Archiv der Kategorie: Laufen

und Mireille Mathieu lächelte

freiburg.jpgSonntag, 14 Uhr – der Start zum Freiburg Halbmarathon. Mittendrin, in der Masse von 7.000 und mehr Läufern. Es geht los, langsam, Läufer um Läufer tröpfeln über die Startlinie. Neben mir Uwe, Leiter unserer feg-sports Laufgruppe und heute mein personal Coach. Ich versuche meinen Rhythmus zu finden. Schritt für Schritt traben meine Laufschuhe über den Freiburger Asphalt. Mireille Mathieu lächelt mich von der Seite an. Wie kann das sein, dass die so jung aussieht? Makellose Haut, dabei muss die doch mindestens 30 Jahre älter sein, denke ich, bevor sie aus meinem Blickfeld schwindet. Wir laufen die Berlinerallee entlang. Vor mir eine ganze Straße voller Läufer, ein geniales Bild! Ich fühle mich gut, neben mir trabt mein Laufcoach Uwe, der mich sogar zunächst abbremst. Wir finden mein Wohlfühltempo. Nach den ersten fünf Kilometern bin ich richtig warmgelaufen, jetzt kann ich es rollen lassen. „Nach dir kann man die Uhr stellen,“ meint Uwe, da ich fast jeden Kilometer sehr konstant auf 6 Minuten laufe. Bis Kilometer 15 genieße ich den Lauf, laufe locker und kann Freiburg auf eine ganz neue Art erleben. Wir biegen auf die Kaiser-Joseph-Straße ein. Ein Kribbeln geht durch meine Beine, als ob sie einfrieren. So viele Leute! Und die jubeln, klatschen, feuern die Läufer, feuern auch mich, an! Wow. Meine Füße knallen hart aufs Kopfsteinpflaster. Der Boden ist uneben, ich muss mich konzentrieren. Bloß nicht nicht aus dem Rhythmus kommen. Und wieder laufe ich exakt 6 Minuten auf den Kilometer. Getränkestand. Uwe macht den Wasserträger für mich, ich laufe in der Mitte durch, kurz darauf ist Uwe bei mir, reicht mir den Becher, ich trinke ein paar Schluck, köstlich, und laufe weiter. Und Mireille Mathieu lächelte. Ob die eine Ahnung hat, was das bedeutet, 21 Kilometer durch die Stadt zu rennen? Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie verschwitzt in Laufklamotten durch die Gegend läuft, so gestylt wie sie aussieht. In Herdern fühle ich mich wie Lance Armstrong auf dem d’Alpe d’Huez, so dicht gedrängt stehen die Zuschauer am Straßenrand. Ein ganzer Stadtteil feiert die Läufer, was für eine Stimmung. Zähringen wird zäh, es geht bergauf. Uwe schaut auf seine Uhr. „Wenn du es jetzt packst, weiterhin bei 6 Minuten zu bleiben, dann kannst du den Lauf in 2 Stunden 5 Minuten schaffen.“ Das ist einfach gesagt. Meine Beine wollen nicht mehr. Warum jetzt nicht einfach stehen bleiben? Ich bin zwischen Kilometer 17 und 19 und denke, mir reicht’s eigentlich. Ich höre Drehorgelmusik. Eine Läuferin macht ein paar schwungvolle Umdrehungen, sorgt für Erheiterung im Publikum, kommt aus dem Schritt und fällt fast hin. Und von irgendwo hab ich sie wieder lächeln sehen, wie Schneewittchen sah sie aus, mit ihrer reinen, unversehrten Haut auf der sich wohl niemals ein Pickel, nie eine Schweißperle befand. Während bei mir der Schweiß aus allen Poren tropft. Nein, diese Blöße gebe ich mir nicht. Nein, Mireille, du lachst mich nicht aus, ich renne weiter! Da, von weitem sehe ich das Schild. 20 km. Eine kleine Ewigkeit dauert es, bis ich es erreiche. Jetzt noch 1000 Meter. Läppische 1000 Meter bis ins Ziel. Es ist der schlimmste Kilometer. Du bist so nah und doch scheint das Ziel noch unendlich fern. Ich laufe an einer Marathonläuferin vorbei. Sie wird auf beiden Seiten gestützt Die ist fertig, oh mann. Jetzt habe ich selbst für Madame Mathieu keinen Blick mehr übrig. Geradeaus, dann eine Kurve links, eine rechts, jetzt bin ich auf der Zielgeraden und gebe noch mal Gas. Nach 2 Stunden und 5 Minuten bin ich am Ziel. 21 Kilometer durch Freiburg, ich habe es geschafft, ich bin ein Finisher und bekomme meine Medaille. Vielen Dank Uwe für die Motivation, Ermutigung und das Mitlaufen! Es war genial!

nach 30 Kilometern

sind es noch 12 Kilometer bis man einen Marathon vollendet hat. Heute bin ich meinem Ziel ein Stück näher gekommen. Unsere Laufgruppe FeG Sports hat heute Morgen einen Trainingslauf durchs Kandertal absolviert. Für mich war es der erste 30 Kilometer Lauf nach fünf Jahren. Wenn man bedenkt, dass ich erst Anfang Februar, also einen Monat später, ins Marathontraining einsteigen konnte, bin ich mit meiner Leistung heute mehr als zufrieden. Ganz kurz könnte ich den Lauf so beschreiben: die ersten zehn Kilometer ganz locker. Auch bis 15 Kilometer recht entspannt. Bis Kilometer 21 war es schon knackiger, aber lief noch immer ganz gut. Aber die restlichen Kilometer danach waren echt hart.Das Wetter war optimal. Leichte Bewölkung und Temperaturen von um 12-15 Grad. Allerdings blies ein heftiger und recht kalter Wind. Und wie kann es anders sein – er kam uns entgegen. Zwischen Kandern und Mappach war es besonders heftig. Gut, dass ich meine Laufjacke mit dabei hatte. Und ich im Windschatten von Uwe laufen konnte. Das letzte Stück zwischen Egringen und Binzen war besonders hart. Die Beine waren müde und schwer und je näher das Ziel rückte, desto schwerer fiel mir das Laufen. Gut, dass dann Ralf, der bereits seine 30 km abgespult hatte, mit dem Auto vorbei kam und und die letzten Kilometer mit Musik anspornte. Alive and Kicking und Walking on Sunshine mobilisierten nochmals die letzten Kräfte um bis zum Sportplatz zu kommen. Besonderen Dank an unseren mobilen „Besenwagen“ Tiffany, die auf dem Bike unsere Trinkvorräte mitschleppte und und zusätzlich motivierte. Obwohl ich jetzt ziemlich müde bin und auch schwere Beine habe, ist das Ziel, Hamburg-Marathon wieder ein Stück näher gerückt. Und darüber freue ich mich sehr.  

Nachtlauf

Das Abendrot ist erloschen als du aus dem Auto steigst. Nachtblaue Wolken überziehen den Himmel. Regentropfen. Es ist kalt. Du fragst dich, warum du das hier tust und findest keinen Grund. Dann läufst du los, in die Nacht hinein. Du hörst deinen Atem, spürst deinen Puls. Der Regen löst sich auf. Die Wolken wirken freundlich. Du folgst dem Lauf des Flusses. Du setzt einen Fuß vor den anderen. Atmest tief ein und aus. In der Ferne hörst du das Schnattern von Wildenten. Plötzlich folgt dir ein Schatten. Gleicher Rhythmus, Schritt für Schritt. Das bist du. Der Mond hat sich hinter deinem Rücken aus den Wolken geschlichen. Nach fünf Kilometern drehst du um und läufst zurück. Der Mond lächelt dich an, zwischen Wolken und Bäumen. Du atmest tief ein. Die Nachtluft schmeckt nach Frühling. Die Welt gehört dir. Du atmest aus und dann ist sie wieder da – die Dankbarkeit, das Leben zu spüren. 

Die Entscheidung

Da liegt sie neben mir. Die Anmeldung zum Conergy Marathon Hamburg. Datum: 27. April 2008. Ein schönes Datum. Vielleicht weil es mich an meinen Geburtstag einen Monat später erinnert. Und weil ich im April geheiratet habe. Noch habe ich die Anmeldung nicht ausgefüllt. Es ist ja nicht irgendeine Anmeldung. So wie man sich zu einem Vortrag oder Seminar anmeldet. Nein, es ist eine Anmeldung zu einer Entscheidung, die mich sehr viel kostet. Ich entscheide mich, am 27.04.2008 42 Kilometer durch Hamburg zu laufen. Das heißt, ich muss trainieren. Konstant. Und das den Winter hindurch. Mindestens drei mal in der Woche. Egal ob es schneit oder regnet oder stürmt. Ob ich Bock habe oder eben nicht. Mein erster Marathon – zusammen mit 32 anderen aus der FeG-Sports Laufgruppe fahren wir nach Hamburg. Einige davon haben schon etliche Marathonläufe hinter sich. Für einige wird es der erste sein. Zeit spielt keine Rolle. Nur Durchhalten und Ankommen ist wichtig. Und dass wir es als Laufgruppe gemeinsam erleben. Und diesmal bin ich mit dabei.