Entdeckertour in die Arktis – Nunavut Teil 1

Nunavut. Für mich der Inbegriff des Nordens, der Arktis, das Land der Mitternachtssonne und der eisigen Kälte. Ein Name, der mich seit vielen Jahren in seinen Bann zieht. Während andere von mit Palmen gesäumten Stränden träumen, denke ich an die Eiswüste des Nordens. Vor mehr als zehn Jahren reiste ich zum ersten Mal an den Rand der Arktis, nach Churchill im Norden Manitobas, um Eisbären zu beobachten. Seither lässt mich der Norden Kanadas nicht mehr los. Er schlägt in meinem Herz, pulsiert in meinen Adern und rauscht nachts durch meine Träume.

Early morning flight with Calmair from Winnipeg to Churchill
Early morning flight with Calmair from Winnipeg to Churchill

Kanada ist groß. Das jüngste und größte Territorium der kanadischen Provinzen und Territorien ist riesig.  Allein die Fläche, die vor 1999 zu den Northwest Territories gehörte, ist unfassbar: Über zwei Millionen Quadratkilometer groß, das ist ein Fünftel der gesamten Fläche Kanadas. Interessant ist, dass Nunavut laut Bevölkerungsstatistik der Regierung die jüngsten Einwohner hat: Das Durchschnittsalter liegt in Nunavut bei 24.1 Jahren und somit weit unter dem nationalen Durchschnitt von 40,6 Jahren.

Seit vor einigen Jahren auf dem Weg nach Churchill mein Flug mit den Worten „CalmAir Flight with Service to Thompson, Churchill and beyond aufgerufen wurde, wollte ich immer wissen, was sich dort BEYOND verbirgt. Denn weiter nördlich liegt Nunavut. Und da wollte ich hin. Dieses Jahr war es soweit!

Ankunft mit CalmAir in Churchill
Ankunft mit CalmAir in Churchill

Am 13. August 2014 flog ich mit Kollegen aus Deutschland und Kanada um 6.50 Uhr mit CalmAir Flight 535 von Winnipeg nach Churchill. Um 8.40 Uhr landeten wir in Churchill.

CalmAir Flight Nr. 535 in Churchill
CalmAir Flight Nr. 535 in Churchill

Fliegen im Norden Kanadas ist ein Erlebnis. Die Flugzeuge sind kleiner, Gepäck wird, falls die Maschine überladen ist, kurzerhand wieder ausgeladen, es gibt keine Sicherheitskontrollen und Verspätungen sind an der Tagesordnung. Im Norden hängt alles vom Wetter ab. Man weiß nie, ob und wann man sein Ziel erreicht. Auch das gehört mit zum Abenteuer, wenn man in den Norden Kanadas reist. CalmAir ist eine regionale Fluggesellschaft die in Manitoba und Nunavut operiert. Kurios: Die Fluglinie entstand aus einem Angler-Camp. Während der 50er Jahre gründete Arnold Morberg mit seiner Frau Gail ein Camp für Angler in der Nachbarprovinz Saskatchewan. Um ihre Gäste schnell zur abgelegenen Lodge zu bringen, erwarb Arnold eine Pilotenlizenz und kaufte sein erstes Flugzeug. Und der Rest ist  Geschichte. Übrigens leitet sich der Name CalmAir (ruhige Luft) von den Initialen des Gründers ab: Carl Arnold Lawrence Morberg. Ich kann bestätigen, dass dies auch auf meinen Flug zutraf! Er war vollkommen ruhig. Und: Fliegen in den Maschinen der CalmAir macht einfach Spaß! Am liebsten mit dem Propellerflugzeug, dem ATR 42-300, einem unverwüstlichen Vogel, der neben den Passagieren hauptsächlich Cargo in die entlegenen Orte im Norden transportiert. Das Flugzeug kann je nach Bedarf mit 42, 34 oder 22 Sitzen konfiguriert werden. Die ATR ist auf kurze Landebahnen ausgelegt und daher ideal, um die kleinen abgelegenen Ortschaften in der Arktis aus der Luft zu versorgen. Denn der Luftweg ist die einzige Verbindung zur Außenwelt.

Zwischenlandung in Rankin Inlet 

CalmAir Flight 515 auf dem Weg nach Rankin Inlet
CalmAir Flight 515 auf dem Weg nach Rankin Inlet
Ankunft in Rankin Inlet, Nunavut
Ankunft in Rankin Inlet, Nunavut

Zwischenlandung in Rankin Inlet auf dem Weg nach Repulse Bay. Rankin ist nach der Hauptstadt Iqaluit die zweitgrößte Stadt in Nunavut mit rund 2.300 Einwohnern. Außerdem ist Rankin Inlet bedeutender Hub für die Flugverbindungen in den Norden. Hier landen unter anderem die Boeing 737 der Canadian North und First Air mit Verbindungen nach Yellowknife/Northwest Territories. Wenn alle Flieger zur gleichen Zeit kommen, geht es in dem kleinen Terminal zu wie am Flughafen in Frankfurt/Main.

Wie viele Kinder hier wohl bereits verschwunden sind?
Wie viele Kinder hier wohl bereits verschwunden sind?

Wir nutzen unseren einstündigen Aufenthalt und machen uns zu Fuß auf den Weg vom Flughafen in die Stadt.

Stop-Zeichen mit Beschilderung in Englisch und Inuktitut
Stop-Zeichen mit Beschilderung in Englisch und Inuktitut

In Nunavut wird offiziell Inuktut, Englisch und Französisch gesprochen. Allerdings ist das mit dem Inuktut so eine Sache. Einfaches Beispiel das Stop-Schild. Wer denkt, dass das auf Inuktitut genauso „STOP“ heißt wie auf Englisch oder Deutsch – weit gefehlt. In der Inuit-Sprache gibt es sechs verschiedene Versionen dafür. Wenn ihr die Schrift auf diesem Foto mit dem Beitragsbild vergleicht, seht ihr, dass es sich um eine anderen Wortlaut handelt. Und so kommt es vor, dass die Beschriftung auf dem Stop-Schild manchmal „Alle halten“ oder „Hier muss man halten“ oder „Ich halte“ bedeutet. Während ich in Rankin Inlet und Repulse Bay nur zweisprachig beschriftete Stop-Schilder gesehen habe, sind in Iqaluit sogar Schilder mit „Stop“, „Arrêt“ und auf Inuktitut üblich.

Blick auf die Hauptstraße von Rankin Inlet
Blick auf die Hauptstraße von Rankin Inlet

Rankin verdient es sicher nicht, als Perle des Nordens bezeichnet zu werden. Es ist, wie alle Siedlungen im Norden funktional. Für alle, die hier einmal zwischenlanden oder stranden: Es gibt zwei Dinge, die man wissen sollte: Zum einen findet ihr einige kleine Läden und zum anderen gibt es einen Tim Horton’s.

Die Kanadier lieben ihn: Tim Horton's Coffee
Die Kanadier lieben ihn: Tim Horton’s Coffee
Wahrzeichen von Rankin Inlet: Der fünf Meter hohe Town Inukshuk
Wahrzeichen von Rankin Inlet: Der fünf Meter hohe Town Inukshuk

Das Wahrzeichnen von Rankin Inlet, ein rund fünf Meter hoher Inukshuk, der im Norden als Wegesymbol gilt.Gestaltet hat ihn der Künstler Joe Natter. Der Inukshuk wurde 1991 von einheimischen Inuit gebaut. Dann war es auch bereits Zeit, um zum Flughafen zurückzukehren.

Weiterflug von Rankin Inlet nach Repulse Bay
Weiterflug von Rankin Inlet nach Repulse Bay

Knapp eineinhalb Stunden später sitzen wir erneut an Bord der CalmAir ATR mit Ziel Repulse Bay. Und wieder blicke ich in diese endlose Weite in dieses faszinierende Blau von Himmel und Hudson Bay.
Fortsetzung folgt.

Die Reise erfolgte auf Einlandung im Rahmen der GoMedia 2014 der Canadian Tourism Commission und wurde von der Great Canadian Travel Company organisiert. 

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