Windy Wellington

Heute morgen fuhren wir an die Busstation in Taupo und bestiegen den Bus nach Wellington. Ueber den Highway 1, die sogenannte Desert Road mit fantastischen Ausblicken auf den Tongariro National Park gings Richtung Sueden. Als wir in Wellington aus dem Bus stiegen pfiff uns der Wind um die Ohren. Erster Vorgeschmack auf die Winde, die uns auf der Suedinsel das Radeln schwer machen wollen?
Wir sind hier im Downtown Backpackers und werden morgen mit der Faehre auf die Suedinsel uebersetzen. Die Nordinsel verlassen wir mit gemischten Gefuehlen. Wir haben hier viele tolle Dinge erlebt, nette Leute getroffen, auf der anderen Seite wollen wir jetzt weg von dem vielen Verkehr. Wir haben Hollaendische Radler getroffen, die grade von der Suedinsel gekommen sind und uns erzaehlt haben, wie ruhig es dort ist. Darauf freuen wir uns sehr. Liebe Gruesse aus der windigen Stadt!

Tongariro Crossing

Wenn man sich frueh morgens um 4.40 aus dem Bett klingeln laesst, muss es schon einen besonderen Grund haben. Hatte es auch, denn nach den Regentagen klarte es am Sonntag auf und wir buchten Neuseelands schoenste Tageswanderung, den Tongariro Crossing. 17 km lang und mit ungefaher 1000 Hoehenmeter nicht grade ein Spaziergang. Das musste auch eine Kiwi-Family feststellen, die hinter uns unterwegs waren. Die Teenage-Maedchen schimpften wie die Rohrspatzen, dass das hier wohl die schrecklichste Tageswanderung von Neuseeland waere. Wir haben Leute getroffen, denen auf dem ersten Drittel der Strecke bereits das Wasser ausgegangen ist, die mit Turnschlaeppchen und aermellosen Shirts losgingen (und das, obwohl ueberall gewarnt wird, dass das Wetter ploetzlich umschlagen kann). Tongariro National Park ist die Heimat der aktiven Vulkane Mt.Ruapehu (2797m), Mt. Tongariro (1967m) und Mt Ngauruhoe (2287m). Den Mt. Ruapehu und den Mt. Ngauruhoe habt ihr auch schon gesehen. Vielleicht nicht live wie wir jetzt, aber als Modor aus den Herr der Ringe Filmen sind euch die Vulkane bekannt. Die Wanderung war einzigartig – sie fuehrte uns mitten in den Roten Krater, wo es noch kraeftig dampfte und brodelte, dann ging es steil bergab zu den Emerald Lakes. Die haben eine Farbe, da sieht selbst die Suedsee trueb dagegen aus. No Swimming stand auf unserem Wanderplan und ich muss euch sagen, das kostete echt ueberwindung. Das Wasser war so klar und die Farbe zog einem magisch an. Zwei Chinesen dachten wohl, dass der Vulkansee irgendwelche heilenden Kraefte hat, jedenfalls hingen sie ihre Fuesse rein. Will gar nicht wissen, wie die jetzt wohl aussehen. Die Wanderung hat in uns Muskeln aktiviert, von denen wir noch gar nicht wussten, dass sie existieren. Dass wir uns heute noch aufs Bike setzen konnte, ist echt ein Wunder.

Bed and Dinner in Taupo

Wir sind hier in Taupo und selbst die Einheimischen sind schockiert ob dem Wetter hier. Wir haben unser Camp auf einem sehr ruhigen Campground, ca. 4 Kilometer ausserhalb von Taupo aufgeschlagen. Und sind voll baff, was wir so erleben: vorgestern fragte uns unser Campnachbar, ob wir nicht Lust haetten, mit zum See zu kommen. wir kamen in den Genuss einer Bootafahrt und Axel erlebte seinen ganz persoenlichen Thrill als er in einem Art Rettungsring hinter dem Boot hergezogen wurde. Als es dann ueber die ersten Wellen ging und das Dind samt Axel heftig auf und ab wippte, ging der Spass erst richtig los. Ich sass im Boot und habe das ganze gefilmt – samt dem sehenswerten Abgang: zweimal Rolle rueckwaerts ab in den Lake Taupo!
Am Tag davor guckten wir uns hier die Craters of the Moon an, einen weiteren Geothermalpark und wagten uns auf die hiesigen Mountainbiketrails (Tourist Trap) – Touristenfalle (ohne Gepaeck, versteht sich). Was fuer ein Spass!
Gestern mussten wir uns im Health Center ein Medikament besorgen. Dale, eine Krankenschwester kam mit uns ins Gepraech, wollte von unserer Tour wissen, erzaehlte, dass ihr Mann auch gerne Rad faehrt und dann meinte sie ploetzlich, wann wir denn mal das letzte Mal in einem gescheiten Bett geschlafen haetten. Und prompt bekamen wir eine Einladung zu ihr nach Hause! Sie erklaerte uns, wo wir ihr Haus finden und erwartete uns zum Dinner. Auf der Heimfahrt zum Campingplatz hat es derart geregnet, dass wir pitsch patsch nass waren. Aus den Schuhen kam gut ein Glas Wasser raus! Dale rief uns an und sagte, dass sie uns vom Campingplatz abholen wuerden! Und so kam es, dass wir ein Bed and Dinner erhielten! Wir hatten einen tollen Abend, unterhielten uns blendend, hatten ein eigenes Apartment fuer uns und was fuer ein Segen : ein tolles, weiches Bett! Und das genau an dem Tag, an dem es die ganze Nacht pisste wie verrueckt.

Die Engel vom Waikite Valley

Auf unserer Reise haben wir bislang nur zwei Extreme kennengelernt: entweder es ist bruehwarm oder es schuettet tagelang wie aus Kuebeln (dabei sind wir noch immer auf der Nordinsel). Momentan sind wir am Lake Taupo und warten auf besseres Wetter. Wir moechten den Tongario Crossing machen (angeblich der schoenste Tageshike in NZ), der ueber 17 km zu einem Vulkan fuehrt.
Von Roturua aus kurbelten wir uns auf dem Highway 5 entlang des Thermal Explorer Highways, weil sich dort die ganzen Geothermalfelder befinden. Wir besichtigten Waimangu und Wai-O-Tapu. Dort brodelt und gurgelt, zischt und spritzt die Erde in ganz irren Farben: schwefelgelb oder giftgruen, signalorange oder schmodderbraun. Faszinierend zu erleben, wie lebendig der Boden unter einem doch ist. Axels Kommentar: wozu hier die Erde Zig-Tausend Jahre gebraucht hat, das bekommt die BASF innerhalb eines Tages auch fertig! Wir waren nach dem Besuch von Waiomangu so fertig (nicht nur wegen der Hitze, sondern auch wegen der vulkanischen Daempfe, die uns ziemlich heftige Kopfschmerzen bereiteten), so dass wir uns nach einem Campingplatz umschauten, um uns Wai-O-Tapu am naechsten Tag anzusehen. Gut, dass ein Campingplatz in der Naehe lag: Waikite Valley, nur grad so 6 Kilometer um die Ecke. Wir sind auf der Fahrt fast gestorben. Es war heiss, wir hatten Kofschmerzen und die Daempfe stroemen hier selbst aus Kuhweiden hoch! Unglaublich. Dann sahen wir ein Schild: es zeigte ein Auto, dessen Bug sich steil nach unten neigte. Was hatte das wohl zu bedeuten? Valley bedeutet ja Tal, aber auf das, was dann folgte, waren wir nicht vorbereitet. Ich fuehlte mich wie ein Pilot beim Anflug aufs Auenland. So steil ging es nach unten. Und so wunderschoen war das Tal, das vor uns lang. Und trotzdem bruellten wir „Scheisse“, denn wie sollten wir hier je wieder hochkommen? Unten lag der Campingplatz an einem kochenden! Fluss, es gab Hot Pools und alles war ziemlich heiss. Als wir am naechsten Morgen aus dem Zelt krochen fuehlten wir uns bereits wie in der Backroehre. Wir waren ko obwohl wir noch gar nichts gemacht hatten. Dann war es soweit: auf die Raeder und erster Versuch, aus dem Tal zu entkommen. Nach ca. 400 Metern war uns klar, dass wir am ehesten an Bord eines Krankenwagens hier rauskommen. Es war so heiss und wir bekamen kaum Luft und waren kurz vorm kollabieren. Ich betete, dass Gott uns Engel schickt, die uns hier rausholen. Axel, der ca. 80 Meter hinter mir war, betete zur gleichen Zeit, dass uns jemand mitnehmen soll. Ich hatte kaum mein Gebet ausgesprochen, blickte mich um und dachte ich seh ne Fata Morgana (was wegen der Hitze ja durchaus moeglich sein koennte). Da hielt doch voll ein Pick Up Truck an. Zwei Maenner sprangen raus, ruck zug war Axels bike verladen, das Gepaeck, dann sammelten sie mich auf – und ab gings 2 Kilometer bis wir aus dem Tag waren, dann wurde abgeladen und die beiden verschwanden so schnell wie sie aufgetaucht waren. Leute, ich sag euch, es gibt sie , die Engel. Auch in Form von zweier Kiwis!

Grosser Fang im tropischen Cyklon

Hallo Leute, ich sitze hier in Rotorua und draussen scheint tatsaechlich die Sonne. Das ist bemerkenswert, da seit Montag ein tropischer Cyklon ueber die Insel fegte und ich noch nie soviel Regen vom Himmel hab kommen sehen. Wir sind am Montag nach einer Hammeretappe (von Opal Springs ueber das Mamaku Plateau (640 Hm) nach 70 Kilometern und fast 900 Hoehenmetern in Ngotaha im Waihteti Friendly Trout Stream Campground (ca. 10 km ausserhalb von Rotorua) angekommen. Abends waren wir so fertig, dass wir uns mit Tuetensuppen und frisch gebackenem Bannock (so ne Art Trapperbrot) begnuegten, das ich buk. Laut Axel hat es fantastisch geschmeckt. Montag sind wir in die Stadt gefahren. Erster Eindruck: Hier stinkts. Und zwar maechtig. Das liegt daran, dass es hier an fast jeder Ecke irgendwelche Tuempel hat, in denen es zischt und brodelt. Man kann sich das so vorstellen, als wuerde die Erde gewaltig furzen. Und so riecht das dann auch. Rotorua ist DAS Zentrum fuer Gysire, heisse Quellen und blubbernden Schmodder. Gegen Abend braute sich dann der Himmel zusammen und es war Schluss mit Sonne. Der Zyklon brachte Regen, Regen Regen. In Auckland gabs heftige Schaeden und der Waihteti Stream, neben dem wir unser Zelt aufgeschlagen hatten, schwoll immer mehr an und war seines Namens (Waihteti heisst friedliches Wasser) nicht mehr so wuerdig. Am Dienstag ging Axel trotz Sturms Angeln. Gemaess der Fischerweisheit, dass man die besten Fische beim schlechtesten Wetter faengt. Ich lag im Zelt und hatte echt Schiss, dass mir irgendwann ein Baum auf den Kopf faellt oder mich der Fluss wegspuelt. Als Axel gegen 19 Uhr noch immer nicht zurueck war, sah ich ihn schon vom Baum getroffen ohnmaechtig im Fluss treiben. Frauen koennen ja schon derbe Fantasien entwickeln. Dann hoerte ich seine Stimme: „Biggi, Dinner“. Ich machte das Zelt auf und erblickte einen triefenden Axel vor mir – mit dem breitesten Grinsen im Gesicht. Und dann haute es mich schier im: in seiner Hand baumelte ein Monsterfisch! Eine Regenbogenforelle, ein Hammerteil! Und Axel musste maechtig kaempfen, um sie an Land zu bekommen. Ich haette nie gedacht, dass man einen so grossen Fisch mit so ner Angel aus dem Wasser fischen kann. Was hab ich gebetet, dass wir zum Abendessen Fisch essen koenen. Der Fisch, den Axel an Land zog haette gereicht, um das ganze Camp zu versorgen. Er zeigte den Fisch Michael, dem Campingplatzbesitzer. Dem fielen schier die Augen aus dem Kopf. Seiner Meinung nach ist das die groesste Forelle, die hier geangelt wurde. Ca. 9 Pfund schwer und 50-60 cm lang. Leider konnten wir wegen des Regens uns Sturms nicht noch gross Wiegen. Ich habe ein paar Fotos gemacht und kann die euch evtl. in den naechsten Wochen mal online stellen. Nachdem Axel den Fisch filettiert hatte, mussten wir unser Camp evakuieren. Es war einfach zu gefaehrlich am Fluss. Wir sind in eine Cabin umgezogen. Hat ein Bett, Kuehlschrank, Wasserkocher etc. und ist ziemlich muffig. Wir vermissen unser Zelt sehr, aber angesichts der Sinfluten, die vom Himmel kamen, war es eine gute Idee. Vom Fisch haben wir 2 Abendessen mit riessen Portionen gebraten. Und ich kann euch sagen: ich habe noch nie so leckeren Fisch gegessen. Heute scheint wie gesagt die Sonne wieder und wir wollen morgen aus unserem „Muff-Kabuff“ ausbrechen. Wir sehnen uns nach der Strasse, wollen den Asphalt unter unseren Raedern spueren und weiter zum Lake Taupo. Bevor uns der Huettenkoller ueberkommt. Gruesse an alle!