Es gibt immer mehr Angebote an außergewöhnlichen Übernachtungsorten im Schwarzwald. Schlafen im Baumzelt, im Hängezelt, in Wiesenzelten oder ehemaligen Weinfässern, in Fischerhütten und jetzt neu – im Bubble-Tent, einer transparenten Kugel inmitten von Weiden und Wäldern. Wie sich die Nacht als Bubblenaut im Bubble-Tent anfühlt, erzähle ich in diesem Beitrag.
Ich tue mich ja etwas schwer mit dem Glamping – der glamurösen Varianate des Camping. Denn gerade das macht den Reiz des Campings aus, dass ich mich mit Zelt und Rucksack frei in der Natur bewege und dort, wo es mir gefällt, auch nächtigen kann. Dazu brauche ich nur das, was ich selber tragen kann. Ein Kocher mit dem ich mir mein Essen zubereite, ein Zelt, das mich vor Regen und Mücken schützt, eine Iso-Matte und Schlafsack. Alles andere ist Schnickschnack.
Das Bubble-Tent ist ziemlicher Schnickschnack
So wie das Bubble-Tent. Das ist ziemlicher Schnickschnack. Schlafen in einer durchsichtigen Kugel! Als hätte man ein Hotelzimmer in die Natur verfrachtet und eine große Seifenblase drumherumgebaut. Auf den Fotos sieht das ja alles wahnsinnig toll aus. Bubble-Zelte gibt es in Skandinavien und in Frankreich. In Deutschland dürfte die Bubble im Schwarzwald derzeit noch die einzige sein. Wie das nun mal so ist, meine jouranalistische Neugierde war geweckt und ich wollte das mal ausprobieren. Zumal ich den Anspruch habe, authentisch zu berichten, also muss das vor Ort ausgetestet werden.
Kanal 3 befördert mich in die Antarktis
Das Bubble-Tent sieht ziemlich futuristisch aus. Es könnte aus einer Szene in einem Science-Fiction-Film stammen. Damit könnte der Urlaubstrend der Zukunft entstehen. Statt sich in einen Flieger zu setzen, bucht man das Bubble-Tent, legt sich aufs Bett, greift zur Fernbedienung und lässt sich per Knopfdruck an die schönsten Ecken der Erde beamen. Südseefeeling mit Sonne, Strand und Meeresrauschen gibt’s auf Kanal 1, eine stürmische Nacht mit Unwetter lässt sich auf Kanal 4 zuschalten. Wer lieber auf urbanes steht, wird auf Kanal 2 glücklich und findet sich inmitten des Times Square in New York City wieder. Wer eine Abkühlung benötigt drückt Kanal 3. Augenblicklich befindet er sich auf einer Station in der Antarktis und beobachtet, wie neugierige Pinguine ums Bubble-Tent watscheln.
Aber gut, soweit sind wir ja gottseidank noch nicht. Wir schreiben das Jahr 2018 und befinden uns im schönen Schwarzwald. Wo die Luft noch sauber, die Kühe glücklich und die Tannen gesund sind.
Eine Schleuse dient zur Pollendesinfektion
Um ins Innere der Kugel zu gelangen, muss eine Schleuse betreten werden. Diese dient zur Desinfektion. Sonst könnten ja Gräserpollen oder stechfreudige Insekten in die Blase gelangen. Nein, Quatsch, die Schleuse erfüllt eine ganz andere Funktion. Das Zelt wird rein durch ein Luftgebläse in Form gehalten. Ein Stromgenerator bläst kontinuierlich Luft ins Zelt. Damit diese nicht plötzlich entweicht und das Zelt in sich zusammenfällt, wenn der Reißverschluss geöffnet wird, muss erst der Eingang zur Schleuse geöffnet und wieder verschlossen werden, bevor es ins Innere der Kugel geht. Außerdem dient die Schleuse als Ablage für die Schuhe, damit es innen schön sauber bleibt.
Da stehe ich also nun, hermetisch abgeriegelt vom Rest der Welt. Die Kugel ist nach oben sehr geräumig, in der Mitte steht ein Doppelbett, daneben zwei Nachttischchen mit einer LED-Lampe. Ein Beistelltisch und zwei Hocker vervollständigen die Einrichtung. Der Ausblick ist wunderbar: Weit geht der Blick auf Wälder, Wiesen und Weiden. Der nächste Bauernhof ist etliche hundert Meter entfernt. Das Bubble-Tent befindet sich auf Privatgelände – somit sind neugierige Blicke von vorbeigehenden Wanderern ausgeschlossen.
Abgeschnitten von der Außenwelt
Auch nach dem zehnten Blick auf das Smartphone zeigt sich nicht mal der Ansatz eines Balkens. Das Tal liegt in einem Funkloch. WLAN? Fehlanzeige. Ich komme mir verloren vor. Es gibt nur eines zu tun: nämlich Nichtstun. Auf Wälder und Wiesen und Insekten gucken, wie sie im Sonnenlicht flirren. Das ist schön und beruhigt die Sinne.
Langeweile macht hungrig, stelle ich fest. Wenige Meter neben dem Bubble-Tent befindet sich die Versorgungsstation in Form einer kleinen Küche und eines edlen Badezimmers mit Toilette. Der Kühlschrank ist gut gefüllt, Verhungern oder Verdursten muss niemand. Leckere Schwarzwald-Spezialitäten, Wurst, Käse, Joghurt und frische Brötchen zum Aufbacken. Auch die Auswahl an Getränken ist reichlich. Das Abendbrot unter freiem Himmel schmeckt fantastisch.
Nur eines vermisse ich. Abends am Lagerfeuer sitzen. Geht hier nicht. Offenes Feuer direkt am Waldrand – ein No-Go. Und natürlich besteht die Gefahr, dass die Blase abfackelt, bzw. in sich zusammenschmilzt.
Raumstation Schwarzwald
Als die Sonne hinter den Tannen verschwindet, wird es merklich kühler. Also mache ich es mir in der Blase gemütlich. Und bin dankbar für die Hülle die mich umgibt. Auf der Außenhaut versammelt sich alles, was Beine und Flügel hat.
Das Panorama ist prächtig. Die Farbe der Wolken wechseln von Zartrosa zu Orange zu Dunkelrot. Dann dämmert es und erste Sterne zeichnen sich am Nachthimmel ab. Ich fühle mich geborgen. Obwohl das Gebläse auf den leisen Nachtmodus eingestellt ist, stört mich das leise Gepfeife der Luftzufuhr. Aber das ist zu verschmerzen, es gibt schlimmere Geräusche und außer Vogelgezwitschere und Tannenrauschen gibt es sowieso nichts, das man hört.
Am Firmament zieht ein heller Punkt über den Horizont. Die Internationale Raumstation ISS. Ob Alexander Gerst grade aus dem Fenster schaut? Ich winke ihm zu. Ein Gruß von Bubblenaut an den Astronaut, von der Raumstation Schwarzwald hoch ins All.
Dann entschwinde ich sanft in meinen Träumen während über mir der Wind leise durch die Tannen weht.
Mein Bericht über das Bubble-Tent erscheint in den Stuttgarter Nachrichten. Die Recherche wurde unterstützt von der Schwarzwald-Tourismus GmbH und vom Ferienland Schwarzwald.
Informationen und Buchung zum Bubble-Tent.