Archiv der Kategorie: Kreativität

Leben in 2007


Leben ist eine Form des nicht sicher Seins, des nicht Wissens, was als nächstes kommt oder wie es kommt. In dem Augenblick, in dem du weisst wie, beginnst du ein wenig zu sterben. Der Künstler weiss nie ganz genau. Wir haben vielleicht Unrecht, aber wir machen einen Sprung nach dem anderen in die Dunkelheit hinein.

Agnes de Mille

Das Salomo-Prinzip

In den Sprüchen von Salomo finden wir ein einfaches, aber sehr effektives Prinzip zur Zeit- und Projektplanung:
Verliere nie dein Ziel aus den Augen, sondern geh geradlinig darauf zu. Überleg sorgfältig, was du tun willst und dann lass dich davon nicht mehr abbringen! Sprüche 4, 25+26

Mit einem Ziel verhält es sich wie mit einer Landkarte. Eine Landkarte erfüllt nur dann ihren Zweck, wenn ich ein Ziel habe und weiss, wo ich mich gerade befinde. Dann kann ich mich orientieren und mich zu meinem Ziel aufmachen. Will ich also etwas erreichen (was spielt keine Rolle), dann muss ich erst einmal eine Standortbestimmung vornehmen. Wo bin ich. Dann muss ich wissen, wo ich – in 1 Woche, 1 Monat, 1 Jahr sein möchte. Und dann gehts los. Ziele habe ich viele und ich weiss auch, wo ich mich befinde. Schwieriger wird es beim „nicht aus den Augen verlieren“ und dem „gradlinig darauf zugehen“. Hier nennt Salomo ein weiteres, wichtiges Prinzip: Prioritäten setzen! (Überleg dir sorgfältig, was du tun willst). D.h. ich habe gar nicht soviel Zeit, alle meine Ziele zu verwirklichen. Jedenfalls nicht alle zur gleichen Zeit. Deshalb muss ich sondieren. Welches Ziel ist wichtig? Das ist dann meine Priorität, auf die ich meine Energie, Kreativität und Finanzen konzentriere. Nur so erreiche ich mein Ziel.

Das Monster im Keller

Irgendwo im Keller steht sie und staubt vor sich hin: eine alte, schwere mechanische Schreibmaschine. Ein Monster von Schreibmaschine. In verschiedenen Blogs wird zur Zeit die Frage diskutiert, ob die Schreibmaschine nicht der Ausweg aus dem Dilemma sein kann, das wohl jeder, der Texte verfasst, kennt: das Gefühl nichts zu Papier, bzw. nichts auf den Bildschirm zu bringen. Keine Ahnung wie es dir damit geht. Ich neige dazu, mich abzulenken. Eine Schreibmaschine ist nur zum Schreiben da, basta. Meine Finger, die Typenköpfe, das Papier. Sonst nix. Der Computer bietet da eine ganze Spielwiese: hier kommt eine E Mail, ich finde interessante Seiten auf dem Internet, verliere mich in allem möglichen, bleibe aber nicht an meiner Aufgabe. Das nervt irgenwie. Nun haben ein paar kreative Köpfe eine Software entwickelt, die der guten alten Schreibmaschine sehr nahe kommen: das Programm blendet alles aus, es bleibt ein schwarzer Schirm auf dem ein grüner Curser blinkt. Mal sehen, ob mir das Programm dabei hilft, meine Arbeit besser in den Griff zu bekommen. Weitere Infos:
Subtraction
und WriteRoom

Back to the Basics

Ich liebe das digitale Zeitalter. Heute ermöglichen Computer und Internet unbegrenzte Kommunikation. Das war nicht immer so. Als Jugendliche kommunizierte ich über CB Funk. Die Post erlaubte nur Geräte mit geringer Sendeleistung und 12 Kanälen. Damals war es schon eine kleine Sensation, wenn der Kontakt zu einem Funker in der Innerschweiz zustande kam. Dann tauschte man QSL Karten aus, auf denen der Funkkontakt vermerkt wurde. Das war immer eine große Freude, wenn die bunten Karten, die meist ein Foto oder Cartoon des Funknamens zierten, in meinen Briefkasten flatterten. Während ich Hausaufgaben machte, war das Funkgerät stets an. Oft knackte es und rauschte und es war immer sehr spannend, wenn man eine neue Station erreichte. Wenn man um die Welt funken wollte, musste man eine Lizenz erwerben und eine ziemlich schwere Prüfung ablegen. Unter anderem musste man das Morsealphabet aus dem ff beherschen. Dafür benötigte man Kurzwellenfunkgeräte und monsterhafte Antennen. Heute schalten wir den Computer an und sind mit der ganzen Welt vernetzt.
Vor zehn Jahren kamen PDA’s – Personal Digital Assistants(Elektronische Terminplaner) auf den Markt. Ich kaufte mir den Palm Vx und war begeistert. Damit konnte ich nicht nur Termine und Adressen verwalten, sondern (mit einem faltbaren Keyboard), Artikel und Tagebuch schreiben. Der Palm wurde zum ständigen und unverzichtbaren Begleiter. Die neueren Geräte ermöglichten mit dem Handy Empfang und Versand von Email. So war ich jederzeit und überall erreichbar.
Während unserer dreieinhalb Monate Nomandenleben mit Zelt und Fahrrad bestanden die wesentlichen Fragen des Lebens aus: Wie ist das Wetter heute? Wohin fahren wir? Auf welchen Straßen erreichen wir unser Ziel? Wieviel Kilometer und Höhenmeter müssen bewältigt werden? Wo bekommen wir Frischwasser und Proviant? Wo stellen wir heute Abend unser Zelt auf?
Wir sind keine Woche zurück in Deutschland und schon hat uns die Komplexität des Lebens wieder. Wir haben Probleme mit der Internetverbindung, Axels Monitor hat seinen Dienst quittiert, hätte ich mich nicht an mein Computerpassword erinnert, wären alle Daten auf dem Palm verloren. Das Leben kann ganz schön kompliziert sein. Wir haben in Neuseeland ein paar Entscheidungen getroffen. Es sind keine, die unser ganzes Leben auf den Kopf stellen. Aber es sind erste Schritte zurück zu einem einfacheren Leben. Ich habe bereits seit längerem ein Moleskine-Buch, das mir als Tagebuch dient. Schreiben mit Feder und Tinte, Buchstaben, die auf Papier trocknen, das ist doch etwas ganz anderes als Tastenschläge, die als Bites und Bytes gespeichert werden. Morgen bestelle ich mir ein Zeitplanbuch und verabschiede mich von der Ära Palm. Axel trennt sich von seinem Auto und wird fortan mit dem Bike zur Arbeit fahren. Wie gesagt, es sind erste, kleine Schritte. Es werden weitere folgen und ich halte euch auf dem laufenden. Wie geht es euch? Sehnt ihr euch auch nach einem „Einfach einfach Leben“?