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Klaatu, der neue Erlöser
„Das Leben als Mensch ist schwierig,“ sagt der alte Chinese Mister Wu. Er muss es wissen, denn er hat 70 Lebensjahre als Mensch auf der Erde verbracht. Zunächst unfreiwillig. Doch irgendwie hat er Gefallen am Menschsein gefunden. „Die Menschen sind zerstörerisch,“ sagt Mister Wu. „Aber es gibt noch eine andere Seite.“ Eine, die er nicht so recht beschreiben kann. Denn Mister Wu ist eigentlich gar kein Mensch, sondern ein Außerirdischer.
Diese Szene ist die Schlüsselszene des Films „Der Tag, an dem die Erde stillstand.“ Sie spielt in einem McDonald’s Restaurant und kann skurriler nicht sein: Da sitzen zwei Außerirdische in menschlicher Gestalt am Tisch und reden in Mandarin über das Menschsein. Der zweite Außerirdische mit Namen Klaatu, gespielt von Keanu Reeves, ist gekommen um einen Auftrag auszuführen: Die Erde vor der totalen Zerstörung durch den Menschen zu retten. Klaatu gibt seinem Gegenüber zu verstehen, dass es nun Zeit ist, zu gehen, da alle Menschen vernichtet werden. „Ich werde nicht gehen, ich bleibe hier und werde mit ihnen sterben,“ sagt Mister Wu. „Je länger ich als Mensch lebe, desto dankbarer bin ich für jeden Tag.“ Klaatu begreift nicht, was Mister Wu sagt.
Für mich war dies eine der stärksten Szenen des Films, den ich mir gestern Abend angesehen habe. Ansonsten ist er eine Mischung aus Science-Fiction, Geballere der US Armee und vielen Special-Effects. Die eigentliche Geschichte hinkt. Klaatu, der Außerirdische, der gekommen ist, um die Menschheit auszurotten, aber Pflanzen und Tiere mittels so genannter Sphären (kennen wir aus Genesis – die Arche) vor der Zerstörung zu evakuieren. Die Verteidigungsministerin (Kathy Bates in einer ihrer profillosesten Rollen), die mit Hilfe militärischer Aktionen versucht, die Aliens zu vernichten. Und eine Wissenschaftlerin (Jennifer Connelli) mit ihrem Stiefsohn (Jayden Smith), die versuchen, Klaatu davon zu überzeugen, dass sich die menschliche Rasse ändern kann. Schauspielerisch blieb die Rolle des Stiefsohn sehr schwach, da konnten auch die süßen Rastalocken nichts daran ändern.
Zuletzt lässt sich Klaatu davon überzeugen, dass die Menschen es doch nicht verdient haben, ausgerottet zu werden. Bis es allerdings soweit ist, erlebt der Zuschauer Klaatu als einen undurchsichtigen, ein wenig roboterhaft wirkenden Außerirdischen in menschlicher Gestalt, dessen Absichten sich weder der Figur noch dem Zuschauer erschließen. Einerseits zieht Klaatu kühl sein Vorhaben durch, den Planeten von den Menschen zu säubern, indem eine riesiger metallener Heuschreckenschwarm über die Erde herfällt und alles in Sekundenbruchteilen vernichtet. Andererseits holt er einen eben von ihm getöteten Polizisten ins Leben zurück. Das Ende des Film kommt überraschend und lässt viele Fragen offen. Besonders die, warum Klaatu denn nun davon überzeugt ist, dass die Menschheit es denn letztendlich verdient hat, weiter zu leben.
Regisseur Scott Derrickson zieht in seinem Film sehr viele Parallelen zur Bibel. Man sieht Klaatu mit Wundmalen auf seinen Händen, wie er über Wasser geht und eben Tote auferweckt. Alles Leben – ausschließlich der Menschen, wird in eine Arche gerettet. Schließlich – so kann man den Schluss des Films interpretieren, opfert er sich selbst, dass die Menschheit überleben darf. Dennoch ist die Geschichte unzusammenhängend und die Erlöserfigur des Klaatu überzeugt nicht.
Trotzdem bleibt „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ ein interessanter Ansatz, die Weihnachtsgeschichte auf neue Art zu interpretieren. Gott wird Mensch – weil er die Menschen liebt und stirbt am Kreuz, um durch seinen Opfertod die Menschen zu erlösen. Das ist die Botschaft der Bibel, an die uns Heilig Abend erinnert.
Raum der Stille
Augenblicke der Besinnung bietet der „Raum der Stille“. Ein kleines Kästchen aus Holz gefertigt und nicht größer als eine Zigarettenschachtel. Aufgeklappt zeigt es seine inneren Werte: Ein aus Goldfolie gefertigtes Kreuz und ein Teelicht. Einfach Kerze anzünden und schon habt ihr einen kleinen Altar. Manch einer mag mit solchen Ritualen oder Gegenständen nichts anzufangen. Für mich persönlich ist dieser, ich will es mal profan sagen „klappbare Hosentaschenaltar“ ein ständiger Begleiter in meinen neuen Tag. Morgens die Kerze anzuzünden, als Symbol für Neuanfang und Dank meinem Gott gegenüber, mit dem ich einen neuen Tag gestalte.
Infos über den Raum der Stille gibt es hier.
Sind Sie katholisch?
Heute Mittag hatte ich einen Termin in Badenweiler. Als das Meeting zu Ende ist, fängt es wolkenbruchartig an zu regnen. Keine Chance. Bis zum Parkhaus bin ich tropfnass. Also warte ich vor der Tür – zusammen mit einem Ehepaar, die gerade einem Bus entstiegen, unter dem Dach Schutz suchen. Wir reden. Natürlich über das Wetter. Das ist nur ein kurzer Wolkenbruch, das hört gleich wieder auf, gebe ich mich optimistisch. „Sind Sie katholisch?“ fragt mich der Mann. Und fügt hinzu: „Dass sie den Glauben haben?“ Nein, katholisch bin ich nicht, erkläre ich dem Mann. Aber Glauben habe ich dennoch. Wir lachen. Es ergibt sich ein nettes Gespräch und nach fünf Minuten hat der Regen aufgehört. Ich erreiche das Parkhaus, bleibe trocken und fahre nach Hause.
Wenn eine Marke zum Lebensstil wird
Wenn wir uns ein bestimmtes Produkt kaufen – sei es ein Computer, ein Auto, ein Getränk oder ein Parfüm, kaufen wir nicht eine bestimmte Marke, sondern eine Philosophie, ein Lebensgefühl. Je stärker uns die Marke ein solches Gefühl vermitteln kann, desto erfolgreicher ist sie, weil sie von vielen Menschen gekauft wird, die eben dieses Gefühl erleben wollen. Je erfolgreicher das Produkt ist, desto eher erhält es einen anderen Stellenwert. Es wird zu einem Lebensstil. Warum ziehen wir eine Marke der anderen vor? Warum muss es ein Joggingschuh von Nike sein und nicht von Asics, Puma oder Adidas? Wahrscheinlich wurden alle drei Schuhe in den gleichen Sweatshops in China gefertigt, bestehen aus dem gleichen Material und kosten alle etwa den selben Preis. Warum gehe ich zu Starbucks und nicht zu Tschibo? Warum arbeite ich mit einem Apple Computer und nicht mit einem Sony Vaio oder Dell? Weshalb habe ich ein iphone (ich habe selber keines), einen iPod, fahre ich einen BMW und nicht einen Mercedes oder Audi? Was steckt dahinter, dass ich mich für ein bestimmtes Produkt entscheide?
Es ist die Geschichte, die diese Marke erzählt, das Lebensgefühl, das vermittelt wird. Das Produkt ist dabei nur nebensächlich. Die Hersteller verkaufen nicht mehr die Qualität ihres Produktes, sondern wie es sich anfühlt, das Produkt zu benutzen, zu tragen oder zu geniessen. Vor Jahren sagte einmal jemand zu mir: „Du bist doch eine kreative Person, du musst dir einen Mac zulegen.“ Damals dachte ich, dass es keine Rolle spielt, welchen Computer ich benutze, schließlich bin ich diejenige die kreativ ist – der Computer ist nur ein Hilfsmittel. Inzwischen bin ich dem Lebensgefühl „MAC“ erlegen. Natürlich brauche ich einen Mac, denn ich bin eine kreative Person. Wie konnte ich nur so lange mit einem Windows-Rechner arbeiten, der bremst mich ja aus in meiner Kreativität.
Marken bestimmen unser Lebensgefühl! Nur weil eine Firma mir geschickt suggeriert, dass ich ohne ihr Parfüm, ohne ihre Jeans, ohne ihr Bier, ohne ihre Uhr, Auto was auch immer – weniger attraktiv, weniger sexy, weniger erfolgreich bin. Die Marke macht das Produkt – die Marke macht mich zu dem, was ich gerne sein möchte. Wir identifizieren uns mit Marken, um etwas darzustellen. Und vergessen darüber unsere Einzigartigkeit. Wir lassen uns plötzlich von einer Marke vorschreiben, wie wir uns zu fühlen haben. Vor Jahren war es trendy, Puma Turnschuhe zu tragen. Wer trägt heute noch Puma? Aber wegen Nike-Turnschuhen bringen sich sogar Leute um!
Wie oft ertappe ich mich bei dem Gedanken, wenn ich dieses oder jenes hätte, dann… Ja was dann? Meistens erkenne ich mit dem Kauf oder Besitz eines bestimmten Produkts, dass es mir nicht besser geht. Mir kommt eine Geschichte in den Sinn, die ein eingefleischter Harley-Davidson-Fan erzählt hat. Seit er als Jugendlicher den Film „Easy Rider“ sah, wollte er eine Harley-Davidson besitzen. Eine Harley, das ist nicht irgendein Motorrad. Eine Harley ist ein Lebensgefühl. Eine Harley ist das Synonym für Freiheit und Unabhängigkeit. Also hat sich der Typ so lange sein Geld zusammengespart, bis er eine Harley hatte und seinen Traum von der Route 66 live erlebte. Aber wie oft kannst du die Route 66 rauf – und runterfahren? Irgendwann ist auch das nicht mehr das pralle Leben. Vor wenigen Wochen stand der Harley Typ in einer Gemeinde und erzählte aus seinem Leben. Wie er etwas in seinem Leben fand, das viel mehr Bedeutung hat, als eine Harley-Davidson. Das viel mehr Kraft hat, als ein Dreh am Gasgriff und ein donnernder Auspuff. Sein Leben lang hat er sich auf die Harley gesetzt, um echtes Leben zu spüren und Freiheit zu erfahren. Und blieb am Ende doch leer, weil er spürte, da muss es doch noch mehr geben als das, was mir die Harley zu bieten hat.
Ich muss hier eines einfügen: Ich bin früher selber Motorrad gefahren. Leider hatte ich keine Harley, dazu hat das Geld nicht gereicht. Aber ich war begeisterte Motorradfahrerin und genoss das Gefühl, auf dem Motorrad durch die Lande zu fahren. Und ich habe auch nichts gegen Marken. Ich schreibe hier an einem Apple Computer, ich trage Replay Jeans und fahre einen BMW. Aber ich darf es nicht zulassen, dass die Marke zu meinem Lebensstil wird. Dass die Produkte etwas über mich als Mensch aussagen. Wenn man mich nur durch die Wahl meiner Marken definiert, bin ich wie eine der Hollywood-Film-Städte: eine tolle Fassade, die dahinter von ein paar Stützen gehalten wird. Marken erzählen Geschichten und vermitteln uns damit ein Lebensgefühl, aber sie können uns keinen Lebensinhalt bieten.
Ich erinnere mich, wie ich einmal in Kanada auf dem Highway nach Toronto zum Airport gefahren bin. Je näher man an den Flughafen kommt, desto riesiger werden den Werbeplakate. Auf einem schwarzen Plakat war nur eine weiße Schwinge abgebildet. Kein Namen, kein Bild, nichts. Nur die Schwinge. Aber ich wusste sofort, was es bedeutet: „Just do it“. Nike. Was für eine Kraft, die von diesem Logo ausgeht. Vor 2000 Jahren lebte ein Mann, der um die Kraft von Geschichten wusste. Er brauchte keine Marke und kein Logo. Sein Wort genügte. Und noch immer ist es heute lebendig. So lebendig, dass selbst der Harley-Davidson-Typ erkannte: Das ist es, das, was ich hier finde ist echtes Leben. Ein Leben jenseits von Marken und Logos. Ihn interessiert nicht, was wir tragen, sondern wem wir glauben. Und denen, die an ihn glauben, hält er ein Versprechen parat: „Ich bin das Licht für die Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Dunkelheit umherirren, sondern folgt dem Licht, das ihn zum Leben führt.“ Johannes 8, 12 – Die Bibel.
Interview with God
Sehr schöne Präsentation: The Interview with God.