Die visionäre Klarheit des Morgens

Ich liebe es, früh aufzustehen. Die Zeit kurz vor Sonnenaufgang hat etwas magisches. Die Nacht ist vorbei aber es ist noch nicht richtig Tag. Dann, wenn die Sonne über den Horizont steigt und die Erde frisch in leuchtenden Farben erstrahlt, dann ist er da – der neue Tag mit all seinen Möglichkeiten. Manchmal, leider oft ist das Aufstehen bloße Routine. Heute morgen wurde mir seit langem wieder einmal bewußt, wie heilig diese frühmorgendliche Zeit doch ist. Ich ging in die Küche als die ersten Sonnenstrahlen hinter den Bergen aufstiegen. Der neue Tag mit all seiner Kraft und Schönheit – mit all seinen Möglichkeiten, die ich heute nutzen darf.

„Der Mensch, der nicht glaubt, dass jeder Tag eine Stunde der Morgenröte enthält, früher und heiliger als die, die er bereits entweiht hat, ist am Leben verzweifelt und bewegt sich auf absteigenden dunkelnden Wegen“, schreibt Henry David Thoreau in seinem Buch Walden, einem Buch in dem er – 1845 – sein Leben in den Wäldern beschreibt.

„Und für den, dessen elastische, lebhafte Gedanken mit der Sonne Schritt halten, ist der Tag ein immerwährender Morgen, unabhängig vom Stundenschlag, vom Tun und Gehaben der Menschen. Morgen ist, wenn ich wach bin, wenn es in mir zu dämmern beginnt“.

Damit bringt er genau das auf den Punkt, was der Morgen für mich bedeutet. Um nochmals Thoreau zu zitieren: „Wach sein heißt Leben. Wir müssen lernen, wieder zu erwachen und wach zu bleiben. Nicht auf mechanischem Wege, sondern durch ein ständiges Erwarten der Morgendämmerung, die uns auch in unserem tiefsten Schlaf nicht verlässt“.

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