbricus badensis – badischer Riesenregenwurm

Während der Exkursion entdeckten wir diesen Lumbricus badensis, den badischen Riesenregenwurm, der nur auf den Hochlagen des südlichen Schwarzwald vorkommt. Der badische Riesenregenwurm ist ein tiefgrabender Regenwurm, der bis zu 60 cm lang und 35 g schwer werden kann und einen großen Einfluss auf die lokalen Bodenverhältnisse hat.
Er ist ein sogenannter Neoendemit, der sich in einem relativ kurzen Evolutionszeitraum seit dem Ende der letzten Eiszeit entwickelt hat. Bei meinen vorherigen Exkursionen zur Sirnitz habe ich mehrere tote (plattgefahrere) Exemplare an unterschiedlichen Stellen gefunden.
Kritische Punkte beim Standort S1
Dieter Berger erläuterte seine Bedenken hinsichtlich der Stabilität des aufgeschütteten Materials am Standort S1, an dem es bereits zu Felsabgängen gekommen ist.
Biotope, Hirschrankhütte, Pfaffenbach
Die interne Zuwegung quert auf einem vorhandenen Forstweg an einer Stelle den Pfaffenbach, der samt seiner Begleitvegetation zum FFH-Gebiet „Markgräfler Hügelland mit Schwarzwaldhängen“ gehört. In diesem Bereich ist es voraussichtlich notwendig einige Bäume zu entnehmen und den Weg im Kurvenbereich zu verbreitern. Beides soll im Rahmen der ökologischen Baubegleitung entsprechend überwacht werden.
Es ergeben sich durch das Windpark-Vorhaben keine erheblichen Auswirkungen auf die FFH- gebietsrelevanten Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensstätten. Die fachgutachterlich erstellte FFH Verträglichkeitsprüfung ist in Dokument 15 zu finden. Hier sind ebenfalls notwendige Vermeidungsmaßnahmen für die notwendigen Eingriffe in das FFH-Gebiet aufgeführt. Auszug aus der Projektbeschreibung
Standort D2 – Fragen zur Bodenbeschaffenheit

Der geplante Windpark Sirnitz/Dreispitz befindet sich im Bereich der Badenweiler-Lenzkirch- Zone aus der Zeit des Unterkarbon (Mississippium). Diese in Nord–Süd-Richtung bis zu 5 km breite und in Ost–West-Richtung etwa 40 km lange tektonische Zone des Südschwarzwalds ist tektonisch muldenartig in das Kristalline Grundgebirge ihrer Umgebung eingesenkt, wobei ihr Nordrand von Überschiebungen, ihr Südrand von Abschiebungen geprägt ist
Vorherrschend ist hier sog. buntes Konglomerat (380), welches vorwiegend aus Feldspatsandstein und Konglomeraten mit verschiedenen Komponenten besteht. Hinzukommen saure Vulkanite (384) aus Rhyodazit und Granitporphyr (161) plutonischen Ursprungs.
Aufgrund der geologischen und die bei diversen Standortbegehungen vorgefundene Gegebenheiten kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass der Baugrund sehr gut für die Errichtung von WEAs geeignet ist. Auszug aus der Projektbeschreibung
Standort D1 – Feuchtgebiet zerstört?

Am Standort D1 wurde bereits das Fundament für das Windrad planiert. Zuvor fanden mehrere Lockerungssprengungen statt. Nach Dieter Bergers Ansicht bestand hier ein Feuchtgebiet, das durch die Arbeiten zerstört wurde.
Ist die Ausgleichsfläche für Auerhühner geeignet?
Der Auerhuhn-Obmann, der namentlich nicht genannt werden möchte, führte zu der Ausgleichsfläche, die für Auerhühner geschaffen wurde.
Auch bei mir wirft diese Ausgleichsfläche viele Fragen auf. Habe ich doch selbst an einer Habitatspflegemaßnahme am Rohrhardsberg mitgewirkt und gesehen, in welchen Gebieten sich Auerhühner wohlfühlen. Diese im Video vorgestellte Fläche scheint mir keinesfalls dafür geeignet. Allerdings bin ich keine Expertin, was Auerhühner betrifft. Sofern ich weitere Aussagen, was dieses Gebiet betrifft, erhalte, werde ich es an dieser Stelle ergänzen.
In diesem Video äußert der Auerhuhn-Obmann einige Worte zum Auerhuhn Vorkommen auf der Sirnitz.
Was passierte mit den Grenzsteinen?
Die Frage nach den Grenzsteinen war nicht Inhalt dieser Exkursion. Dennoch beschäftigt sie mich, da ich mich in meinen Büchern mit Orten und deren Bedeutung auseinandersetze. Und feststelle, dass immer mehr von diesen Orten, die über viele Jahrhunderte die Landschaft prägten, von der Landkarte verschwinden. So auch überall dort, wo Windparks errichtet werden.

Grenzsteine sind Kleindenmale und wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft und Heimatgeschichte. Das Denkmalschutzgesetz von Baden-Württemberg definiert den Begriff Kulturdenkmal in §2: „Kulturdenkmale … sind Sachen, Sachgesamtheiten und Teile von Sachen, an deren Erhaltung aus wissenschaftlichen, künstlerischen oder heimatgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse besteht.“ Alle Objekte, die diese Kriterien erfüllen, sind Kulturdenkmale.
Ein förmlicher Feststellungsakt ist nicht notwendig.
Am Standort D1 lagen ebenfalls einige Grenzsteine auf einem Haufen. Diese Aufnahme entstand während der Exkursion am 1. Oktober 2025.




