Eiskaltes Essen: Festmahl mit Fisch

Ein Festmahl mit gefrorenem Fisch und Karibufleisch. Serviert auf einem Karton. Am Boden. Willkommen beim Gemeindefest in Repulse Bay.

Kaum ist das Amen gesprochen geht es ran an die Töpfe
Kaum ist das Amen gesprochen geht es ran an die Töpfe

Unser erster Abend in Repulse Bay. Wir sind zum Community Feast, einem Gemeindefest eingeladen. Der Vorsitzende des Jagdverbundes organisierte die Zusammenkunft zu der wir als Gäste geladen sind.

Die Gemeindehalle besteht aus einem recht schmucklosen Gebäude. Die einzigen, die pünktlich erscheinen sind wir. In der Mitte stehen Tische. Nach und nach trudeln Leute ein. Alte und Junge. Und Kinder. Sehr viele Kinder. Die Tische füllen sich mit Töpfen in unterschiedlicher Größe und die Leute nehmen auf den Stühlen Platz. Offensichtlich wurde das Essen zu Hause bei den Familien zubereitet und mitgebracht. An Getränken gibt es Wasser oder heißen Tee. Alkohol ist tabu. Direkt vor mir sind Kartons auf dem Boden ausgebreitet. Ich wundere mich, weshalb. Dann werden große Fleisch- und Fischstücke auf den Karton gelegt. Sie sind tiefgefroren!

Nun spricht der Vorsitzende etwas ins Mikrofon und alle stehen auf. Ich verstehe kein Wort, denn er spricht Inuktitut. Es scheint etwas Ernstes zu sein, denn alle stehen sehr andächtig da. Dann höre ich die Worte „Jesus Christus“ und „Amen“. Das war ein Gebet!

Kaum hat er das Wort „Amen“ ausgesprochen, sind auch schon alle an den Töpfen. Wie ein Bienenschwarm wuseln sie alle um die Töpfe und schöpfen sich die Teller voll.

Schnell scharen sich einige ältere Inuit-Frauen um den Karton und machen sich über den gefrorenen Arctic Char (Arktischer Saibling) her. Mit einem speziell geformten Messer, das sich Ulu nennt (auf deutsch Frauenmesser), schneiden sie Stücke des gefrorenen Fisches ab und verspeisen ihn. Fasziniert schaue ich zu und vergesse dabei, dass ich selber seit vielen Stunden nichts mehr gegessen habe und hungrig bin.

Als ich mich endlich losreisen kann und zu den Töpfen gehe, ist fast nichts mehr da. Ich esse kein Fleisch und da ist die Auswahl auch nicht allzu groß, denn in den meisten Töpfen ist Fleisch enthalten. Ich finde einen mit einer Art Reissuppe und gekochtem Fisch, an dem noch die Haut hängt. Es ist Arctic Char und er schmeckt wunderbar.

Doch ich wollte auch den gefrorenen Arctic Char probieren. Ich zeige einer der Frauen mit meinen Händen an, dass ich gerne ein Stück versuchen möchte. Sie schneidet mir ein Stück ab. Ich halte den Fisch in meiner Hand. Er ist nicht mehr ganz gefroren aber eisig kalt. Ich stecke ihn in den Mund. Mein Gaumen ist nicht begeistert. Geschmacklich ist es neutral, ich vermisse das Aroma des gekochten Fisches. Es fühlt sich seltsam an, ein Stück gefrorenen Fisch im Mund zu haben. Ich kaue und schlucke den Fisch, aber wirklich geschmeckt hat es mir nicht. Die Frauen sehen mich an, sagen irgendwas auf Inuktitut und lachen. Ich lache mit.

Für die Inuit eine Delikatesse
Für die Inuit eine Delikatesse für mich eher sonderbar

Nach dem Festmahl gibt es ein kleines Kulturprogramm. Auch das gehört dazu. Singen und Tanzen ist wichtiger Bestandteil der Inuit-Kultur. Drei ältere Damen in einer wunderschönen Inuit Tracht mit Stiefeln aus Robbenfellen stimmen einige Lieder an.

Nach dem Abendessen folgten traditionelle Gesänge
Nach dem Abendessen folgten traditionelle Gesänge
Beim Inuit Trommeltanz bewegt sich der Musiker zum Rhythmus der Trommel
Beim Inuit Trommeltanz bewegt sich der Musiker zum Rhythmus der Trommel

Beim Inuit Drum Dance, dem Trommeltanz, lernen wir eine weiteren Aspekt der Inuit-Kultur kennen. Denn die Trommel unterscheidet sich ganz wesentlich zu denen der First Nations. Die Inuit-Trommel besteht aus einem bespannten Holzring mit einem Handgriff. Der Trommel schlägt nicht auf das Fell, sondern auf den Ring und dreht dabei die Trommel mit der Hand. Dazu bewegt er sich in einem Rhythmus und – je nach Alter und Beweglichkeit – sieht das aus wie ein Schlangentänzer.

Im nächsten Teil berichte ich, wie mir eine Eisbärin mit zwei Jungen gefährlich nahe kommt.

Hier gehts zum ersten Teil meines Reiseberichts.

Hier gehts zum zweiten Teil meines Reiseberichts.

Die Reise erfolgte auf Einlandung im Rahmen der GoMedia 2014 der Canadian Tourism Commission und wurde von der Great Canadian Travel Company organisiert.

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