Cory Trepanier – der Maler der Arktis

Für seine Motive ist ihm kein Weg zu weit. Der kanadische Künstler Cory Trepanier ist Wochen, oft Monate unterwegs. Im Flugzeug, auf dem Pferd, im Kajak und zu Fuß, um an die entlegensten Orte Kanadas zu kommen. Dort malt er atemberaubende Bilder. 

Schon immer zog es Maler hinaus in die Landschaft, wo sie ihre Staffel aufbauten und malten. Mir kommen sofort die Maler der Provence in den Sinn. Cézanne, Chagall oder Vincent van Gogh, die das wunderbare Licht der Provence in ihren Gemälden festhielten.

Wenn Cory Trepanier seine Staffelei aufbaut, hat er oft Gesellschaft. Schwärme von Mücken, die ihm das Malen und Leben schwermachen. Oder Stürme, die sein Zelt umblasen. Wölfe, die sich bis ins Camp schleichen. Er  malt bei Temperaturen, bei denen mir längst die Finger eingefroren wären.

At the Edge von Cory Trepanier
At the Edge von Cory Trepanier

Während ich zu Hause gemütlich auf der Couch sitze, sehe ich zu, wie Cory seinen Rucksack, schwer wie ein Granitstein, über Pässe schleppt. Wie er sein Motiv sucht, oft im Wettlauf mit der untergehenden Sonne, das er diesmal nicht gewinnen wird. Oder wie er im Kajak zu einem Eisberg rudert und dieser vor seinen Augen kollabiert und ins Wasser stürzt.

Cory Trepanier befindet sich auf einer schier unglaublichen Mission: Er fliegt, paddelt, reitet, wandert zu den abgelegensten Orten in Kanadas Wildnis, die kaum ein Mensch zu Augen bekommt und hält den Ort auf seinem Canvas fest. Seine Bilder sind von solch unglaublicher Intensität und Tiefe, wie sie nur sein können, weil er seine Umgebung unmittelbar wahrnimmt – und den beschwerlichen Weg auf sich genommen hat, dort hin zu kommen.

Rough Waters von Cory Trepanier
Rough Waters von Cory Trepanier

Über seine Expeditionen sind bislang drei DVDs entstanden: „Into the Arctic“, „Into the Arctic II“ und „Kluane“.

Ich habe Cory vor einigen Jahren während der GoMedia getroffen, wo er vor über 150 Journalisten aus aller Welt einen Filmvortrag über seine Expedition gehalten hat. Wir Journalisten bekamen damals seine erste DVD „Into the Arctic“ von Parks Canada geschenkt. Ich kaufte mir sofort vor Ort die zweite DVD „Into the Arctic II“ und bekam freundlicherweise von Cory Trepanier die neue DVD „Kluane“ zur Besprechung zugeschickt. Hier stelle ich die drei DVDs kurz vor:

Into the Arctic 

In diesem Film erlebt der Zuschauer wie Cory gemeinsam mit seiner Familie von Ontario während zweieinhalb Monaten über 20.000 Kilometer bis in die Arktis zurücklegt. Am Ende der Straße fliegen sie in die abgelegene Gemeinde Paulatuk in den Northwest Territories und wandern weitere 72 Kilometer bis in den Tuktuk Nogait National Park, der als einer der abgelegensten Parks in Nordamerika gilt.

Drei Monate ist Cory Trepanier für dieses Projekt unterwegs, das ihn in den Quttinirpaaq National Park, Sirmirlik National Park, Aggutini Territorial Park und Auyuittuq National Park auf Baffin Island führt. Regionen, die nur mit dem Schiff oder Flugzeug zugänglich sind. Die Landschaften, die Cory dort erlebt, sind wie nicht von dieser Welt.

TrueWild Kluane

Diesmal führt die Expedition in den Yukon zum größten nichtpolaren Eisfeld der Erde: in den Kluane Nationalpark. Dort verbringt Cory einen Monat mit dem Malen von Mount Logan, Kanadas höchstem Berg. Weiter geht es auf dem extrem herausfordernden Donjek-Trail bis in die tiefsten Winkel des Kluane-Parks und endet mit einem abenteuerlichem Raft auf dem Alsek River.

Hier gibt es einen 20-Minütigen Film über das Projekt

Der eigentliche Star dieser Dokumentationen ist allerdings nicht Cory Trepanier. Es ist die faszinierende Schönheit der kanadischen Wildnis, wie man sie kaum jemals selbst erleben wird. Die Aufnahmen sind von unglaublicher Schönheit, denn sie zeigen Gebiete, die noch weitgehend unberührt sind. Der Zuschauer erlebt, wie Cory seine Motive auswählt, die Staffelei aufbaut und seine Bilder malt. Das wird von ihm live oder aus dem off kommentiert. Und weil sich das wiederholt, wenn auch in unterschiedlichen Landschaften, wird das dem Zuschauer irgendwann langweilig. Was die DVDs einmalig machen sind die Landschaftsaufnahmen, von denen man einfach nicht genug bekommen kann. Es ist eben eine andere Art von Dokumentation, wie man sie sonst im Fernsehen erlebt. Beeindruckend finde ich, wenn die fertigen Bilder eingeblendet werden und sieht, was Cory eben an diesem Ort gemalt hat. Dann spürt man, dass diesen Bildern etwas anhaftet, in dem sich die Mühen der Reise, das Suchen und das Staunen vor dieser Wildnis widerspiegelt.

Mehr über Cory Trepanier, seine Malerei und Projekte gibt es auf seiner Homepage.

Die Filme sind zum Preis von 20 kanadischen Dollar über seinen Webshop erhältlich.

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