Die Orden der Landstrasse

Der aeltere Kiwi-Herr im Jeep drehte seine Scheibe nach unten. „You are brave“, rief er uns zu (Ihr seid aber mutig).Und mit einem „Good on you“ verabschiedete er sich. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht so genau, was noch alles auf uns zukommen wuerde. Es war Samstag, 18, Maerz und wir hatten so ca. 20 km nach Naseby in Richtung Danseys Pass hinter uns gebracht. Die Passstrasse auf den 930 Meter hohen Pass, eine hochalpine, sehr enge und geschotterte Strasse, ist nur im Sommer befahrbar. Was wir nicht ahnte: nachdem wir die Passhoehe erreicht hatten und durch ziemlich tiefen Schotter steil abwaerts surften und wir uns bereits freuten, das haerteste hinter uns zu haben, traf uns schier der Schlag als wir den Verlauf der Strasse erkennen konnten: es ging naemlich wieder aufwaerts. Und zwar noch viel steiler als beim ersten Anstieg, der uns schon alle Kraft aus den Beinen saugte! Uff. Jetzt wussten wir warum der Kiwi meinte, dass wir mutig waeren. Wir waren ziemlich am Ende und mussten die Bikes den Anstieg nach oben schieben, weil es so steil war, dass wir mit dem ganzen Gepaeck und in dem tiefen Schotter einfach nicht mehr fahren konnten. Die Wasserflaschen waren schon ziemlich leer und es war heiss und windig. Als wir endlich den zweiten Anstieg hinter uns hatten gings abwaerts – und – schon wieder fuehrte die Strasse steil nach oben.Es half alles nichts, wir quaelten uns mit den letzten Reserven nach oben. Kein Ende in Sicht! Laut Karte haetten wir schon laengst den Campingplatz erreicht haben muessen. Doch vor uns lagen nur Berge und Weideland, keine Farm in Sicht so weit das Auge blickte. „Wir muessen uns verfahren haben“, schoss es uns durch den Kopf und wir bereiteten uns schon auf wildes Campen ohne Wasser vor! Die Sonne stand bereits tief am Himmel. Trotzdem, wir mussten weiter. Dann endlich kam ein Farmhaus in Sicht. Eine freundliche Frau beruhigte uns: wir haben uns nicht verfahren und der Campground liegt nur nur 3 km von uns entfernt. Das waren weit ueber 20 km mehr als auf der Karte verzeichnet war! Nach fuenfeinhalb Stunden und 50 Kilometern und 1100 Hoehenmetern auf groben Schotter hatten wir endlich den Campground erreicht.
Als wir am naechsten Tag Sue, eine Radfahrerin aus Oregon, USA trafen und ihr erzaehlten, dass wir ueber den Danseys Pass gefahren sind, meinte sie mehrmals: I am pround of you“ – ich bin stolz auf euch. Solche Aussagen heften wir uns wie Orden an unser Revers! Die koennen das am besten beurteilen.

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