Rollenwechsel

Wie bereite ich mich auf eine Fernsehsendung vor? Normalerweise bin ich diejenige, die Leute interviewt und fotografiert. Morgen wird das anders sein. Titus Müller  hat mich als Gast in seine Fernsehsendung „Auserlesen“ eingeladen. Und jetzt habe ich ein Problem! Was ziehe ich an? Locker-leger oder lieber Bluse und Jackett? Welche Frisur soll ich tragen? Gut, dass die Schuhe nicht so im Blickfeld sind, das wäre schon ein Problem weniger. Ich bin gespannt – und aufgeregt. Werde ich stottern? Viele Ähs sagen? Keine Ahnung, ich war noch nie im Fernsehen.  

inslandgeschaut

bildband.png                                                                                                                                                                                                                   Rolf Frei hat inslandgeschaut. In den Südschwarzwald, Oberrhein und ins Markgräflerland. Dabei heraus gekommen sind spannende Motive, die allesamt eine Geschichte erzählen. Im neuen Bildband treffen die visuellen Kompositionen von Rolf Frei auf Lyrik der literarischen Gesellschaft „Forum Allmende“. Eine Einladung an den Leser, sich auf Worte und Bilder einzulassen und sich von ihnen zu eigenen Entdeckungen inspirieren zu lassen.Für mich ist es eine besondere Ehre, denn Rolf Frei hat mich eingeladen an diesem Bildband mitzuwirken. So sind sechs meiner Fotografien zu sehen.“Alles wichtige im Leben entsteht durch Begegnung“ habe ich auf der Seite geschrieben, auf der die Autoren vorgestellt werden. Mein erstes Zusammentreffen mit Rolf Frei hatte ich im Alter von vier Jahren. Damals fotografierte er mich zusammen mit meinem Vater und meiner Schwester in seinem Studio. Nach meinem Fotografiestudium 1995 auf Hawaii klopfte ich beim meiner Praktikumssuche bei Rolf Frei an die Tür. Bei Fotoaufnahmen und Vorbereitungen für Ausstellungen war ich als Assistentin dabei. Im Sommer 2007 begegneten wir uns auf dem Stübenwasen im Schwarzwald. Ich recherchierte für eine Reportage über den Westweg, Rolf Frei fotografierte Kühe für sein neustes Buchprojekt. An Zufälle glaube ich nicht. Aber daran, dass man im Leben Menschen begegnet, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Aus dieser Begegnung entstand die Einladung zur Mitarbeit an diesem Bildband.Ich bin sehr stolz auf das Ergebnis. Die Grafikerin Britta Schneider hat dem Buch eine wunderbare Gestaltung gegeben. Rolf Frei zieht den Betrachter auf fast magische Weise in das Land hinein. Die Texte versuchen nicht die Fotografien zu beschreiben, sondern erzählen eigene Geschichten. So ist das Buch als Einladung zu verstehen,  sich beim Betrachten und Lesen inspirieren zu lassen und selbst ins Land zu schauen.  Mit den Worten von Henry David Thoreau möchte ich das beschreiben, was dieser Bildband für mich ausmacht: „Bei jedem Wetter, zu jeder Tages- oder Nachtstunde war ich ängstlich bestrebt, die Zeit richtig zu verwerten und eine Spur zu hinterlassen; genau dort zu stehen, wo zwei Ewigkeiten, die Vergangenheit und die Zukunft einander berühren, nämlich im gegenwärtigen Augenblick.“  Inslandgeschaut ist ab sofort im Buchhandel erhältlich. Bücher können auch bei mir bestellt werden.  Auf der Website inslandgeschaut kann man sich nicht nur über den Bildband informieren, sondern erhält genaue Infos zu den Aufnahmeorten.  

Zurück zu den Wurzeln

 Dieses Foto habe ich in New York City mit einer LOMO aufgenommen. Das ist jetzt einige Jahre her. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal einen Film aus einer Kamera genommen habe, um ihn zum entwickeln zu bringen, bzw. bei Schwarz/Weiß-Filmen selbst zu entwickeln. Bis gestern. Ich nahm meine analogen Kameras in die Hand und staunte. Denn neben meiner analogen Nikon-Ausrüstung habe ich einige russische Fotoapparate – darunter die legendäre Lomo LC-A, zwei Holga sowie eine Lubitel 166 U und weitere Plastikmodelle der Lomo wie die Pop 9Supersampler und Action-Sampler. Ausserdem eine Panoramakamera, die Horizon 202. Sicherlich, ernsthafte Fotografen mögen darüber müde lächeln. Andere mögen sich fragen, was man denn mit solchen – z.T. Spielzeugkameras machen will. Heute, wo einem alle nur erdenklichen Möglichkeiten der digitalen Fotografie offen stehen. Vielleicht ist es gerade das: ein Apparat, mit dem man Licht einfängt. Ein Gehäuse, eine Linse, ein Auslöser, ein Film.  Mehr braucht es nicht. Keine zehn oder 12 Megapixel. Keinen Computer, keine Batterien, keine Chipspeicher. Und trotzdem lassen sich damit faszinierende Aufnahmen realisieren. Als ich  in New York City fotografierte bleib meine – damals noch analoge – Spiegelreflex-Kamera im Hotelzimmer. Ich zog los mit der Lomo in meiner Hand.  Dabei entstand unter anderem dieses Foto. Spät nachts in einem Mc Donalds. Ich hielt die Lomo nicht einmal ans Auge, sondern hatte sie in Hüfthöhe und drückte den Auslöser als ich am Tisch vorbei ging. Gestern hielt ich meine Horizon Panoramakamera in der Hand und legte zum ersten Mal seit Jahren einen Film ein. Ich will sie in den nächsten Wochen und Monaten mit in meine Fototasche packen. Ich freue mich auf das Fotografieren. Und bin gespannt auf die Resultate.  

Ein Baum im Kanada

Wer in Alberta auf dem Highway No. 3 (dem Crows Nest Highway) nach Westen fährt, kommt an diesem Burmis Tree vorbei. Mit seinen verwitterten Ästen symbolisiert er die Standhaftigkeit und Widerstandsfähigkeit der dort lebenden Menschen. Der Baum befindet sich ca. 11 Kilometer östlich von Frank Slide. Am 29. April 1903 um 4 Uhr morgens kollabierte die Bergspitze des Turtle Mountain und begrub das Dorf Frank unter sich. Rund 82 Millionen Tonnen brachen lawinenartig über den Ort und töteten 70 Menschen. Noch heute ist das Ausmaß der Katastrophe atemberaubend: Die Felsen liegen in einem Umkreis von einem Kilometer Länge, 425 Meter Breite und 150 Meter Tiefe.