Long way home

Hallo, ich bin wieder zu Hause. Nach einer sehr, sehr langen Reise. Zuerst musste ich am Samstagmorgen mein Auto freischaufeln. Ich habe ganz schön geschwitzt, kann ich euch sagen. Gegen 13 Uhr fuhr ich dann los Richtung Chicago O’Hare. Je näher ich nach Chicago kam, desto stärker schneite es. Beim Car Rental Return schaffte ich es kaum in die Einfahrt. Beim CheckIn sagte man mir, dass der Flug noch on Time ist, aber man nicht weiss, wie sich das Wetter noch so entwickle. Als ich so aus dem Fenster guckte kam es mir mehr als fraglich vor, dass ich heute nach Hause fliegen sollte. Mittlerweile sah man keine 100 Meter mehr weit. Und mein Flugzeug war noch nicht einmal angekommen. Draussen schippten rießige Bagger rießige Schneemengen vor sich her, die dann auf rießigen Lastern abtransportiert worden. Es hätte sicher gereicht, um den ganzen Schwarzwald in einen Wintertraum zu verwandeln. Endlich war die Maschine da und man versicherte uns, dass man alles so schnell wie möglich für den Abflug vorbereite, damit wir ohen große Verzögerung starten können. Zuvor galt es aber noch die Prozedur der Homeland Security hinter sich zu bringen. Und das geht so: jeder non Resident der USA muss an einen Computer und dort seinen Reisepass einschieben. Diese Computer sehen so aus wie die Dinger, die sie bei der US-Wahl benutzt haben, und ehrlich gesagt, glaube ich auch dass es sich dabei um die ausgemusterten Teile handelt. Vielleicht tauchen meine Fingerprints dann auf einer Liste mit gesuchten Terroristen auf. Kann ja lustig werden. Tatsächlich tauchte aber mein Name auf dem Bildschirm auf. Dann muss ich wieder meinen linken und meinen rechten Zeigefinger einscannen lassen und werde vom Computer fotografiert. Das Lächeln habe ich mir gespart. Ich versuchte so grimmig wie möglich zu gucken, damit die wissen, dass ich diese Prozedur alles andere als witzig finde. Dann erhalte ich einen codierten Ausdruck, den die Maschine ausspuckt. Als wir dann das Flugzeug boardeten, gab es zwei Türen, eine für die US Amerikaner und eine für die ausreisenden Visitors. Dort muss man seinen Ausdruck vorzeigen und als ob das nicht reicht, man muss wieder beide Zeigefinger einscannen lassen, es wird überprüft ob die Daten mit dem Ausdruck übereinstimmen, erst dann darf man seinen Boardingpass und Pass vorzeigen. Und als ob das nicht schon reicht – wir wurden auch noch per Videokamera gefilmt. Endlich an Bord. Draussen wurde eiligst das Flugzeug beladen, bis es einen dumpfen Laut gab und die Arbeiter plötzlich lachten. Das ganze stellte sich dann nicht als ganz so lustig heraus, denn kurz darauf informierte uns der Pilot, dass die Cargotüre eingefroren sei und sich nicht schließen lässt. Etwa eine dreiviertel Stunde später schien das Problem, so hoffte ich, gelöst. Nun wurde das Flugzeug enteist und als eine der letzten Maschinen verließ die BA 294 Chicago O’Hare, denn kurz darauf musste der Flughafen geschlossen werden. Meine Maschine von London nach Basel hob pünktlich um 8.35 Uhr ab, dumm nur, dass ich da noch nicht mal in London gelandet war. So wurde London wieder ein schlimmer Alptraum: mein 7-Stunden Layover auf dem Hinflug steckte mir noch gewaltig in den Knochen. 0k, diesmal waren es nur 4.5 Stunden, aber diese können lang sein. Für einen Augenblick wollte ich Kind sein. Diese dürfen kreischen und weinen, werden von den Eltern verhätschelt und ernten mitleidvolle Blicke der anderen Passagiere.

Um 16.16 landete ich am Sonntag in Basel. Mein Gepäck war auch da. Allerdings völlig durchnässt als hätte man es in einen Brunnen geworfen. Dann zog ich das Interesse des französischen Zolls auf mich. Woher ich komme. Chicago antwortete ich. Dann der Zöllner auf English: „Do you speak English“. Ich auf deutsch: „Ich spreche Deutsch“ woher sie mich groß anguckten. Ich muss dazu sagen, dass ich zuvor meinen Pass zeigen musste und da ich einen deutschen Pass vorzeigte war ich etwas verwundert, dass ich auf Englisch angesprochen werde. Dann wollten sie wissen, was ich mitgebracht habe. Und wurden neugierig wegen dem Laptop und den Kameras. Ich antwortete, dass ich Journalistin bin. Das machte sie nur umso neugieriger. Was ich dort gemacht habe. Ich recherchierte für ein Buch, erklärte ich. Wunderfitzig wie sie waren , wollten sie auch noch wissen, über was ich schreibe. Autos antortete ich. Das brachte sie irgendwie aus der Fassung. Ein deutschel Mädel, das in Chicago für ein Buch über Autos recherchierte. Da waren die Jungs sprachlos und ich durfte endlich durch die Türe ins gelobte Heimatland.

Hat es bei euch auch geschneit? Ich hoffe es hat euch gefallen, war nämlich mein Mitbringsel aus Chicago.

Stay tuned – auch wenn ich wieder zu Hause bin, gibt es hier auf dieser Seite immer wieder was zu Lesen.

2 Gedanken zu „Long way home“

  1. Na, herzlich willkommen.
    Ich habe gestern mit großem Interesse und wachsender Neugier die Nachrichten aus den USA verfolgt. Als mit mein Freund aus Boston ein Bild von seinem eingeschneiten Auto mailte, konnte ich mir sehr lebhaft vorstellen, was sich dort abspielte.
    Was Deine Grenzerlebnisse angeht: Ich kann Dir ähnliches erzählen, nur ist das bald 20 Jahre her. Mißtrauen gewisser Leute kann mich ziemlich ärgern – ich habe mich früher damit getröstet, dass ich wußte, für wen ich das auf mich nehme. Aber gut ist das alles nicht.
    Herzlich,
    fbt

    PS: Hier wenig Neues. Schnee haben wir ja auch, inzwischen . . . .

  2. Herzlich willkommen zurück!
    Es freut mich zu lesen, dass du wieder wohlbehalten in Basel gelandet bist. Deiner Beschreibung nach war es ja wirklich erstaunlich, dass der Flieger überhaupt noch gestartet ist.
    Die Beschreibung der Sicherheitsprozeduren klingt schrecklich. Wenn man hört, was da noch so geplant ist, dann hat man keine Lust mehr, in dieses „Land der Freiheit“ zu reisen. Schade, ich bin früher gerne dort hingereist.
    Nochmals herzlichen Dank für die tollen Berichte live aus den Staaten :-)

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