SCHREIBEN

Der Beruf eines Schriftstellers ist zu 30 Prozent Inspiration und zu 70 Prozent Transpiration.

Von wem dieses Zitat stammt, kann ich leider nicht sagen. Ich las es in „Swing“ – Lebe im Rhythmus der Schöpfung von Kerstin Hack.
Ich würde sagen, dass der Beruf des Schriftstellers zu 90 Prozent harte, ehrliche Arbeit ist. Die sich in nichts unterscheidet von einem Straßenarbeiter, der mit dem Presslufthammer die Betondecke einer Straße aufreist. So auch wir Schreibende: wir meiseln, hämmern, lärmen, suchen, zerschinden uns die Köpfe, denken, lenken uns ab, grübeln, um dann hin und wieder echte Schmuckstücke zu präsentieren: Worte und Sätze, die uns schlichtweg staunen lassen, weil sie uns in andere Sphären emporhebt, aus der wir die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten können. Schreiben ist göttlich, der Weg dorthin eng und schmal und steinig. Und trotzdem will ich um nichts in der Welt diesen Weg verlassen.

Das Paulus Prinzip

Heute morgen las ich im Philipper Brief, Kapitel 3. Dabei fiel mir ein Prinzip auf, das ich „Paulus Prinzip“ nenne und das mir dabei helfen kann, effektiv meine Ziele zu erreichen:

1. Ich vergesse alles, was hinter mir liegt

2. Ich konzentriere mich nur noch auf das vor mir liegende Ziel

3. Ich laufe mit aller Kraft darauf zu

Völlig einfach im Grunde genommen. Jetzt liegt es an mir, inwieweit ich dieses Paulus-Prinzip auf mein Leben und meine Arbeit umsetze.

The Aviator

Um es vorweg zu sagen: Nein, ich bin kein Leonardo Di Caprio Fan. Aber wenn ein Film für derartigen Wirbel sorgt wie eben „The Aviator“ (ich habe mir die Globe-Verleihung live im amerikanischen Fernsehen angesehen) dann wird man doch hellhörig. Leider machte mir der Schneesturm in Chicago vergangene Woche einen Strich durch die Rechnung, so dass ich den Film nicht im Original angucken konnte. Statt Chicago also Rhein Center Weil am Rhein gestern abend, wo ich stolze 18 Euro für zwei Love-Seats bezahlte.

Der Film endete so plötzlich und mittendrin wie er knappe drei Stunden zuvor begann. Dazwischen plätscherte er so vor sich hin. Einen echten Spannungsbogen habe ich nicht entdeckt. Kurzum: es hat mich nicht umgehauen. Weder wurde ich in eine ganz andere Welt entführt, noch habe ich neue Erkenntnisse für mich gewonnen. Denn das sind die Anforderungen, die ich an einen Film stelle: er soll mich in neue Sphären heben, mich vergessen lassen, lachen, weinen, ärgern, beängstigen – irgendwas! Bei Aviator habe ich mehrmals gähnen müssen. Leute, das ist nicht das, was ich erwarte, wenn ich neun !!!!! Euro für einen Film bezahle. Leonardo Di Caprio ist ein guter Schauspieler und dieser Film bietet eine einzige Bühne für ihn und dafür wird er wahrscheinlich noch einen Oscar gewinnen. Trotzdem emfand ich den Howard Hughes, der mir auf der Leinwand begegnete, nur als ein blasses Abbild. Ihn habe ihn nicht in seiner Tiefe begreifen können. Er blieb sehr oberflächlich. Auch wenn der Film gute Szenen hat, die den zwanghaften Charakter aufzeigen: als er sich die Hände blutig wäscht und nicht mehr die Toilettentüre öffnen kann, weil zuvor ein gehbehinderter Mann den Griff umfasste. So plötzlich wie seine Zwangsneurosen (er verschanzt sich in seinem Zimmer, riegelt jeden Raum ab, da er nicht keimfrei ist) auftreten, so plötzlich ist er wieder das Genie, der jeden verzaubert. Diese Wandlung schien mir zu plötzlich, zu künstlich, einfach nicht glaubwürdig. Als eine der besten Szenen des Films bleibt mir die Befragung Hughes durch Senator Brewster im Sinn. Hughes versteht es auf exzellente Weise den Spieß umzudrehen, so dass nicht mehr er, sondern der Senator auf der Anklagebank sitzt. Da kommt endlich Spannung auf, die aber auch nicht über die trockenen Längen hinweg trösten kann. Ich hätte gerne mehr erfahren über diesen Hughes, über seine Genialität und über seine Krankheit. Wie ist es ihm weiter ergangen. Der Film entlässt mich als Hughes der Erstflug mit dem seinerzeit größten von ihm entworfenen Flugzeug „Herkules“ gelingt. Ein „Naja“ kommt mir über die Lippen. Das wars also. Wenn ihr den Film nicht anseht, habt ihr wirklich nichts verpasst. Was bleibt ist die Leidenschaft von Hughes, das Fliegen. Und damit ist der Film gespickt: richtig gute Flugszenen. Aber das war auch nur ein schwacher Trost.

Long way home

Hallo, ich bin wieder zu Hause. Nach einer sehr, sehr langen Reise. Zuerst musste ich am Samstagmorgen mein Auto freischaufeln. Ich habe ganz schön geschwitzt, kann ich euch sagen. Gegen 13 Uhr fuhr ich dann los Richtung Chicago O’Hare. Je näher ich nach Chicago kam, desto stärker schneite es. Beim Car Rental Return schaffte ich es kaum in die Einfahrt. Beim CheckIn sagte man mir, dass der Flug noch on Time ist, aber man nicht weiss, wie sich das Wetter noch so entwickle. Als ich so aus dem Fenster guckte kam es mir mehr als fraglich vor, dass ich heute nach Hause fliegen sollte. Mittlerweile sah man keine 100 Meter mehr weit. Und mein Flugzeug war noch nicht einmal angekommen. Draussen schippten rießige Bagger rießige Schneemengen vor sich her, die dann auf rießigen Lastern abtransportiert worden. Es hätte sicher gereicht, um den ganzen Schwarzwald in einen Wintertraum zu verwandeln. Endlich war die Maschine da und man versicherte uns, dass man alles so schnell wie möglich für den Abflug vorbereite, damit wir ohen große Verzögerung starten können. Zuvor galt es aber noch die Prozedur der Homeland Security hinter sich zu bringen. Und das geht so: jeder non Resident der USA muss an einen Computer und dort seinen Reisepass einschieben. Diese Computer sehen so aus wie die Dinger, die sie bei der US-Wahl benutzt haben, und ehrlich gesagt, glaube ich auch dass es sich dabei um die ausgemusterten Teile handelt. Vielleicht tauchen meine Fingerprints dann auf einer Liste mit gesuchten Terroristen auf. Kann ja lustig werden. Tatsächlich tauchte aber mein Name auf dem Bildschirm auf. Dann muss ich wieder meinen linken und meinen rechten Zeigefinger einscannen lassen und werde vom Computer fotografiert. Das Lächeln habe ich mir gespart. Ich versuchte so grimmig wie möglich zu gucken, damit die wissen, dass ich diese Prozedur alles andere als witzig finde. Dann erhalte ich einen codierten Ausdruck, den die Maschine ausspuckt. Als wir dann das Flugzeug boardeten, gab es zwei Türen, eine für die US Amerikaner und eine für die ausreisenden Visitors. Dort muss man seinen Ausdruck vorzeigen und als ob das nicht reicht, man muss wieder beide Zeigefinger einscannen lassen, es wird überprüft ob die Daten mit dem Ausdruck übereinstimmen, erst dann darf man seinen Boardingpass und Pass vorzeigen. Und als ob das nicht schon reicht – wir wurden auch noch per Videokamera gefilmt. Endlich an Bord. Draussen wurde eiligst das Flugzeug beladen, bis es einen dumpfen Laut gab und die Arbeiter plötzlich lachten. Das ganze stellte sich dann nicht als ganz so lustig heraus, denn kurz darauf informierte uns der Pilot, dass die Cargotüre eingefroren sei und sich nicht schließen lässt. Etwa eine dreiviertel Stunde später schien das Problem, so hoffte ich, gelöst. Nun wurde das Flugzeug enteist und als eine der letzten Maschinen verließ die BA 294 Chicago O’Hare, denn kurz darauf musste der Flughafen geschlossen werden. Meine Maschine von London nach Basel hob pünktlich um 8.35 Uhr ab, dumm nur, dass ich da noch nicht mal in London gelandet war. So wurde London wieder ein schlimmer Alptraum: mein 7-Stunden Layover auf dem Hinflug steckte mir noch gewaltig in den Knochen. 0k, diesmal waren es nur 4.5 Stunden, aber diese können lang sein. Für einen Augenblick wollte ich Kind sein. Diese dürfen kreischen und weinen, werden von den Eltern verhätschelt und ernten mitleidvolle Blicke der anderen Passagiere.

Um 16.16 landete ich am Sonntag in Basel. Mein Gepäck war auch da. Allerdings völlig durchnässt als hätte man es in einen Brunnen geworfen. Dann zog ich das Interesse des französischen Zolls auf mich. Woher ich komme. Chicago antwortete ich. Dann der Zöllner auf English: „Do you speak English“. Ich auf deutsch: „Ich spreche Deutsch“ woher sie mich groß anguckten. Ich muss dazu sagen, dass ich zuvor meinen Pass zeigen musste und da ich einen deutschen Pass vorzeigte war ich etwas verwundert, dass ich auf Englisch angesprochen werde. Dann wollten sie wissen, was ich mitgebracht habe. Und wurden neugierig wegen dem Laptop und den Kameras. Ich antwortete, dass ich Journalistin bin. Das machte sie nur umso neugieriger. Was ich dort gemacht habe. Ich recherchierte für ein Buch, erklärte ich. Wunderfitzig wie sie waren , wollten sie auch noch wissen, über was ich schreibe. Autos antortete ich. Das brachte sie irgendwie aus der Fassung. Ein deutschel Mädel, das in Chicago für ein Buch über Autos recherchierte. Da waren die Jungs sprachlos und ich durfte endlich durch die Türe ins gelobte Heimatland.

Hat es bei euch auch geschneit? Ich hoffe es hat euch gefallen, war nämlich mein Mitbringsel aus Chicago.

Stay tuned – auch wenn ich wieder zu Hause bin, gibt es hier auf dieser Seite immer wieder was zu Lesen.