Windkraft Schonach und das Schweigen im Wald

Klammheimlich hat die Windkraft Schonach Ende Juni den Genehmigungsantrag für neun Windenergieanlagen für den Windpark Wasen beim Landratsamt Lörrach eingereicht. Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden Malsburg-Marzell, Steinen und Kleines Wiesental  wurden darüber nicht informiert.

Wie sich der Wind doch dreht: 2017 warb der Geschäftsführer Gerhard Kienzler im Malsburg-Marzeller Gemeinderat für die Windenergie. Das Projekt Windpark Wasen wurde vorgestellt, Bürger, die eine Simulation wünschten, wie die Windräder optisch von ihren Häusern aus zu sehen sind und wieviel Schall und Schattenwurf sie täglich abbekommen, konnten dies anfordern. Danach erhielten sie Besuch von Geschäftsführer Kienzler persönlich und wenige Tage später traf per E Mail ein pdf mit den Fotomontagen der Ansichten ein. 

Anfragen bleiben unbeantwortet

Davon ist im Jahre 2025 nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil. So wurden mehrere Anfragen zum Stand der Planungen seitens der Gemeinde Malsburg-Marzell, die Bürgermeister Mario Singer an die Windkraft Schonach richtete, nicht beantwortet.

Blick auf Malsburg 

Völlig unverständlich, so Singer, sei, dass die Windkraft Schonach in den vergangenen Wochen und Monaten jeder Frage nach ihren Projekten ausgewichen sei. Offensichtlich habe man die Öffentlichkeit mit dem Vorhaben nicht konfrontieren wollen, so seine Vermutung, schreibt die Badische Zeitung am Dienstag, 5. August 2025.

Dem Bericht zufolge erhielt Singer erst am Freitag, 1. August 2025 eine Nachricht von der Windkraft Schonach. Der Steinener Bürgermeister Gunther Braun hatte am Montagnachmittag noch immer keine Informationen von der Windkraft Schonach erhalten.

Bürgermeister Singer hat in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 4. August 2025 den Gemeinderat und die Öffentlichkeit über die Einreichung der Anträge informiert. 

„Uns ist schon daran gelegen, ordentlich und transparent zu informieren“

Weiter schreibt die Badische Zeitung: Ulrich Fischer von der Windkraft Schonach/RES teilt telefonisch mit, dass der Unmut der Bürgermeister in Teilen nachvollziehbar sei „Uns ist schon daran gelegen, ordentlich und transparent zu informieren.“ Man werde die Kommunikation nachholen.

Damit wir es alle verstehen: Der Windkraft Schonach ist daran gelegen, ordentlich und transparent zu informieren. Doch wie soll das funktionieren? Eine PR- oder Pressestelle gibt es bei der Firma nicht. Anfragen per E-Mail werden nicht beantwortet. Sieht so transparente und ordentliche Kommunikation aus? Oder will man lieber abwarten und Tatsachen schaffen, denn sonst könnte man die Bürger in Aufregung versetzen.

Versprochene Visualisierungen wurden nicht gemacht

Dies musste auch Ortsvorsteher Henrik Schuler aus Schönenbach, einem Ortsteil von Schluchsee erfahren. Schönenbach ist vom Bau der Windkraftanlagen am Staufenkopf betroffen. Auch hier gab es keine Informationen an die betroffenen Gemeinden. Vom Projekt habe man nur durch einen Amtskollegen einer benachbarten Gemeinde erfahren.

Bei einer Infoveranstaltung der Windkraft Schonach/RES und dem Regionalverband Hochrhein-Bodensee bat Ortsvorsteher Schuler den Projektmanager der Windkraft Schonach um eine Visualisierung. Dies wurde versprochen, doch die Visualisierungen wurden nie gemacht, sagte Schuler der Badischen Zeitung im Bericht vom 29. Juli 2025

Neun Windräder zwischen Malsburg und Endenburg

Zurück zum geplanten Windpark Wasen, der auf dem Höhenrücken Wildsberg, Grube, Stühle, Federlisberg, Schlöttleberg, Hohe Stückbäume, errichtet werden soll. Die geplanten Standorte befinden sich auf den Gemarkungen Kleines Wiesental, Steinen (OT Endenburg) und Malsburg-Marzell.

Die geplanten Standorte der Windkraftanlagen auf dem Höhenrücken zwischen Malsburg, Endenburg und Wambach
Der Federlisberg liegt oberhalb von Malsburg, gegenüber von Vogelbach und dem Hochblauen Derzeit läuft die Ausschreibung von ForstBW für die Flächen am Hochblauen, nachdem die Bürgerwindpark Blauen GmbH&Co KG im November 2024 vom Pachtvertrag zurückgetreten ist. 

Ulrich Fischer ist übrigens der Projektleiter, der bei der Bürgerversammlung in Marzell am 25. Juli 2024 das Projekt Windpark Wasen kurz anriss und salopp betonte „Artenschutz ist kein Problem mehr“. Damals sagte Fischer, „wir wollen fünf bis sieben WEA errichten.“ 

Schaut man auf der Homepage des Unternehmens nach, stellt man fest, dass die Seite seit 2018 nicht mehr erneuert wurde. Dort ist das Projekt mit bis zu fünf Anlagen mit einer Nennleistung bis zu 38 MW beschrieben.

Forstweg von der Gleichenhütte Richtung Grube

Nun, aus den bis zu fünf sind erst fünf bis sieben Anlagen geworden und 2025 reicht die RES/Windkraft Schonach den Genehmigungsantrag für neun Anlagen ein. Darüber wurden die Gemeinden zuvor nicht informiert. Auch nicht, um welche Anlagen es sich handelt. Denn diese sind, im Vergleich zu den ursprünglichen Anlagen, ziemlich in die Höhe geschossen.

Grube – einer der vorgesehenen Standorte liegt nur unweit von der Gleichenhütte

Im Poolvertrag mit den Waldbesitzern waren auch keine neun, sondern elf Windenergieanlagen angegeben. Diese dürfen eine Gesamthöhe von maximal 320 Meter und eine Nennleistung von 10 Megawatt haben. Es besteht also weiter Luft nach oben, was Anzahl und Höhe betrifft. 

Visualierung angenommene WEA Standorte des Physikers Peter Apian-Bennewitz von Malsburg aus gesehen

Die Visualierung des Physikers Peter Apian Bennewitz mit den angenommenen WEA Standorte war als großes Plakat bei der Bürgerversammlung am 1. Juli 2025 in Marzell zu sehen und wurde bei einer Infoveranstaltung der IG Lebensraum Oberes Kandertal Ende Juli in der Edenbachhalle vorgestellt

Anträge sind auf ruhend gestellt

Dass jetzt nicht für elf WEA Anlagen Anträge für immissionsrechtliche Genehmigungen beim Landratsamt eingegangen sind, dürfte daran liegen, dass in der 2. Offenlage des Regionalverbandes das Vorranggebiet 11 verkleinert wurde. Hier wurde der Hohwildsberg ausgenommen.

Die Anträge sind derzeit beim Landratsamt aktuell „ruhend gestellt“. Dies, so schreibt die BZ auf Nachfrage beim Landratsamt, „bis der Regionalverband die Windenergiegebiete ausgewiesen hat.“

Vereinfachtes Verfahren

Für die Anträge gilt das vereinfachte Verfahren. Das bedeutet, dass gemäß §6 WindBG neue Genehmigungserleichterungen für Windkraftanlagen gelten. Für diese Vorhaben entfällt die Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und es ist nur eine modifizierte artenschutzrechtliche Prüfung durchzuführen.

Artenschutz ist kein Problem mehr

Zur Erinnerung: Als die Windkraft Schonach im Juli 2018 einen Windmessturm aufstellen möchte, wurde dies aus naturschutzrechtlichen Gründen untersagt! Zwei streng geschützte Greifvogelarten, Rotmilan und Wespenbussard, standen dem im Wege. Die ganze Geschichte ist hier nachzulesen.

Wir erinnern uns an die Worte von Herrn Fischer bei der Bürgerversammlung: „Artenschutz ist kein Problem mehr.“

2025 ist, was Windkraft betrifft, alles kein Problem mehr, da diese ja im überragenden öffentlichen Interesse stehen und der öffentlichen Sicherheit und Gesundheit dienen. Problematisch könnte es nur werden, wenn das Referenzertragsmodell für die windschwächeren Standorte entfällt. Dieser Bonus sorgt dafür, dass Windräder in windschwachen Gebieten durch eine höhere Einspeisevergütung profitieren. 

Zuwegung noch ungewiss

Von der Badischen Zeitung nach den Grundstücken für die Windräder gefragt, sagte Fischer, dass man davon ausgehen könne, dass man nur einen Antrag stellt, wenn die entsprechenden Flurstücke auch gesichert wären, wenn Verträge da sind.

Allerdings beträfe das nur die WEA Standorte, nicht aber die Zuwegungen oder Stellplätze für die Kräne. Auch ist nichts darüber bekannt, von wo die Zuwegung erfolgen soll. 

Unbekannt ist auch, wann die Windkraft Schonach plant, die Kommunikation nachzuholen. 

Die Anfrage der Autorin nach einer neuen Fotosimulation der jetzt größeren und neu hinzugekommenen Anlagen blieb bislang unbeantwortet. 

Das Aufmacherfoto dieses Artikels zeigt eine Aufnahme vom Standort D1 der Windpark-Baustelle Dreispitz/Sirnitz. So könnte es bald auch auf dem Höhenrücken von Wildsberg, Federlisberg, Schlöttleberg, Hohe Stückbäume aussehen.

2 Gedanken zu „Windkraft Schonach und das Schweigen im Wald“

  1. Vielen Dank für diese ausführliche Information zu diesem schrecklichen Thema. Windkraft Schonach sollte sich schämen, die Bevölkerung so zu hintergehen.

  2. Offensichtlich gibt es bei Windkraft Schonach/RES eine massive Kommunikationsproblematik. Versprochene Visualisierungen wurden nicht gemacht, und die Bürger werden über wichtige Änderungen wie die Erhöhung der Windräderhöhe nicht informiert. Die Behauptung, dass Artenschutz kein Problem mehr sei, wirft zudem große Fragen auf. Transparenz und Respekt vor den Gemeinden fehlen hier klar.

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