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Der Winter im Frühling

Wir wussten, es würde kalt werden. Dass dort oben noch mit Schnee zu rechnen ist. Wir waren gut gerüstet. Wollmützen, Schals, Fliess, Handschuhe. Wir starten am Mittwochnachmittag kurz nach 8 Uhr in Hinterzarten. Die Sonne scheint. Als wir über 1.000 Höhenmeter steigen, ändert sich das Landschaftsbild. Hier blüht nichts, vereinzelt liegen Schneereste im Wald. Je näher wir auf dem Westweg Richtung Feldberg kommen, desto kälter wird es. Leichter Graupel fällt vom Himmel. Aufstieg auf den 1.493 Meter hohen Feldberg. Es liegt noch immer Schnee. Wir müssen ein Schneebrett überqueren. Oben auf dem Gipfel sieht die Welt schockgefrostet aus.

Es ist kalt. Vielleicht Minus zwei Grad, vielleicht sogar kälter. Abstieg zur St. Wilhelmer Hütte. Heute Ruhetag. Und Betriebsferien. An der Hauswand hängt ein Schild. Mitgebrachte Speisen dürfen nicht verzehrt werden. Wir machen Rast vor der Hütte. Der Wind bläst scharf. Trotz Sonne werden wir nicht richtig warm. Auf dem Weg zum Stübenwasen ist das vorankommen mühsam. Der Wanderweg ist zugeschneit. Auch der Berggasthof auf dem Stübenwasen ist geschlossen. Wir haben uns eine Nacht im Försterhaus reserviert. Abstieg nach Todtnauberg. Beim Abendessen im Waldblick mit gutem Wein und leckeren Kässpätzle wärmen wir ein wenig auf. Wir beschließen, auf die morgige Bergetappe über Belchen (1.414 Meter) und Blauen (1.165 Meter) zu verzichten. Bei dieser Kälte macht das Wandern wenig Freude. Wir lassen den Winter hinter uns. Bus und Bahn bringen uns nach Zell und Basel. Zurück in den Frühling. Wir folgen dem Lauf des Flusses. Nach 22 Kilometern zu Fuß sind wir angekommen. Auch bei uns selbst. Ohne Blasen an den Füßen. Aber die Winterkälte des Berges steckt uns noch immer in den Knochen.

Wege, die man erwandert haben muss

Westweg Feldberg
Es gibt Orte, die man besucht haben und Wege, die man erwandert haben muss. Einer davon ist der Westweg. Er führt auf 280 Kilometern Länge von Pforzheim nach Basel. Das ist lang. Und zeitaufwändig. Warum also nicht das Sahnehäubchen herauspicken und sich den schönsten und spektakulärsten Abschnitt auswählen? Und das ist – meiner Meinung nach – die Strecke zwischen Hinterzarten und Vogelbach. Sie führt über den Feldberg, mit 1493 Metern die höchste Erhebung deutscher Mittelgebirge, weiter über das Wiedener Eck (1025 m), Belchen (1414 m) und Blauen (1165 m). Der Westweg bietet Trails vom Feinsten – schmale Steige und knackige Anstiege – oft mit alpinem Charakter.
Feldberg Westweg
Bei über 30 Grad und schwüler Witterung fühlten wir uns mehr in einem tropischen Dschungel als im Schwarzwald
Schilderwald am Feldberg
Ein Wort zur Beschilderung: Es kam einmal vor, dass ich mich auf dem Feldberg fast verirrte. Damals war ich mit dem Mountainbike unterwegs und man konnte die Hand kaum vor Augen sehen – so neblig war es! Ansonsten dürfte es selten vorkommen, dass sich ein Wanderer verläuft. Wesentlich mehr zur Verwirrung als zur Verirrung trägt die Beschilderung bei. So geht es den beiden Wanderern, die sich erst einmal in diesem Schilderwald zurechtfinden müssen.

Kühe am Feldberg
Als wir auf dem Feldberg ankamen, rumpelte es bedrohlich. Und das, was sich da über uns am Himmel zusammenbraute, sah nicht gut aus. Die Kühe namen das alles gelassener als wir.

Blick auf Feldberg
Weiter ging es nach einer Rast in der St. Wilhelmer Hütte über den Stübenwasen (1386 m). Ursprünglich hatten wir geplant, über den Alpinen Pfad zum Stübenwasen zu gelangen. Nach einem Gespräch mit dem Hüttenwart haben wir uns dazu entschlossen, den Westweg zu wandern. Den Alpinen Pfad haben wir 2007 bewandert. Nach Aussagen des Hüttenwirts ist der Weg nur noch mit entsprechender Ausrüstung (Seil) begehbar. Deshalb möchte ich dringend davor abraten, den Alpinen Pfad zu begehen! Es sind bereits schwere Unfälle – auch mit tödlichen Folgen – passiert.
Unterwegs auf dem Westweg bieten sich fantastische Ausblicke auf den Feldberg. Wir übernachteten im Berggasthof Stübenwasen auf 1270 Metern. Sehr schöne und ruhige Lage, gutes Essen (frische Pfifferlinge mit Semmelknödel und Spätzle), die Zimmer sind einfach, aber sauber und günstig (Zimmer mit Frühstück 29 Euro / Person)

Belchen
Das Foto entstand auf dem Stübenwasen in der Abenddämmerung mit Blick auf den Belchen. Für mich ist der markante Belchen der schönste der Schwarzwaldberge. Der Anstieg vom Wiedener Eck aus sowie die Abstiege zum Haldenhof oder nach Neuenweg sind echte Trails mit alpinem Charakter. Der Ausblick bei guter Sicht vom Rapsfelsen auf die Alpenkette ist spektakulär. Leider hatten wir auf unserer Wanderung sehr gewittriges, diesiges Wetter und keine Fernsicht.
Abendstimmung Blauen-Trail
So fantastisch die Aussicht vom Belchen auf die Alpenkette, ist der Blick vom Blauen in die Rheinebene. Wenn ich auf dem Blauen stehe, habe ich immer ein wenig das Gefühl, in einem Flugzeug zu sitzen und über die Rheinebene zu fliegen. Gestern blieb uns allerdings nur wenig Zeit, uns der Aussicht zu widmen. Denn uns stand noch der Abstieg bevor. Eigentlich wollten wir es diesmal bis Kandern schaffen. Es war unser zweiter Versuch, die Strecke vom Stübenwasen bis Kandern an einem Tag zu bewältigen. Das wären rund 46 Kilometer gewesen. Doch der Abstieg vom Blauen zehrte an den Kräften. Die Füße schmerzten nach 40 Kilometern und zwei Bergetappen über Belchen und Blauen. So war auch dieses Mal Schluss in Vogelbach. Trotzdem – es war eine geniale Wandertour, auf der wir uns so richtig entstressen konnten!