Buchvorstellung: Der neue Restaurantführer für Südbaden

Der neu in 4. Auflage erschienene Restaurantführer für Südbaden will als unabhängiger Leitfaden die gastronomische Vielfalt der Region vorstellen. 15 Experten testeten über 200 Gastrobetriebe – von einfachen Landgasthaus bis zum Sterne-Restaurant. Wie aussagekräftig ist der Restaurantführer und wie haben die Tester die Restaurants bewertet – und wie schneiden die Restaurants ab, in denen ich gerne einkehre?

Südbaden ist in vielerlei Hinsicht eine gute Adresse: Das warme, sonnige Klima, die Nähe zu Frankreich und der Schweiz, im Westen die Vogesen, im Osten der Schwarzwald, im Süden die Alpen. All das macht Südbaden zu einer erstklassigen Ferienregion. Und als Sahnehäubchen obendrauf gibt es das reichhaltige Angebot der Gastronomie – von der gutbürgerlichen Küche bis zum gehobenen Gourmet-Restaurant. Herausgeber Christian Hodeige, Verleger der Badischen Zeitung, betont im Vorwort, dass ein gesondertes Augenmerk auf die Qualität der verwendeten Rohstoffe gelegt  und in der neuen Ausgabe einfache Lokale stärker berücksichtigt wurden. Herausgekommen ist ein handliches, 264 Seiten umfassendes Werk, das Restaurants von Sachbachwalden bis Bad Peterstal-Grießbach, von Bonndorf bis Bad Säckingen und Grenzach-Whylen auflistet. Der überwiegende Teil der Restaurants befindet sich im Großraum um Freiburg, während es gegen Süden und Südwesten deutlich weniger Orte gibt, in denen Restaurants besucht wurden.

Die Jury

Bleibt anonym. 15 Experten haben sich dieser Aufgabe gestellt, heißt es im Buch. Dem erlesenen Kreis der Tester gehören Journalisten, erstklassige Winzer und Gastronomen (wer wählt diese aus, bzw. was klassifiziert sie als erstklassig – das erfahren wir leider nicht) und professionelle Gastrokritiker an. Zur Expertenrunde zählen auch „erklärte Feinschmecker, die ihre Zungen über Jahre nicht nur in Baden schulen konnten.“

Und, auch das erfahren die Leser: Die Tester kamen stets unagemeldet, oft zu zweit, machmal in Gruppen und saßen zum gleichen Zeitpunkt an unterschiedlichen Tischen.

Was mich interessiert, denn diese Angabe fehlt: Wie viele der Tester sind Vegetarier/Veganer? Im Führer werden Restaurants als „vegetarisch wertvoll“ ausgezeichnet, die mehr als eine minimale dreigängige vegetarische Menüauswahl bieten. Jedoch sind die im Restaurantführer beschriebenen Gerichte überwiegend fleischlastig. Dürfen Nicht-Vegetarier eine vegetarische Karte bewerten? Ich werde mich erkundigen und nachfragen. Ich habe den Restaurantführer nicht von vorne bis hinten gelesen, doch beim Durchblättern fällt es auf: Es werden hauptsächlich Fleischgerichte vorgestellt.

Die Prinzipien

Der Restaurantführer versteht sich als eine Sammlung von positiven Empfehlungen. Gestetet wurde anonym und aktuell. Die Tester bezahlten ihre Rechnung immer selbst. Die Testergebnisse wurden mehrmals ausführlich diskutiert, das Urteil wurde nie einem einzelnen Tester alleine überlassen.

Die Gasthäuser werden jeweils auf einer Seite mit kleinem Foto vorgestellt. Das Urteil wird in Form einer Gesamtnote, Wappen und einer Benotung für Küche, Service, Ambiente, Weinangebot und Preis/Leistung vergeben. Ein Wappen gibt es für die einfache, rustikale Küche, zwei für die gutbürgerliche Küche, drei für überwiegend eigene Kreationen und vier für Spitzenküchen.

Im Restaurantführer schmökern

Macht großen Spaß! Und Appetit. Und natürlich schaut man sich gleich die Restaurants an, in denen man selber schon gespeist hat. Wie hat es den Testern geschmeckt, was haben sie dort gegessen? Das will ich wissen. Und schlage nach:

Hotel Gasthof Sommerau in Bonndorf-Sommerau

Für diese Vorstellung gibt es erst einmal eine Rüge. Für das Foto, bzw. den Fotografen. Wie kann man einen so wunderschönen Schwarzwaldhof so verhunzen? Das Bild wirkt überhaupt nicht einladend. Und das ist auch meine größte Kritik am Restaurantführer: Wie kann man nur ein so schönes Buch über Restaurants mit so vielen schlechten Fotos versehen? Haben die Tester mal kurz nach dem Besuch auf den Auslöser ihrer Digitalpocketkamera gedrückt? Viele Bilder der abgebildeten Gasthäuser sind derart lieblos und fantasielos aufgenommen, das muss einfach nicht sein.

So. Nun aber zur Sommerau. „Das warme Ambiente mit viel Holz und freiem Blick in die Natur lässt keine Wünsche offen“, lautet der Schlusssatz der Beschreibung. Von den Testern gibt es drei Wappen, Gesamtnote 9,7, davon 10 für die Küche, 10 für den Service, 10 fürs Weinangebot, 9 fürs Ambiente und 9 für Preis/Leistung. Das kann ich so bestätigen. Anders als die Tester mundete mir keine geschmorte Kanichenkeule auf Weizenrisotto. Als Vegetarierin wurde ich dort bestens bekocht und kann die Küche der Sommerau nur wärmstens empfehlen.

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Jedes Gasthaus wird ausführlich mit Bild auf einer Seite bewertet

Hotel-Restaurant Zur Sonne, St. Peter

Über diese Vorstellung habe ich mich geärgert. So richtig geärgert. Schon beim ersten Satz ärgere ich mich. „Der Gastraum in der Sonne ist weitläufig-großzügig und nicht besonders schwarzwälderisch eingerichet. Das Interieur ist frisch renoviert und schörkellos, der Blumenschmuck auf den Tischen hatte bei unserem Besuch sein Haltbarkeitsdatum allerdings längst überschritten.“

Offensichtlich haben der oder die Tester bereits beim Eintritt in die Sonne schlechte Laune. Wie sonst ist das „nicht besonders schwarzwälderisch eingerichtet“ zu verstehen? Muss ein Gastronomiebetrieb im Schwarzwald besonders schwarzwälderisch eingerichtet sein? Vielleicht haben die Tester die Blumen mit einem Trockengedeck verwechselt? Der Service wird als unfreundlich und ungelernt beschrieben, die bestellten Süßkartoffelpommes als Opfer einer Salzattacke. Wie schrieb Herr Hodeige im Vorwort: „Die Urteile der Tester sind klar und direkt, ohne verletzend zu sein.“ Und: „Echte Verrisse wird es auch in diesem Buch auch diesmal nicht zu lesen geben.“

Hm. Das Urteil über die Sonne kommt dem doch sehr nahe. So schreiben die Tester zum Schluss: „Nach langem Warten auf die Rechnung, das Abräumen der anderen Tische war wohl wichtiger, wurden wir grußlos in die Nacht entlassen.“

Offensichtlich hat es hier einfach nicht gestimmt zwischen Testern und dem Restaurant. Ich würde gerne wissen, ob es sich hierbei um einen einmaligen Besuch gehandelt hat oder ob dies bei mehreren Besuchen und Testern so gewesen ist. Nach meinen Erfahrungen in der Sonne kann ich über diese Beschreibung nur den Kopf schütteln. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt, wunderbar gegessen und wurde aufmerksam bedient. So wie es in den Wald hineinschallt, schallt es ja bekanntlich wieder heraus.

Gasthaus Zur Krone Schliengen-Mauchen

Die Tester jubeln. „Hier ist die Welt noch in Ordnung“. So beginnt die Beschreibung des Landgasthauses Krone in Mauchen. Doch halt, wir sind doch nicht in einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung. Oder etwa doch? „Die Krone ist ein bodenständiges Markgräfler Gasthaus wie aus dem Bilderbuch“, schreiben die Tester verzückt. Und loben den die „exzellente Arbeit“, die „patenten Damen vom freundlichen Service“ und die „schmackhaft zubereiteten Gerichte“, das die Tester als „sauberes gutes Handwerk“ bezeichnen. Es folgt die Beschreibung, welchen Genuß ihnen das „Knäusle vom Bauernbrot in die feine dunkle Soße vom Leberle stippen“ bereitet hat. Schon wieder Fleisch….

Ja, die Krone. Gemütlich, urig, fantastisches Essen. Wunderbare Gastgeber. Dafür liebe ich sie. Da geht man gerne hin. Auch als Vegetarier. Aber warum, um Himmels Willen, vergessen die Tester die genialen Flammkuchen zu erwähnen???? Die es auch als vegetarische Variante gibt. Dünner Boden, kross, lecker. Und die hervorragenden Salate? Warum immer nur Fleisch? Das gibt einen, nein mehrere Punktabzüge für die Tester und den Resraurantführer!

Fazit

Ein toller Restaurantführer, der gute Anregungen für den nächsten Gastrobesuch bereithält. Natürlich ist es nur eine Auswahl und natürlich sind die Berichte der Tester subjektiv. Und sehr fleischlastig. Deshalb einfach mal reinlesen, sich inspirieren lassen und dann los, selber ausprobieren! Für die nächste Ausgabe wünsche ich mir mehr vegetarische Gerichte und die Angabe, wie viele der Tester Vegetarier oder Veganer sind – soviel Transparenz muss sein!

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