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Wie eine Seifenblase schweben wir in Gottes Händen

Von einer Freundin habe ich diesen Zettel erhalten. Ihre zehnjährige Tochter hat ein Gebet geschrieben, das mich sehr berührt hat. Ist es nicht so, dass unser Leben wie eine Seifenblase ist? Zerbrechlich. Fragil. Endlich. Mich lehrt das Gebet, sorgsamer mit meinem Leben und dem Leben anderer umzugehen. Auf andere achten, mich nicht nur um meine Belange zu kümmern. Dankbar sein, für das, was ich habe, anstatt neidvoll auf andere zu sehen. Dankbar diesen Tag in meine Hände nehmen, und die Beschaffenheit des Tages so gestalten, damit ich der Welt etwas geben kann, dass sie zu einem besseren Ort für uns alle macht.

Orte, die man besucht haben muss, Teil 5

Der Besenkult im Allgäu – wie Besenkapellen Furunkel heilen
Der heutige Ort, den man besucht haben muss, empfehle ich all denjenigen, die an einem Furunkel oder Karbunkel leiden. Als ich im April das württembergische Allgäu besuchte, habe ich so allerhand skurrile Bräuche erlebt. Einen davon stelle ich heute vor. Nur zu gerne hätte ich ein Furunkel gehabt, um das selbst auszutesten. Also liebe/r Leser/in – wenn du unter einem Furunkel leidest, habe ich hier ein Mittel, das Abhilfe verspricht: Du musst eine der geheimnisvollen Besenkapellen besuchen. Die befinden sich vornehmlich im Wald oder an Wegkreuzungen. Auf dem Foto ist die Besenkapelle bei Wolfegg zu sehen. Einst war es ein Wegkreuz, bis daraus eine Kapelle, die dem Heiligen Antonius geweiht wurde, entstand. Und irgendwann entwickelte sich der Kult mit den Besen.
Noch heute werden zu den Besenkapellen Wallfahrten veranstaltet, der Kult ist also noch sehr lebendig. Als ich die Wolfegger Besenkapelle fotografierte, lagen fünf bis sechs Reisigbesen in der Kapelle.
Wer ein „Oise hat“ – (ein altes, bereits ausgestorbenes, schwäbisches Wort) für Furunkel, muss von jemanden einen Besen geschenkt bekommen. Das Wichtige daran: Bei der Übergabe darf man nicht sprechen. Der Beschenkte nimmt dann den Besen und geht wortlos zur nächsten Besenkapelle. Dort opfert er den Besen, legt ihn in die Kapelle und spricht eine Anzahl von Gebeten, „Gegrüßest seist du Maria“ , das „Vaterunser“ – je nachdem was dort in der Gegend halt so gebetet wird. Danach geht man nach Hause – und der Furunkel ist weg. Besenkapellen helfen vorzüglich bei Furunkeln am Po. Bei anderen Leiden helfen die Besenkapellen leider nicht. Der Besenkult ist ein altes, vorchristliches Reinigungsritual, das wahrscheinlich aus der Zeit der Raunächte stammt. Es scheint tatsächlich zu wirken. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass der Städtische Bauhof von Wangen jedes Jahr mehrere Anhänger voller Besen aus der Kapelle schaffen muss, die in der Rochus-Kapelle abgelegt wurden. So wurde es mir jedenfalls berichtet.

Nacht der Kirche

Karfreitag. Abends in der Egringer Kirche. Der Schein von hunderten Kerzen erleuchtet Altar und Chorraum. Leise ertönt Klaviermusik. Bodenbilder aus Naturmaterialien. Kreuz und Dornenkranz. Texte aus den Heiligen Schriften werden vorgelesen. Gebet. Stille. Man sitzt, steht, geht auf die Empore, in den Chorraum. Jeder Platz bietet neuen Raum zur Einkehr und Meditation. Niemand spricht miteinander und doch ist man spürbar verbunden, in der Gegenwart Gottes.