Busy Bill

Eigentlich wollte ich heute morgen in den 9 Uhr Gottesdienst. Es haette auch gereicht, waere ich unterwegs nicht irgendwie verloren gegangen. Jemand sagte mir heute „We have so many roads here, we ran out of ink when we printed a road map“. Auch die Einheimischen verfahren sich hier, will ich einfach mal so gesagt haben. Uebringes: stinknormale Strassenkreuzungen haben hier das Format des Frankfurter Kreuzes. Nur damit ihr mal so einen Eindruck davon habt, was ich meine, wenn ich von Highways spreche. Als ich endlich die Einfahrt zu Willow Creek hineinfuhr, tat sich ein blechernes Meer vor mir auf: Auto an Auto. Unglaublich. Wer hier parkt, merkt sich besser die Sektion oder wartet, bis alle weggefahren sind. Ich hatte also noch eine gute Stunde Zeit bis zu Beginn des 2. Gottesdienstes und goennte mir in Dr. B’s Cafe einen coffee. Es ist ein Erlebnis, wenn nach dem Gottesdienst die Tueren des Auditoriums geoeffnet werden und Menschen herausstroemen. Nun kann ich verstehen, dass man die Eingangshalle so grosszuegig konstruierte – anderfalls bestuende die Gefahr von Platzangst. Ich schaetze mal, dass im zweiten Gottesdienst so an die 5 000 Menschen anwesend waren. Mike Breaux predigte und erschien als Superpastor in einem Superman-Outfit. Mike ist sehr bullig und erinnert mehr an einen Football-Player als an einen Pastor. Ausserdem ist er glatzkoepfig und traegt einen Goatie. Man kann ihm stundenlang zuhoeren – er ist witzig, geistreich, versteht es, seine Predigt wirklich gut rueberzubringen. Nach dem sehr kurzweiligen Gottesdienst kann man sich in einem Gaesteraum einfinden, um dort die Pastoren zu treffen. So trat ich also unerschrocken Bill Hybels gegenueber und erklaerte ihm mein Anliegen. Das sei sehr schwierig, meinte er. Ich wollte wissen wieso. Mir war nicht ganz klar, wieso ein paar Zeilen schreiben schwierig sein soll. Er breitete seine Haende aus und meinte er habe einen solchen Stapel voller Anfragen. Aha. Dann meinte Sandy, dass ich auch Fotografin bin fuer Willow in D. Bill meinte, ich haette vielleicht mehr Glueck, wenn ich ihn in Deutschland nochmals fragen wuerde. Ok, Bill, sagte ich, ich nehme dich beim Wort. Der Arme weiss nicht , auf was er sich da eingelassen hat. Er wird auf Knien um Gnade betteln und mit Freunden ein Vorwort schreiben, denn ich werde ihm umschwirren wie eine Motte das Licht und nicht eher Ruhe geben, bis er Papier und Kugelschreiber zueckt.

Was gibt es sonst noch zu berichten? Achja, auf dem Highway 90 muss man immer Toll bezahlen, also so eine Art Wegzoll. Oft ist das so wie auf den Autobahnen in Frankreich, da gibt es solche Kaestchen, die an ein Toilettenhaeuschen erinnern, in denen Leute eingequetscht sind und grade mal noch ihren Arm bewegen koennen, um das Geld in Empfang zu nehmen. Wenn man aber von der 90 runterfaehrt, dann gibt es solche Auffangnetze, in die man dann Cash, also Muenzen reinwirft. Eine Videokamera zeichnet das alles auf. Nun ist mir schon ein paar mal passiert, dass ich eben nicht den Cash zur Hand hatte, bzw. die Muenzen so treffsicher ins Netz warf, dass einige nebendran fielen. Nun weiss ich, wieso man mich fotografiert und auch meine Fingerabdruecke nahm. Ich bin gespannt, ob ich naechsten Samstag ausreisen darf.

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