Schlagwort-Archive: Geschichten

SWR-Radio Interview Orte mit Geschichten

Heute morgen kurz nach 8 Uhr saß ich voller Spannung vorm Radio. Besser gesagt, vorm Computer auf dem ich das SWR Webradio aufgerufen hatte. Denn trotz fieberhafter Suche auf meinem alten Weltempfänger fand ich die UKW-Sendefrequenz von SWR4 nicht – und hätte um ein Haar die Sendung verpasst, in der ich zu hören war – auf Alemannisch! SWR-Radio Interview Orte mit Geschichten weiterlesen

Ein Ort ohne Geschichte ist wie Suppe ohne Salz

Es gibt schöne Orte, unheimliche Orte, vergessene Orte, geheimnisvolle Orte. Es existieren Orte, um deren Willen Krieg geführt und Orte, an denen Frieden geschlossen wurde. Ein Ort ist durch seine Geschichte geprägt. Denn ohne Geschichte ist ein Ort nur ein unbestimmter Punkt auf einer Landkarte. Die Geschichte prägt den Ort und gibt ihm eine besondere Bedeutung. Ein Ort ohne Geschichte ist wie Suppe ohne Salz weiterlesen

Bilderbuch, Teil 1

Vitra Office burnt Chair
Vitra – Burning Chair
Als Journalistin und Photojournalistin ist es mein Beruf, Geschichten zu erzählen. Als Autorin habe ich es einfacher. Ich kann eine Situation beschreiben, als Fotografin halte ich nur einen winzigen Bruchteil eines Augenblicks fest. In diesen 125zigstel Sekunden f8 muss die ganze Geschichte enthalten sein.

Irgendwann in den 90ziger Jahren, als noch mit analogen Kameras fotografiert, Schwarz-Weiß-Filme selber im Fotolabor entwickelt und von Hand Abzüge erstellt wurden, erhielt ich von meinem Auftraggeber einen Anruf und wurde zum Vitra Gelände in Weil am Rhein geschickt – dort hatte es gebrannt. Damals arbeite ich für eine Wochenzeitung. Das bedeutete, dass die Tageszeitungen am nächsten Tag Fotos publizierten – von Feuer und Feuerwehrleuten im Einsatz. Die Wochenzeitung kam erst einige Tage später heraus. Meinen Lesern wollte ich keine Fotos zeigen, die sie bereits gesehen hatten. Also suchte ich nach etwas, das die Geschichte des Brandes auf eine andere Weise erzählen konnte. Nachdem der Brand gelöscht war, durfte ich ins Gebäude. Während ich mich umsah, entdeckte ich den verbrannten Bürostuhl – und damit meine Geschichte. Denn Vitra ist weltweit als Designer und Hersteller von Büromöbeln und vor allem für seine Stühle bekannt. Ein Brand beim Stuhlhersteller, welches Foto könnte das besser erzählen als ein vom Feuer zerstörter Stuhl? Das Bild wurde der Aufmacher der Ausgabe und prompt rief mich Vitra an. Sie wollten das Foto vom verbrannten Stuhl haben. Doch bevor ich ihnen ein Angebot machen konnte, erhielt ich einen weiteren Anruf. Man habe beschlossen, den Stuhl in einem Fotostudio abzulichten und benötige mein Bild nicht mehr. Das also ist die Geschichte vom Burning Chair in der Vitra.

Zukunft passiert nicht einfach

The Epic Story

Zukunft passiert nicht einfach.
Zukunft wird aktiv gestaltet.

Was würdest du antworten, wenn du gefragt wirst, wie du dich in 30 Jahren siehst? Eine interessante und wichtige Frage, die derzeit in einem Werbespot im Fernsehen gestellt wird. Menschen verschiedenen Alters werden befragt. Als letztes wird einer Gruppe von Teenagern die Frage gestellt und ein Junge antwortet: „Die Zukunft lass ich einfach auf mich zukommen.“ Das klingt zunächst recht klug. Es ist das Vorrecht der Jugend. Die haben noch alle Zeit der Welt. Die müssen noch keine konkreten Antworten vorweisen. Das Problem dabei: Wer die Zukunft einfach auf sich zukommen lässt, wird von ihr gestaltet – ob einem das passt oder nicht. Vielleicht geht es dir dann wie mir. Du wachst eines Tages auf und fragst dich, wie um Himmels Willen du hierher gekommen bist. Eigentlich hast du dir dein Leben ganz anders vorgestellt. Was also nun? Wie komme ich dorthin, wo ich wirklich hinmöchte? Und das möglichst schnell, schließlich habe ich keine Zeit zum Verplempern. Aber Moment mal, wohin will ich denn eigentlich überhaupt? Zukunft passiert nicht einfach weiterlesen

The Spirit of Storytelling

Egal in welchem Land zu lebst, in welcher Kultur du aufgewachsen bist, eines gehört untrennbar zu unserem Leben auf dieser Erde: das Erzählen von Geschichten. Ohne Geschichten existiert keine Kultur, kein Austausch, kein Leben. Ein Volk ohne Geschichten ist eine totes Volk. Geschichten helfen uns, das Leben zu entdecken, zu erklären, zu ordnen. Sie geben Orientierung, fordern heraus, Grenzen zu erweitern und machen Mut, sich auf das Leben einzulassen. 

In einer Welt, die von digitalen Medien bestimmt wird, hört sich das Erzählen von Geschichten an, wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Haben Geschichten heute noch Relevanz? Ich meine ja. Das Austauschen von Geschichten ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Es ist uns angeboren. Jedes Leben auf dieser Welt erzählt eine Geschichte. Nach dem Woher und Wohin, nach dem Warum. Auf der Reise durch das Leben kommt jeder mit diesen existenziellen Fragen in Berührung, die er für sich selbst klären muss. Geschichten helfen uns dabei. Sie sind wie ein GPS System, in das wir unsere Lebens-Koordinaten eingeben. 

Der Fernsehsender CNN hat sich in einer Dokumentation mit der Frage nach dem „Geist des Geschichtenerzählens“ auseinander gesetzt. Ich finde den Titel nicht ganz so passend. Ich hätte ihn „The Power of Storytelling“ – Die Kraft des Geschichtenerzählens genannt. Denn in jeder Geschichte steckt Potential. Eine Kraft, die Veränderung bewirkt. 

In einem Interview im ersten Teil der Dokumentation berichtet der Cree-Indianer Adrian Lachance, von den Traditionen der Cree-Indianer. Alle Lehren, Geschichten und Tänze wurden von alters her immer mündlich überliefert. Es existieren keinerlei geschriebene Unterlagen. Ein Stammesältester sagte ihm, dass wenn er das, was er ihm jetzt beibringen will, niederschreiben muss, er noch nicht bereit ist, die Lehre anzunehmen und in sich zu tragen.

Das hat mich tief beeindruckt. Welche Kraft muss in den Überlieferungen der Cree-Indianer stecken. 

Autorin Isabel Allende kommt ebenfalls zu Wort. Geschichten sind notwendig sagt sie. „The sum of our stories is our collective unconsciousness. It’s who we are as creatures, as human beings.“

Nadine Gordimer sagt: „The situations that other people have or we have, come togehter to create a way of exploring the mystery of who we are and what we are.“

Geschichtenerzählen kann man als die Kunst, das Leben zu beschreiben, betrachten. Es ist eine Kunst, die in uns hineingelegt ist und nur darauf wartet, von uns entdeckt und ausgeübt zu werden. 

Zur Dokumentation von CNN: Teil 1, Teil 2, Teil 3